Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
und das Laptop, das Melissa ihr geliehen hatte, war im Feuer zerstört worden. Sie legte die CD ein, auf der sich die Festplatte ihres Dads befand – sie hatte sie heimlich kopiert, als sie herauszufinden versuchte, ob sie
adoptiert war. Der Computer piepte und fuhr mit einem Summen hoch.
Der Morgenhimmel war von einem trüben Grau. Spencer konnte die Spitze der verkohlten Windmühle und die zerstörte Scheune sehen. Sie wandte den Blick ab und schaute in Richtung Straße. Vor dem Haus der Cavanaughs standen immer noch die Wagen der Klempner. Ein dünner, blonder Typ in einem schmutzigen, verblichenen Arbeitsoverall schlenderte aus der Tür des Hauses und zündete sich eine Zigarette an. Gerade kam auch Jenna Cavanaugh aus dem Haus. Der Klempner beobachtete, wie sie mit ihrem Blindenhund langsam zu Mrs Cavanaughs Lexus ging. Als er sich an der Oberlippe kratzte, sah Spencer, dass er einen goldenen Schneidezahn hatte.
Der Computer piepste wieder und Spencer drehte sich zum Bildschirm um. Die CD war fertig geladen. Sie klickte auf den Ordner Dad . Tatsächlich gab es einen Unterordner mit dem Buchstaben J. Drinnen befanden sich zwei unbetitelte Word-Dokumente.
Sie lehnte sich zurück und der Stuhl knarrte. Wollte sie die Dateien wirklich öffnen? Musste sie um jeden Preis erfahren, was darin stand?
Sie hörte, wie ihre Mutter unten in der Küche den Mixer startete. Eine Sirene heulte. Spencer massierte sich die Schläfen. Und wenn das Geheimnis etwas mit Ali zu tun hatte? Die Versuchung war zu groß. Spencer klickte die erste Datei an. Sie öffnete sich schnell und Spencer beugte sich vor, plötzlich zu ängstlich, um einzuatmen.
Liebe Jessica, es tut mir leid, dass wir den Abend heute so abrupt beenden mussten. Ich kann dir alle Zeit geben, die du brauchst, aber ich warte sehnsüchtig darauf, wieder mit dir allein sein zu dürfen. In Liebe, Peter.
Spencer wurde es schlecht. Jessica? Warum schrieb ihr Dad einer Frau namens Jessica, dass er mit ihr allein sein wollte?
Sie klickte das zweite Dokument an. Es war ebenfalls ein Brief. Liebe Jessica , begann er wieder, was unser Gespräch angeht: Ich glaube, das wird dir helfen. Bitte nimm es an.
In Liebe, xx
Peter.
Darunter war der Screenshot einer Banküberweisung. Eine lange Reihe Nullen verschwamm vor Spencers Augen. Es war eine riesige Summe, viel mehr als auf Spencers College-Konto gewesen war. Dann sah sie die Namen in der unteren rechten Ecke der Überweisung. Das Geld kam von einem Kreditkartenkonto von Peter Hastings und war auf ein Konto namens Stiftung für die Suche nach Alison DiLaurentis eingezahlt worden. Der Empfänger war Jessica DiLaurentis. Jessica DiLaurentis. Natürlich. Alis Mom.
Spencer starrte lange auf den Schirm. Liebe Jessica. In Liebe, xx. Das ganze Geld. Die Stiftung. Sie schaute wieder in den ersten Brief. Es tut mir leid, dass wir den Abend heute so abrupt beenden mussten. Ich warte sehnsüchtig darauf, wieder
mit dir allein sein zu dürfen. Sie klickte mit der rechten Maustaste auf das Dokument, um zu überprüfen, wann es zuletzt verändert worden war. Das Datum war der 20. Juni vor dreieinhalb Jahren.
»Was zum Henker?«, flüsterte sie.
Spencer hatte versucht, diesen klebrig heißen, schrecklichen Sommer so gut als möglich zu vergessen, aber sie würde sich Zeit ihres Lebens an den 20. Juni erinnern. Den Tag, an dem das siebte Schuljahr geendet hatte. Den Abend ihrer Pyjamaparty.
Den Abend, an dem Ali gestorben war.
Kapitel 19
ALLE GEHEIMNISSE KOMMEN IRGENDWANN ANS TAGESLICHT
Lucy stopfte die letzte Ecke ihres Bettlakens unter die Matratze und richtete sich auf. »Fertig?«, fragte sie.
»Ja«, erwiderte Emily traurig. Es war Freitagmorgen und gleich würde sie mit dem Bus zurück nach Rosewood fahren. Sie hatte Lucy gesagt, dass sie sie nicht bis zur Bushaltestelle, sondern nur bis zum Highway begleiten bräuchte. Es war für Amische zwar erlaubt, mit dem Bus zu fahren, aber Emily wollte nicht, dass Lucy merkte, dass sie nach Philadelphia und nicht in ihre angebliche Heimat Ohio fuhr. Nach allem, was Lucy ihr anvertraut hatte, wollte Emily nicht mehr zugeben, dass sie gar keine Amische war. Aber manchmal fragte sie sich, ob Lucy das nicht schon längst ahnte und nur nicht nachgefragt hatte. Vielleicht war es besser, das Thema einfach zu meiden.
Emily sah sich zum letzten Mal im Haus um. Sie hatte sich bereits von Lucys Eltern verabschiedet, die sie unzählige Male gefragt hatten, ob sie nicht doch noch einen Tag
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