Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
gefunden hatte, und kamen zu dem Schluss, dass es sich bei der Gestalt in der Scheibe um eine DiLaurentis-Schwester handelte.
Es blieb weiterhin unklar, warum Ali die Fotos gemacht hatte – vielleicht, weil sie von dem Leben besessen war, das ihre Schwester ihr gestohlen hatte –, aber sie musste sie vergraben haben, um sich aller Beweise zu entledigen, nachdem sie ihre Schwester in das Loch gestoßen hatte.
Es wurde davon geredet, die Familie DiLaurentis wegen Beihilfe zu Alis Verbrechen zu verhaften, aber Mr und Mrs DiLaurentis und sogar Jason waren spurlos verschwunden. Hanna trank noch einen Schluck Kaffee und genoss es, wie die heiße Flüssigkeit ihre Kehle hinabrann. Hatten die DiLaurentis die ganze Zeit vermutet, dass eine Schwester die andere getötet hatte? Hatten sie ihre verbleibende Tochter deshalb so schnell wieder in die Klinik einweisen lassen, nachdem das Mädchen, das alle für Ali hielten, verschwunden war? Oder waren Mr und Mrs DiLaurentis untergetaucht, weil sie die Scham und das Entsetzen darüber nicht ertrugen, dass ihre schöne, perfekte Tochter zu solch barbarischen Dingen fähig gewesen war?
Für Hanna und die anderen waren die Tage und Wochen nach ihrer Konfrontation mit Ali total verrückt gewesen.
Die Reporter rannten ihnen Tag und Nacht die Tür ein. Die Mädchen wurden in die Today Show nach New York eingeladen und bekamen eine Fotostrecke in People . Sie besuchten ein nobles Benefizkonzert des Philadelphia Orchestra, dessen Erlös für Jennas Blindenhundstiftung und ein neues Stipendiatenprogramm im Namen von Ian Thomas bestimmt war. Aber allmählich beruhigten sich alle wieder und das Leben ging fast wieder seinen gewohnten Gang.
Hanna versuchte, möglichst nicht daran zu denken, was Ali ihnen angetan hatte, aber das war genauso unmöglich, wie von ihr zu verlangen, einen Tag lang nicht alle Kalorien zu zählen, die sie zu sich nahm. Hanna hatte die ganze Zeit geglaubt, Ali habe sie ausgewählt, weil sie etwas Besonderes in ihr gesehen hatte und sie fördern und ermutigen wollte. Aber sie hatte sich aus dem genau gegenteiligen Grund mit ihr angefreundet. Hanna war nichts Besonderes gewesen. Ein Witz. Ein Werkzeug der Rache. Der einzige Trost war, dass Ali/Courtney das nicht nur ihr, sondern ihnen allen angetan hatte. Und jetzt, wo Hanna wusste, dass beide Schwestern völlig wahnsinnig gewesen waren, fand sie es auch nicht mehr so wichtig, was die beiden von ihr gehalten hatten.
Aria hielt sich ihren Becher so steil an den Mund, dass Hanna den Recyclingstempel auf dem Boden sehen konnte. »Wann kommt die Umzugsfirma?«, fragte sie, als sie den Becher wieder absetzte.
Hanna richtete sich auf. »Morgen.«
»Du freust dich sicher ziemlich darauf.« Spencer fasste ihre Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen.
»Darauf kannst du wetten.«
Das war die zweite große Neuigkeit gewesen: Ein paar Tage nachdem Hanna knapp dem Tod entronnen war, hatte sie einen Anruf bekommen, als sie auf dem Bett lag und Oprah schaute. »Ich bin am Flughafen von Philadelphia«, hatte ihre Mutter in den Hörer gebellt. »Wir sehen uns ungefähr in einer Stunde.«
»Was?«, quiekte Hanna und schreckte Dot aus seinem Burberry-Hundekörbchen auf. »Warum?«
Mrs Marin hatte um eine Versetzung zurück ins Philadelphia-Büro ihrer Werbeagentur gebeten. »Seit du mich wegen dieser Tickets angerufen hast, habe ich mir Sorgen um dich gemacht«, erklärte sie. »Also habe ich mit deinem Vater geredet. Warum hast du mir nicht erzählt, dass er dich in eine Nervenklinik eingewiesen hat, Hanna?«
Hanna wusste nicht, was sie antworten sollte – so etwas schrieb man schließlich nicht in einer Mail oder auf eine Postkarte aus Rosewood. Außerdem hatte sie geglaubt, ihre Mutter wisse längst Bescheid. People gab es doch sicher auch in Singapur.
»Das war ja wohl das Allerletzte!«, wütete ihre Mutter. »Was hat er sich dabei nur gedacht? Wahrscheinlich hat er gar nicht nachgedacht. Er kümmert sich nur noch um diese Frau und ihre Tochter!«
Hanna schniefte. Es rauschte in der Leitung, bis ihre Mutter schließlich sagte: »Ich ziehe wieder nach Rosewood, aber es muss sich einiges zwischen uns verändern. Es wird ab sofort Regeln geben und ich werde nicht mehr beide Augen zudrücken. An Schultagen bist du um elf zu Hause,
du bekommst ein festes Taschengeld und du musst offen mit mir reden. Zum Beispiel, wenn jemand versucht, dich gegen deinen Willen einzuweisen. Oder wenn eine verrückte Freundin
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