Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
Freundinnen gewesen.
Oder hatte sie ihnen nicht doch immer wieder Hinweise gegeben? Ali war zum Beispiel von Zwillingen besessen gewesen – als sie einmal alleine mit Emily in Ardmore einkaufen gewesen war, hatte sie steif und fest behauptet, sie und Emily seien Zwillinge, nur um zu sehen, wer ihnen glauben würde. Und Ali hatte stets darüber gestaunt, wie ähnlich
sich Emily und ihre Schwester Carolyn sahen. »Hat euch schon mal jemand für Zwillinge gehalten?«, hatte sie mehr als einmal gefragt. »Werdet ihr manchmal verwechselt?«
Aria bemerkte, dass Emily Courtneys Foto betrachtete. Sie berührte ihr Handgelenk. »Sei vorsichtig.«
Emily zuckte zusammen. »Was meinst du damit?«
Aria schürzte die Lippen. Ein paar Cheerleader in kurzen Röcken marschierten an ihnen vorbei und übten die Armbewegungen für eine Figur. »Sie sieht zwar aus wie Ali, aber sie ist es nicht.«
Emily stieg das Blut in den Kopf. Sie ahnte, worauf Aria hinauswollte. Emilys alte Freundinnen wussten, dass Emily in Ali verliebt gewesen war – viele Botschaften der ursprünglichen A., Mona Vanderwaal, hatten sich ausschließlich darum gedreht. Aria hatte Emily schon mehrmals angemacht, weil sie sich ihrer Meinung nach zu sehr von ihrem Herzen leiten ließ und zu wenig ihren Verstand benutzte, vor allem als Emily stur an der Überzeugung festhielt, dass Ali noch am Leben sei.
»Ich weiß, dass sie nicht Ali ist«, schnappte Emily. »Ich bin keine Idiotin.«
Dann stürmte sie in den Umkleideraum, ohne sich von Aria zu verabschieden.
Hier roch es nach Gummisohlen, Haarspray und blumigem Deodorant. Ein paar Mädels zogen sich bereits ihre T-Shirts und Shorts an und plauderten über den Valentinsball am Samstag. Emily stapfte ärgerlich zu ihrem Spind. Aria hatte definitiv einen wunden Punkt getroffen.
Ehrlich gesagt hatte Emily die ganze letzte Nacht wach
gelegen und wieder und wieder den Augenblick durchlebt, in dem Courtney auf das Podium getreten war. Obwohl sie nicht Ali war, hatte Emilys Herz gehüpft, als Courtney ihr so verführerisch zuzwinkerte. Es war wundervoll gewesen, in der neuen Küche der DiLaurentis zu sitzen und dieses fast schmerzlich schöne, unheimlich vertraute Mädchen zu betrachten. Emily träumte seit Jahren von Ali, also war es doch kaum verwunderlich, dass ihr Herz auch beim Anblick von deren eineiiger Zwillingsschwester klopfte.
Und was meinte Aria damit, sie solle vorsichtig sein? Es gab keinen Grund, Courtney zu misstrauen – sie war in der Sache genauso Opfer wie Emily und die anderen. Courtney war dem Feuer im Wald nur knapp entkommen. Billy hatte ganz offensichtlich versucht, sie zu töten, genau wie er auch Emily und die anderen ermorden wollte.
Aber was, wenn die Story stimmte, die sie gerade gehört hatte? Wenn Billy weder Ian getötet noch das Feuer gelegt hatte … war er überhaupt eines Mordes schuldig?
»Ähem.«
Emily schoss hoch, das weiße T-Shirt und die blauen Shorts, die sie aus dem Spind gezogen hatte, glitten ihr aus der Hand. Ein blondes Mädchen mit herzförmigem Gesicht saß auf einer Holzbank am Ende des Ganges. »Oh!«, rief Emily erschrocken und schlug sich die Hand vor den Mund. Es schien, als habe sie Courtney durch ihre Gedanken herbeigezaubert.
»Hi.« Courtney trug einen perfekt sitzenden Rosewood-Day-Blazer, ein weißes Hemd und einen blauen Karorock. Ihre blauen Uniformstrümpfe saßen eng und gerade und
endeten direkt unter ihren hübschen, diamantförmigen Kniescheiben. Sie starrte auf die Turnklamotten zu Emilys Füßen. »Ich wusste nicht, dass man Shorts und so was mitbringen muss.«
»Muss man.« Emily hob ihr T-Shirt am Kragen hoch. »Du kannst dir im Ausstattungsladen der Schule Turnzeug kaufen. « Sie legte den Kopf schief. »Hat dir das Mr Draznowsky nicht gesagt?« Mr Draznowsky war ihr Sportlehrer.
»Er hat mir nur die Nummer für dieses Spindschloss gegeben. Wahrscheinlich dachte er, ich wüsste Bescheid.«
Emily senkte den Blick. War Courtney überhaupt schon mal an einer normalen Schule gewesen? Hatte sie schon jemals Mannschaftssport getrieben, im Orchester ein Instrument gespielt oder wochenlang an den besten Routen durch das Schulgebäude gefeilt? Arias Warnung schoss Emily durch den Kopf. Na gut, sie kannten Courtney nicht, aber hieß das, Emily sollte sie einfach ignorieren?
»Äh, ich habe noch ein Paar Shorts und ein T-Shirt hier«, bot sie ihr an, drehte sich zu ihrem Spind um und durchwühlte es. Sie reichte Courtney ein Schwimm-T-Shirt
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