Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
Eigentlich hätten die Mädchen heute am Pool des Rosewooder Country Club liegen und die süßen Typen aus ihrer exklusiven Privatschule Rosewood Day beäugen sollen. Und eigentlich hinderte sie auch nichts daran, aber es kam ihnen merkwürdig vor, ohne Ali Spaß zu haben. Sie fühlten sich haltlos ohne sie, wie Schauspielerinnen ohne Regisseurin oder Marionetten ohne Puppenspieler.
Bei der Pyjamaparty gestern Abend hatten sie das Gefühl gehabt, dass sie Ali ziemlich auf die Nerven gingen. Sie war auch irgendwie abgelenkt gewesen – sie hatte vorgeschlagen, alle zu hypnotisieren, aber als Spencer sich trotz Alis Beharren weigerte, die Rollläden zu schließen, war Ali abrupt abgehauen, ohne sich zu verabschieden. Die vier Freundinnen hatten das unangenehme Gefühl, genau zu wissen, warum Ali gegangen war – sie hatte etwas Besseres zu tun, mit Mädchen, die älter und viel cooler waren als sie.
Obwohl keine von ihnen das zugegeben hätte, hatten sie alle geahnt, dass es so kommen würde. Ali war die Trendsetterin Nummer eins an der Rosewood Day, sie war bei
allen Typen heiß begehrt und sie allein entschied, wer beliebt und wer ein unberührbares Nichts war. Sie bezauberte einfach alle, von ihrem mürrischen älteren Bruder Jason bis hin zum strengsten Geschichtslehrer der Schule. Letztes Jahr hatte sie Spencer, Hanna, Aria und Emily aus ihrem unbedeutsamen Dasein gerettet und in ihren inneren Zirkel aufgenommen. Ein paar Monate lang war alles perfekt gewesen. Die fünf waren auf einmal die Königinnen der Schulflure von Rosewood Day, hielten bei den Partys der sechsten Klasse Hof und bekamen immer den besten Tisch im Rive Gauche in der King James Mall. Die weniger beliebten Mädchen räumten den Tisch widerstandslos, sobald sie auftauchten. Aber gegen Ende der Siebten entfernte sich Ali immer weiter von ihnen. Sie rief sie nicht mehr sofort nach der Schule an. Sie schickte ihnen im Unterricht nicht mehr heimlich SMS. Wenn die Mädchen mit ihr redeten, wirkte sie oft so unbeteiligt, als sei sie mit den Gedanken ganz woanders. Und Ali interessierte sich auf einmal nur noch für die tiefsten, dunkelsten Geheimnisse ihrer Freundinnen.
Aria sah Spencer an. »Du bist Ali gestern Abend doch noch nachgerannt. Hast du wirklich nicht gesehen, in welche Richtung sie gelaufen ist?« Sie musste schreien, um den Häcksler eines Nachbarn zu übertönen.
»Nein«, sagte Spencer schnell und starrte auf ihre weißen Flipflops.
»Du bist aus der Scheune gerannt?« Emily zog an ihrem rotblonden Pferdeschwanz. »Das weiß ich gar nicht mehr.«
»Das war direkt, nachdem Spencer zu Ali gesagt hat, sie solle gehen«, informierte Aria sie mit leicht genervtem Tonfall.
»Ich habe das ja nicht so gemeint«, murmelte Spencer und pflückte ein zartes Gänseblümchen, das unter der Weide wuchs.
Hanna und Emily zupften an ihren Nagelhäuten herum. Sie konnten sich nur noch an Alis komische Hypnose erinnern: Sie hatte von hundert rückwärtsgezählt, ihnen nacheinander den Daumen auf die Stirn gelegt und verkündet, sie stünden nun in ihrer Macht. Als sie gefühlte Stunden später verwirrt aus einem tiefen Schlaf erwachten, war Ali verschwunden.
Emily zog sich das T-Shirt bis über die Nase hoch, was sie immer tat, wenn sie sich Sorgen machte. Es roch ein bisschen nach Weichspüler und Deo. »Was sollen wir Alis Mom sagen?«
»Wir decken sie«, entschied Hanna sachlich. »Wir sagen, sie sei bei ihren Freundinnen aus der Feldhockeymannschaft. «
Aria legte den Kopf in den Nacken und betrachtete zerstreut den Kondensstreifen, den ein Flugzeug über den wolkenlosen blauen Himmel zog. »Okay.« Aber ehrlich gesagt wollte sie Ali gar nicht decken. Am Vorabend hatte Ali ein paar wirklich deutliche Anspielungen auf das schreckliche Geheimnis von Arias Dad von sich gegeben. Verdiente sie heute tatsächlich Arias Hilfe?
Emily schaute einer Hummel nach, die von Blüte zu
Blüte wanderte. Sie wollte Ali ebenfalls nicht decken. Wahrscheinlich war Ali bei ihren älteren Freundinnen aus dem Hockeyteam – weltgewandten, einschüchternden Mädchen, die in ihren Range Rovers Marlboros rauchten und auf Saufpartys gingen. War Emily ein böser Mensch, wenn sie sich wünschte, dass Ali Ärger bekam, weil sie offensichtlich lieber mit ihnen herumzog? Sie wollte Ali nicht teilen. Machte sie das zu einer schlechten Freundin?
Spencer verzog ebenfalls das Gesicht. Es war nicht fair, dass Ali einfach davon ausging, dass sie für sie lügen würden. Gestern
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