Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
bequeme Ledersessel und Ottomanen in einem Kreis standen. In der Ecke plätscherte ein Zimmerspringbrunnen und auf dem Mahagoni-Sideboard standen Wasser- und Softdrinkflaschen. Auf den Tischen standen ebenfalls Kleenexschachteln und in einer großen Drahtkiste neben der Tür lagen Schaumstoffnudeln wie die, mit denen Hanna, Ali und die anderen früher in Spencers Pool gespielt hatten. Auf einem Regal in der Ecke lagen Bongos, Blockflöten und Tamburine. Würden sie etwa eine Band gründen?
Nachdem sich alle Mädchen gesetzt hatten, schloss Dr. Felicia die Tür und setzte sich ebenfalls. »Okay«, sagte sie und öffnete einen riesigen Tagesplaner mit Ledereinband.
»Heute reden wir zuerst darüber, wie die Woche für uns verlaufen ist, und anschließend spielen wir Minenfeld. «
Alle grunzten oder stöhnten. Hanna schaute Iris an. »Was ist das?«
»Eine Vertrauensübung«, erklärte Iris und verdrehte die Augen. »Sie verstreut einen Haufen Sachen im Zimmer, die Minen und Bomben repräsentieren sollen. Du musst dich von einer Partnerin mit verbundenen Augen durch die Minen führen lassen und darauf vertrauen, dass sie dich beschützt.«
Hanna verzog das Gesicht. Dafür bezahlte ihr Dad Tausende von Dollar pro Tag?
Dr. Felicia klatschte in die Hände und rief die Mädchen zur Ruhe. »Okay, lasst uns darüber reden, wie es uns geht. Wer will anfangen?«
Niemand meldete sich. Hanna kratzte sich am Bein und dachte darüber nach, ob sie heute lieber eine Maniküre oder eine Ölpackung für ihre Haare buchen sollte. Ein zartes, dunkelhaariges Mädchen namens Paige saß ihr gegenüber und kaute an ihren Fingernägeln.
Dr. Felicia umfasste ihre Knie und seufzte resigniert. Dann landete ihr Blick auf Hanna. »Hanna!«, zirpte sie. »Willkommen in der Gruppe. Hanna ist heute zum ersten Mal hier, ihr Lieben. Sie soll sich bei uns sicher und akzeptiert fühlen.«
Hanna krallte ihre Zehen in ihre schwarzen Proenza-Schouler-Stiefel. »Danke«, murmelte sie in ihren nicht
vorhandenen Bart. Der Brunnen plätscherte laut in ihren Ohren. Irgendwie musste sie jetzt pinkeln.
»Gefällt es dir hier?«, fragte Dr. Felicia mit Singsangstimme. Sie gehörte zu den Menschen, die niemals blinzeln, aber immer lächeln. Sie wirkte wie eine wahnsinnige Cheerleaderin auf Ritalin.
»Sehr gut«, sagte Hanna. »Sehr, äh … angenehm bisher.«
Die Ärztin runzelte die Stirn. »Das freut mich, aber gibt es nichts, was du mit der Gruppe besprechen willst?«
»Eigentlich nicht«, schnappte Hanna.
Dr. Felicia schürzte die Lippen und machte ein enttäuschtes Gesicht.
»Hanna ist meine Zimmergenossin und ich glaube, es geht ihr gut«, sprang Iris ein. »Wir reden ständig miteinander – ich glaube, das Sani tut ihr sehr gut. Zumindest reißt sie sich nicht die Haare aus wie Ruby.«
Damit wendeten sich alle Ruby zu, die tatsächlich gerade an einem Haarbüschel zerrte. Hanna warf Iris einen dankbaren Blick zu, weil sie Dr. Felicias Aufmerksamkeit von ihr abgelenkt hatte.
Aber nachdem Dr. Felicia Ruby ein paar Fragen gestellt hatte, wandte sie sich wieder an Hanna. »Also, Hanna, willst du uns sagen, warum du hier bist? Darüber zu reden kann wirklich unheimlich hilfreich sein.«
Hanna wippte mit dem Fuß. Vielleicht würde Dr. Felicia ja von ihr ablassen, wenn sie einfach nur stumm sitzen blieb. Dann hörte sie jemand im Zimmer tief Luft holen.
»Hanna hat ganz gewöhnliche Probleme«, sagte Tara
mit hoher, schneidender Stimme. »Sie hat eine Essstörung wie alle perfekten Mädchen. Ihr Daddy hat sie nicht mehr lieb, aber sie versucht, nicht daran zu denken. Außerdem hat sie mal eine Freundin gehabt, die nicht nett zu ihr war. Blablabla. Es lohnt echt nicht, darüber zu reden.«
Zufrieden lehnte sich Tara zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und warf Hanna einen Blick zu, der selber schuld sagte.
Iris schnüffelte. »Wow, Tara, toll gemacht. Du hast uns belauscht. Du hast Ohren. Hässliche kleine Rattenohren.«
»Mädels«, warnte Dr. Felicia.
Hanna hatte nicht vor, sich von Tara aus der Ruhe bringen zu lassen, aber als sie noch mal über ihre Worte nachdachte, wich ihr das Blut aus dem Gesicht. Irgendetwas an dem, was Tara gesagt hatte, passte einfach nicht.
»W-woher weißt du das von meiner besten Freundin?«, stammelte sie. Monas Gesicht stieg vor ihr auf, der vor Wut brennende Blick, mit dem sie den Motor ihres SUV aufheulen ließ.
Tara blinzelte überrumpelt.
»Das ist doch offensichtlich«, warf Iris ätzend ein.
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