Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
berichteten, was sie an diesem Tag Außerordentliches vollbracht hatten.
Die schweren Flügeltüren der Schule öffneten sich und die letzten Sechstklässler kamen heraus, darunter auch ein paar Kids, die aussahen, als seien sie den Seiten eines J.-Crew-Kataloges entsprungen. Aria kehrte auf ihren Mauerplatz zurück und tat so, als sei sie mit Skizzieren beschäftigt. Sie wollte jeglichen Augenkontakt mit dieser Gruppe vermeiden – vor ein paar Tagen hatte Naomi Zeigler ihren Blick bemerkt und gegiftet: »Was ist? Bist du verknallt in uns?« Schließlich waren diese Kids die Elite der sechsten Klasse – oder, wie Aria sie nannte, die Typischen Rosewoods.
Ausnahmslos alle Typischen Rosewoods wohnten in umzäunten
Herrenhäusern, auf riesigen Anwesen oder in luxuriös renovierten ehemaligen Scheunen mit Pferdeställen und Garagen für zehn Autos. Sie waren alle gleich: Die Jungs spielten Fußball und hatten raspelkurze Haare; die Mädchen lachten alle gleich, trugen farblich aufeinander abgestimmten Lipgloss und hatten Logo-Taschen von Dooney & Burke über der Schulter. Wenn Aria die Augen zusammenkniff konnte sie nicht sagen, wer nun wer war.
Mit Ausnahme von Alison DiLaurentis. Ali war immer absolut unverwechselbar.
Und jetzt ging Alison an der Spitze der Gruppe den gepflasterten Weg entlang. Ihr blondes Haar wehte hinter ihr her, die saphirblauen Augen leuchteten, ihre Knöchel schwebten traumhaft sicher über 7-Zentimeter-Plateausohlen. Naomi Zeigler und Riley Wolfe, ihre engsten Freundinnen, folgten direkt hinter ihr und ließen sie nicht aus den Augen. Seit Ali in der dritten Klasse nach Rosewood gezogen war, behandelten sie alle wie eine Königin.
Ali blieb bei Emily und den anderen Schwimmern stehen. Emily fürchtete, Ali werde sie – wieder einmal – wegen ihres trockenen, vom Chlor zu einem grünlichen Farbton gebleichten Haares aufziehen, aber diesmal galt Alis Aufmerksamkeit etwas anderem. Ein süffisantes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie den Flyer las. Mit einer schnellen Handbewegung riss sie das Blatt ab, wirbelte herum und baute sich vor ihren Freundinnen auf.
»Mein Bruder versteckt ein Stück der Flagge«, sagte sie so laut, dass der ganze Hof es mitbekam. »Er hat mir versprochen, dass er mir sagt, wo es ist.«
Gemurmel erhob sich. Hanna nickte voller Ehrfurcht – sie
bewunderte Ali noch mehr als die älteren Cheerleader. Spencer dagegen schäumte vor Wut. Alis Bruder durfte ihr doch nicht verraten , wo er sein Flaggenstück versteckt hatte. Das war Betrug!
Mit grimmiger Konzentration zog Aria ihre Zeichenkohle über das Papier, die Augen auf Alis herzförmiges Gesicht geheftet. Und Emily kitzelte Alis dezentes Vanilleparfum in der Nase – der Duft war so himmlisch als stünde man im Eingang einer Bäckerei.
Die älteren Schüler schritten die majestätische Steintreppe der Schule zum Schulhof hinab und unterbrachen Alis großartige Ankündigung. Große, hochmütige Mädchen und ordentlich gekleidete, attraktive Jungs schlenderten an den Sechstklässlern vorbei und gingen in Richtung Schülerparkplatz zu ihren Autos. Ali beobachtete sie kühl und fächelte sich mit dem Zeitkapsel-Flyer Luft zu. Ein paar mausige Zehntklässlerinnen, über deren Kragen weiße iPod-Kopfhörer baumelten, wirkten sichtlich eingeschüchtert, als sie ihre Zehngangräder aufschlossen. Naomi und Riley schauten sie naserümpfend an.
Dann bemerkte ein großer, blonder Elftklässler Ali und blieb bei ihr stehen.
»Was geht, Al?«
»Nichts.« Ali schürzte die Lippen und richtete sich kerzengerade auf. »Was geht bei dir, Eee?«
Scott Chin stieß Hanna den Ellbogen in die Seite, und Hanna errötete. Mit seinem gebräunten, ebenmäßigen Gesicht, dem lockigen blonden Haar und den wunderschönen, seelenvollen, haselnussbraunen Augen nahm Ian Thomas – Eee – den zweiten Platz auf Hannas Liste superscharfer Typen ein, knapp hinter Sean Ackard, in den sie verknallt war, seit sie in der dritten
Klasse im gleichen Kickball-Team gespielt hatten. Es war unklar, woher Ian und Ali sich kannten, aber Gerüchten zufolge luden die älteren Schüler Ali zu ihren exklusiven Partys ein, obwohl sie viel jünger war als sie.
Ian lehnte sich gegen den Fahrradständer. »Hast du gerade gesagt, du wüsstest, wo ein Stück der Zeitkapsel-Flagge versteckt ist?«
Alis Wangen röteten sich. »Wieso? Ist da jemand neidisch?« Sie warf ihm ein freches Lächeln zu.
Ian schüttelte den Kopf. »Ich würde das an deiner
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