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Pretty Little Liars - Vollkommen

Titel: Pretty Little Liars - Vollkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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Nicht wahr?

SPENCERS EIFRIGE ARBEIT ZAHLT SICH AUS
    Am Montagmorgen um halb sieben hätte Spencer Has tings eigentlich im Bett liegen und schlafen sollen. Stattdessen saß sie im blau-grün gehaltenen Wartezimmer einer Psychotherapeutin und fühlte sich, als sei sie in einem Aquarium eingesperrt. Ihre ältere Schwester Melissa saß in einem smaragdfarbenen Sessel ihr gegenüber. Melissa sah von ihrem Wirtschaftsbuch auf – sie hatte einen Masterstudiengang an der renommierten Wharton-Wirtschaftsschule der University of Pennsylvania belegt – und warf Spencer ein mütterliches Lächeln zu.
    »Seit ich regelmäßig zu Dr. Evans gehe, fühle ich mich so viel … aufgeräumter «, schnurrte Melissa, deren Sitzung direkt nach Spencers Stunde beginnen sollte. »Du wirst sie mögen. Sie ist unglaublich!«
    Natürlich ist sie das, dachte Spencer verächtlich. Melissa wäre von jedem Menschen begeistert, der sich bereit erklärte, ihr eine volle Stunde lang beim Monologisieren zuzuhören.
    »Anfangs wird sie dir vielleicht zu direkt sein, Spence«, warnte Melissa und klappte ihr Buch zu. »Sie wird dir Sachen über dich erzählen, die du lieber nicht hören willst.«
    Spencer verlagerte ihr Gewicht. »Ich bin nicht mehr sechs. Mit Kritik kann ich umgehen.«
    Melissa zog beinahe unmerklich die Augenbrauen hoch, was wohl bedeuten sollte, dass sie sich da nicht so sicher war. Spencer verschanzte sich hinter ihrer Zeitschrift und fragte sich zum x-ten Mal, was sie eigentlich hier machte. Ihre Mutter Veronica hatte ihr einen Termin bei der Therapeutin – Melissas Therapeutin – besorgt, nachdem man Spencers alte Freundin Alison DiLaurentis tot aufgefunden hatte und ihr Nachbar Toby Cavanaugh in den Freitod gegangen war. Spencer vermutete, die Therapeutin sollte auch klären, warum Spencer mit Melissas Freund Wren rumgemacht hatte. Aber Spencer ging es gut. Wirklich. Und warum sollte es eine gute Idee sein, zur Therapeutin ihrer ärgsten Feindin zu gehen? Man würde sich ja auch nicht dem Schönheitschirurgen eines hässlichen Mädchens anvertrauen. Spencer fürchtete, nach ihrer ersten Therapiestunde mit dem psychischen Gegenstück zu schiefen Brüsten herumlaufen zu müssen.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Bürotür und eine zierliche, blonde Frau mit Schildpattbrille, schwarzer Tunika und schwarzer Hose erschien.
    »Spencer?«, fragte die Frau. »Ich bin Dr. Evans. Komm rein.«
    Spencer ging in Dr. Evans Büro, das hell, spärlich eingerichtet und Gott sei Dank ganz anders war als das Wartezimmer. Am Fenster standen eine schwarze Ledercouch und ein grauer Wildledersessel. Auf einem großen Schreibtisch befanden sich das Telefon, ein Stapel Dokumentenmappen,
eine Schreibtischlampe aus Chrom und ein Briefbeschwerer in Form eines trinkenden Vogels. Mr Craft, Spencers Erdkundelehrer, hatte das gleiche Vogel-Briefbeschwerer-Dingsbums. Dr. Evans ließ sich in den grauen Sessel sinken und bedeutete Spencer, auf der Couch Platz zu nehmen.
    »Also«, sagte Dr. Evans, als sie beide saßen. »Ich habe schon viel von dir gehört.«
    Spencer rümpfte die Nase und schaute in Richtung Wartezimmertür. »Lassen Sie mich raten. Von Melissa, stimmt’s?«
    »Von deiner Mom.« Dr. Evans schlug ein rotes Notizbuch auf. »Sie sagte, in deinem Leben sei in letzter Zeit einiges drunter und drüber gegangen.«
    Spencer starrte auf das Tischchen neben der Couch, auf dem eine Schale mit Pralinen, eine Schachtel Kleenex – oh natürlich – und ein Geschicklichkeitsspiel standen. Die DiLauerentis hatten das gleiche Spiel besessen, und Ali und sie hatten es gemeinsam gelöst, was sie zu Genies machte. »Ich komme schon zurecht, glaube ich«, murmelte sie. »Ich will mich nicht umbringen oder so.«
    »Eine enge Freundin ist gestorben. Und ein Nachbarjunge. Das muss ziemlich hart sein.«
    Spencer lehnte den Kopf an die Rückenlehne des Sofas und sah nach oben. Die unregelmäßig verputzte Decke sah pickelig aus. Womöglich würde es ihr wirklich guttun, mit jemandem zu reden – mit ihrer Familie konnte sie nicht über Ali oder Toby sprechen oder über die schrecklichen Nachrichten, die sie von dem miesen Erpresser bekommen
hatte, der mit A. unterzeichnete. Und ihre alten Freundinnen … tja, die mieden Spencer, seit sie ihnen gestanden hatte, dass Toby von Anfang an im Bilde gewesen war, dass sie seiner Stiefschwester Jenna das Augenlicht geraubt hatten – ein Geheimnis, das Spencer mehr als vier lange Jahre vor ihnen verborgen

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