Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
Dachbodenzimmer. An diese riesigen, unheimlichen Augen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. »Äh, danke«, murmelte sie vorsichtig.
Courtney hielt ihren Blick noch ein paar Sekunden länger fest, ein merkwürdiges Lächeln umspielte ihren Mund. »Gern geschehen«, sagte sie. Dann schulterte sie ihre Handtasche und folgte den anderen den Flur entlang.
Kapitel 7
NOEL KAHN, BEGRÜSSUNGSKOMITEE
Ein paar Stunden später schlurfte Aria zur Stillbeschäftigung, der dritten Stunde des Tages. Sie fand in einem Klassenzimmer für den Hygieneunterricht statt, in dem Poster über die Symptome von Geschlechtskrankheiten hingen sowie welche, die über die Zerstörungskraft illegaler Drogen und die Auswirkungen langjährigen Rauchens auf die Haut aufklärten. Außerdem gab es noch ein Poster von einem gelben Klumpen, der ein Pfund Fett im Körper repräsentierte, und ein langes Plakat über die Entwicklungsstadien des Fötus im Mutterleib. Arias Pseudostiefmutter Meredith war in der sechsundzwanzigsten Woche schwanger und laut dem Plakat war ihr Fötus inzwischen ungefähr so groß wie eine Kohlrübe.
Wie witzig!
Aria nahm einen tiefen Schluck Kaffee aus ihrem Thermobecher. Sie bestellte sich immer noch Kaffeebohnen aus dem kleinen Laden in der Nähe ihrer ehemaligen Wohnung in Reykjavik. Allein die Versandgebühren verschlangen ein Vermögen, aber sie konnte sich einfach nicht mehr mit Starbucks zufriedengeben. Aria setzte sich und weitere Schüler strömten hinter ihr ins Zimmer. Dann hörte sie, wie neben ihr eine Tasche auf den Boden plumpste, und sah auf.
»Hi.« Noel ließ sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Mittelgangs fallen. Seine Anwesenheit überraschte Aria – er war zwar in ihrer Stillbeschäftigungsgruppe, verbrachte die Freistunde aber meistens im Kraftraum der Schule. »Wie geht es dir?«, fragte er und schaute sie mit großen Augen an.
Achselzuckend trank Aria noch einen Schluck Kaffee. Irgendwie ahnte sie, worüber Noel mit ihr reden wollte. Alle wollten heute über nichts anderes reden.
»Hast du schon mit … Courtney geredet?« Seine Lippen zuckten, als er den Namen aussprach.
Aria knabberte an ihrem Daumennagel. »Ich habe gestern kurz mit ihr gesprochen. Und hoffentlich muss ich das nie wieder tun.«
Noel schaute sie erstaunt an.
»Was ist?«, zischte Aria.
»Na ja …« Noel verstummte und drehte an seinem Schlüsselanhänger, einer Miniatur-Wodkaflasche. »Ich dachte, du würdest sie sicher gerne näher kennenlernen, weil sie doch Alis Schwester ist und so«, sagte er dann.
Aria drehte sich weg und betrachtete angelegentlich eine bunte Darstellung der Nahrungspyramide an der Wand. Byron hatte gestern beim Abendessen ziemlich genau dasselbe gesagt – dass es Aria vielleicht dabei helfen würde, Alis Tod zu verkraften, wenn sie sich mit ihrer lang verschollenen Schwester anfreundete. Und Aria war sich sicher, dass ihre Mutter Ella genau seiner Meinung sein würde. Aber sie mied ihre Mutter zurzeit. Wenn sie bei Ella anrief, riskierte sie schließlich immer, stattdessen deren neuen schleimigen Freund Xavier an den Apparat zu bekommen.
Die Courtney-Sache war Aria eine Nummer zu schräg: Wie sie auf dem Podium gestanden und der Menge zugewinkt hatte, hatte sich für Aria irgendwie falsch angefühlt. Dass die DiLaurentis sie jahrelang versteckt hatten, ohne einer Menschenseele von ihr zu erzählen – merkwürdig. Wie die Presse begierig all ihre Worte verschlang – abgefahren. Inmitten des ganzen Zirkus hatte Aria zu Jason DiLaurentis geblickt. Er nickte zu allem, was seine Mom sagte, und seine Augen wirkten so glasig, als habe man ihn einer Gehirnwäsche unterzogen. Aria war lange in Jason verknallt gewesen, aber dieser Anblick kühlte ihre Gefühle ein für alle Mal ab. Er und seine Familie waren noch kaputter, als sie es sich je hätte vorstellen können.
Aria schlug aufs Geratewohl ihr Bio-Buch auf und tat so, als lese sie einen Absatz zur Fotosynthese. Noels Blick ruhte abwartend auf ihr. »Es fühlt sich komisch an, mit ihr zu reden«, antwortete sie schließlich, ohne aufzusehen. »Es weckt eine Menge Erinnerungen an Alis Verschwinden und ihren Tod.«
Noel beugte sich vor, das alte Holzpult knarrte. »Aber Courtney hat das alles auch durchgemacht. Vielleicht würde es euch guttun, das Ganze gemeinsam zu verarbeiten. Ich weiß, du hältst nicht viel von Gruppentherapie, aber vielleicht würde es dir wirklich helfen, mit ihr zu reden.«
Aria zwickte sich in den
Weitere Kostenlose Bücher