Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
Mr Hastings sich. »Wie wärs mit einer Runde Star Power?«, fragte er.
Spencer riss ungläubig den Mund auf, Melissa ebenfalls. Mrs Hastings lachte müde. »Er macht nur Spaß, Mädels.«
Mr Hastings legte die Hände flach auf den Tisch. »Dieses Gespräch ist längst überfällig.« Er unterbrach sich, um einen Schluck Wein zu trinken. »Ich möchte euch sagen, dass ich euch niemals wehtun wollte. Euch allen nicht. Aber ich habe es getan. Daran lässt sich nichts mehr ändern, und ich will euch auch gar nicht um Vergebung bitten. Aber ich möchte, dass ihr wisst, dass ich für euch da sein werde, egal, was passiert. Unser Leben hat sich verändert und es wird nie wieder so sein wie früher, aber ihr sollt wissen, dass ich mich jeden Tag entsetzlich dafür schäme, was geschehen ist. Ich schäme mich schon seit vielen Jahren dafür. Und ich finde es furchtbar, dass jemand, mit dem wir verwandt waren, euch so etwas Schreckliches antun wollte. Ich hätte mir nie verziehen, wenn euch etwas zugestoßen wäre.« Er schniefte leise.
Spencer rollte ihre Gabel über den Tisch. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es hatte sie schon immer nervös und unsicher gemacht, wenn ihr Dad Emotionen zeigte – und gerade hatte er zum ersten Mal quasi zugegeben, dass Ali seine uneheliche Tochter gewesen war. Sie hätte ihrem Dad gerne gesagt, alles sei vergeben und am besten auch vergessen. Aber das wäre leider eine Lüge gewesen.
»Und was passiert jetzt?«, fragte Melissa leise und zerknüllte die Stoffserviette neben ihrem Teller.
Mrs Hastings trank einen winzigen Schluck Sprudel.
»Wir versuchen gemeinsam herauszufinden, was eigentlich geschehen ist.«
»Seid ihr wieder zusammen?«, fragte Spencer schnell.
»Im Moment nicht«, erklärte Mrs Hastings. »Euer Dad wohnt zur Miete in einem Haus in der Stadt. Aber wir sind offen für alle Möglichkeiten.«
»Wir müssen einfach sehen, wie es läuft«, sagte Mr Hastings und krempelte seine Ärmel hoch. »Aber wir haben beschlossen, mindestens einmal die Woche hier gemeinsam zu Abend zu essen. Um mit euch zu reden und gemeinsam Zeit zu verbringen. Und nun sitzen wir hier.« Er griff nach einem Stück Knoblauchbrot und biss krachend davon ab.
Sie aßen und unterhielten sich. Aber nicht darüber, was sie heute geleistet hatten. Es gab keine als Komplimente verkleideten Beleidigungen. Sondern sie erzählten sich einfach, wie ihr Tag gelaufen war. Und endlich kapierte Spencer, was hier vor sich ging. Sie verhielten sich … ganz normal. Wahrscheinlich aßen die meisten Familien jeden Tag so gemeinsam zu Abend.
Spencer rollte ein paar Nudeln auf ihre Gabel und schob sie sich in den Mund. Okay, sie hatte vielleicht nicht ihre Traumfamilie bekommen. Vielleicht ließen sich ihre Eltern ja doch scheiden und ihr Dad würde weiter in seinem gemieteten Haus leben oder sich irgendwo in der Stadt ein eigenes Haus zulegen. Aber solange sie miteinander redeten – und sich aufrichtig füreinander interessierten –, war es trotzdem eine Veränderung zum Besseren.
Als Mrs Hastings vier Eisbecher und Löffel ins Esszimmer brachte, stieß Melissa Spencer unter dem Tisch mit dem
Fuß an. »Willst du mich am Wochenende in Philadelphia besuchen?«, flüsterte sie. »Es haben eine paar coole neue Klubs und Restaurants aufgemacht.«
»Ehrlich?«, staunte Spencer. Melissa hatte sie noch nie in ihre Stadtwohnung eingeladen.
»Jawoll«, nickte Melissa. »Du hast sogar dein eigenes Gästezimmer.« Sie zwinkerte ihr zu. »Und wenn du willst, darfst du meine Bücher neu sortieren. Vielleicht nach Farbe und Größe statt alphabetisch.«
»Wird gemacht«, kicherte Spencer.
Zwei hellrote Flecken erschienen auf Melissas Wangen, beinahe, als sei sie glücklich. Spencer spürte, wie sich ein warmes Gefühl in ihr ausbreitete. Vor ein paar Wochen hatte sie noch zwei Schwestern gehabt. Jetzt hatte sie nur noch eine. Aber vielleicht war Melissa auch die einzige Schwester, die sie jemals wirklich gebraucht hatte. Und vielleicht konnte sie sogar die Schwester werden, die Spencer sich schon immer gewünscht hatte. Und Spencer die, nach der Melissa sich gesehnt hatte. Vielleicht mussten sie einander nur eine Chance geben.
Kapitel 35
EMILY FIELDS FINDET ENDLICH RUHE
Statt vom Krankenhaus direkt nach Hause zu fahren, bog Emily in die Goshen Road ein. An der hügeligen, idyllischen Straße standen ein paar Milchbauernhöfe, eine zerfallene Steinmauer aus dem Unabhängigkeitskrieg und ein riesiges Anwesen mit
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