Prag
Landessprache verkünden sollten. Am 5. Juni 863 trafen die beiden âApostel der Slawenâ in Mähren ein (seit der Samtenen Revolution ist dieser Tag ein Feiertag in Tschechien).
Es war eines der letzten groÃen Ereignisse, das die Chronisten jener Zeit schilderten, ohne von Prag zu berichten. Die Entstehung der Stadt zeichnete sich aber bereits mehr als deutlich ab, und auf der heutigen Kleinseite existierte schon eine groÃe Zahl an Gehöften.
Geschichte
Aller Anfang war die Burg
In der zweiten Hälfte des 9. Jh. siedelte der erste christliche Herrscher Böhmens, HerzogBoÅivoj I., von seiner Burgstätte Levý Hradec (im Norden Prags) auf jenen Bergrücken über, der sich heute HradÄany nennt. 883 begann man mit dem Bau der Burg, zwei Jahre später zog der Herzog ein. Mit BoÅivoj I. tritt zugleich der erste Herrscher aus dem Geschlecht derPÅemysliden in den Chroniken des Landes auf, einem Geschlecht, dessen Ursprung sagenumwoben ist (â Kasten âLibuÅ¡es Liebe und Visionenâ) und das die Geschicke Böhmens bis zum Anfang des 14. Jh. lenken sollte.
BoÅivojs SohnSpytihnÄv I. wandte sich wieder der lateinischen Kultur des Westens zu und löste die Tschechen aus der Sphäre des GroÃmährischen Reiches, was zugleich dessen Untergang einläutete. Darin wurzelt übrigens die soziale und kulturelle Trennung zwischen Tschechen und Slowaken, die trotz späterem gemeinsamen Staat nie überwunden wurde. Die Tschechen verbündeten sich mit dem fränkischen Kaiser Arnulf, die Slowaken wurden von den Magyaren, dem Urvolk der Ungarn, unterjocht.
Nach dem Tod SpytihnÄvs I. 915 übernahm dessen BruderVratislav I. die Regierung Böhmens. Als dieser starb, kamen seine Söhne an die Macht.Václav zuerst (â Kasten âHeiliger oder Lebemannâ), danach der jüngereBoleslav, der seinen Bruder kurzerhand ermordet hatte und daher den Beinamen âder Grausameâ trägt. Dieser strebte eine weitgehende Autonomie seines Herzogtums an, doch seine Politik schlug fehl. 950 stand das Heer des deutschen Königs und späteren Kaisers Otto des GroÃen vor der Tür, und Böhmen wurde Teil des karolingischen Ostfrankenreiches.
Geschichte
Von Boleslav, Vratislav, Vladislav ...
Im Jahr 965 traf der aus Spanien stammende jüdische Gelehrte Ibrahim ibn Yaâqub ein. Seinem Reisebericht ist zu entnehmen, dass unterhalb der Prager Burg bereits ein blühendes Marktzentrum entstanden war, in dem Slawen, Muslime und Juden lebten. Gehandelt wurde damals mit Sklaven, Zinn und Pelzen.
973 unterBoleslav II. wurde Prag von der Diözese Regensburg unabhängig und zum selbstständigen Bistum erhoben; erster Bischof wurde der sächsische Benediktiner Thietmar. In jener Zeit entstanden auch die ersten Klöster. Gegen Ende des 10. Jh. wurde zudem flussaufwärts die Burg VyÅ¡ehrad (im heutigen Prager Süden gelegen) befestigt und mit einer Münzprägstätte ausgestattet. Als Herzog Vratislav II. 1061 den Thron bestieg, verlegte er die Residenz der PÅemysliden nach VyÅ¡ehrad. Vratislav II. wurde übrigens aufgrund seiner militärischen Verdienste in Oberitalien von Kaiser Heinrich IV. 1085 zum ersten König Böhmens erhoben (von da ab nannte er sich Vratislav I.). Die Rückorientierung auf die Prager Burg erfolgte unter der Regierungszeit SobÄslavs I. (1125â1140) und keiner der nachfolgenden Regenten tat noch etwas, um den Prunk auf Burg VyÅ¡ehrad wieder aufleben zu lassen.
Wie gemalt: das Panorama der Prager Burg
Im Jahr 1158 lieà SobÄslavs Neffe Vladislav II. die erste Steinbrücke über die Moldau errichten, die nach seiner Frau Judithbrücke genannt wurde. Dieser wichtige Ãbergang trug erheblich zur Entwicklung der Stadt bei. Insbesondere am rechten Moldauufer siedelten daraufhin mehr und mehr Kolonisten, vorrangig aus Bayern und Sachsen. Und nachdem SobÄslav II. Juden, Italienern und Deutschen das Recht auf Selbstverwaltung zugestanden hatte, war deren Zuzug enorm. Man schätzt, dass in der zweiten Hälfte des 13. Jh. bereits 35.000 Menschen dort lebten, denen Hungersnöte und Pestepidemien allerdings immer wieder schwer zu schaffen machten. Zu jener Zeit ging auch der Name âPragâ von der Burg auf die Stadt darunter über. Mehr als 15 Kirchen hatte sie bereits aufzuweisen, dazu zwei Synagogen. Das
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