Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
eine durch Rauchvergiftung ausgelöste Gruppenhalluzination.
Emily beugte sich vor, ihr rotblondes Haar fiel ihr ins Gesicht. »Was hast du denn dort gemacht?«
Courtney zog ihren Stuhl näher an den Tisch. »Ich habe eine Nachricht bekommen – wahrscheinlich von Billy –, in der stand, in den Wäldern sei etwas, das ich unbedingt sehen müsse.« Courtneys Gesicht verzog sich reuevoll. »Eigentlich hätte ich das Haus nicht verlassen dürfen, aber in der Nachricht stand auch, es sei ein Hinweis auf Alis Mörder. Deshalb bin ich raus. Aber als ich im Wald ankam, brach das Feuer aus. Ich dachte, ich müsse sterben … aber Aria hat mich gerettet.« Sie berührte Arias Handgelenk. »Danke übrigens dafür.«
Aria klappte der Mund auf, aber sie brachte keinen Ton heraus.
»Wie hast du es geschafft, so schnell wieder zu verschwinden? «, drängte Emily weiter.
Courtney wischte sich einen Salzkrümel von der Lippe. »Ich habe meinen Kontaktmann bei der Polizei von Rosewood angerufen. Ein alter Freund der Familie.«
Von draußen, wo die Pressekonferenz weiterging, drang Mikrofon-Feedback in die Küche. Spencer schaute Aria, Emily und Hanna an. Es war offensichtlich, wer dieser »Freund der Familie« war. Das erklärte natürlich auch, warum sie ihn am Abend des Brandes nicht gesehen hatten. Und es erklärte ebenfalls, warum er ihnen am folgenden Tag befohlen
hatte, nicht mehr davon zu reden, dass sie Ali gesehen hatten. Er hatte Alis Schwester beschützen wollen.
»Wilden.« Emily biss die Zähne zusammen. »Du solltest ihm nicht trauen. Er ist nicht der, der er vorgibt zu sein.«
Courtney lehnte sich zurück und kicherte entspannt und amüsiert. »Hey, bleib locker, Killer.«
Eiskalte Angst kroch Spencer das Rückgrat hinauf. Killer? Das war Alis Spitzname für Emily gewesen. Hatte Ali Courtney den auch verraten?
Aber bevor sie etwas sagen konnte, erschien Mrs DiLaurentis im Flur. Als sie die Mädchen sah, hellte sich ihr Gesicht auf. »Danke, dass ihr gekommen seid, Mädels. Das bedeutet uns sehr viel.«
Dann ging sie zu Courtney und legte ihr die Hand auf den Arm. Ihre langen, perfekt manikürten Nägel waren in klassischem Chanel-Rot lackiert. »Entschuldige, Schatz, aber draußen steht ein Reporter von MSNBC, der ein paar Fragen an dich hat. Er ist extra aus New York angereist …«
»Okay«, stöhnte Courtney und stand auf.
»Die Polizei von Rosewood möchte auch noch einmal mit dir reden«, fuhr Mrs DiLaurentis fort. Sie umschloss das Gesicht ihrer Tochter mit beiden Händen und strich ihr die Augenbrauen glatt. »Es geht um den Brand …«
»Schon wieder?« Courtney seufzte dramatisch und riss sich von ihrer Mom los. »Ich rede lieber mit der Presse. Das macht mehr Spaß.«
Sie drehte sich zu Aria, Emily, Spencer und Hanna um, die immer noch wie festgenagelt auf ihren Stühlen saßen. »Kommt vorbei, wann immer ihr wollt, Mädels«, sagte sie
lächelnd. »Meine Tür steht euch offen. Und oh!« Sie zog einen brandneuen, laminierten Schülerausweis aus ihrer Jeanstasche. »Courtney DiLaurentis« stand in großen roten Lettern darauf. »Ich gehe jetzt auch auf die Rosewood Day!«, sie lächelte Emily breit an. »Bis morgen in der Schule!«
Dann zwinkerte sie ihnen noch einmal zu und verschwand.
Kapitel 6
FREAK WAR GESTERN
Am folgenden Morgen lief Hanna vom Schülerparkplatz zur Schule. Vor dem Haupteingang standen Ü-Wagen von Kanal 6, Kanal 8 und CNN. Reporter lagen hinter den Büschen auf der Lauer wie Löwen auf der Pirsch. Hanna strich sich das kastanienbraune Haar glatt und machte sich bereit für den Ansturm.
Der Journalist, der sie zuerst sah, starrte sie einen Moment lang an und drehte sich dann zu seinen Kollegen um: »Fehlalarm«, rief er. »Es ist nur eine von diesen Pretty Little Liars.«
Hanna verzog das Gesicht. Nur eine von diesen Pretty Little Liars? Was sollte das denn heißen? Wollten sie Hanna denn nicht fragen, was sie von Alis lang verschollener Zwillingsschwester hielt? Oder davon, dass Billys Anwalt versuchte, dessen Unschuld zu beweisen? Und wenn sie schon dabei waren, konnten sie sich auch gleich dafür entschuldigen, dass sie Hanna derartig durch den Dreck gezogen hatten.
Mit trotzig hochgerecktem Kinn ging sie weiter. Von mir aus. Sie wollte sowieso nicht im Fernsehen erscheinen – schließlich sah man dort immer zehn Kilo schwerer aus, als man war.
Der stämmige Typ am Boom-Mikro quakte in sein Funkgerät. Eine andere Journalistin klappte ihr Handy zu. »Courtney
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