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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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schwebte davon, beobachtete sich selbst beim Sprechen,
wie in Trance: Er fragte sich, ob er alles sagen und Buddha Hats Namen
aussprechen konnte.
    »Für wen nimmt er die Schuld auf sich?«, fragte Rodney,
und plötzlich schlich sich ein gefährlich milder Unterton in seine Stimme.
    Strike zögerte, hätte Rodney am liebsten sein Herz
ausgeschüttet, sagte dann aber nur: »Ich weiß nicht.«
    »Bist du sicher?«
    Strike sagte nichts.
    »Also, Scheiße, du weißt es nicht? Das ist gut, das ist
gut... Wie ich immer sage, was du nicht weißt, macht dich nicht heiß.« Rodney
betrachtete Strike eingehend im Rückspiegel und hielt dann mitten auf der
Straße an. »Warum sitzt du überhaupt da hinten? Ich bin doch nicht dein
beschissener Chauffeur.«
    Rodney klopfte mit der flachen Hand auf den
Beifahrersitz, und als Strike aus dem Wagen stieg, überfiel ihn wieder dieses
verschwitzte Gefühl, das ihn überkommen hatte, als er ums >Ahab's<
geschlichen war - kein Plan, kein Mumm. Und dann ging ihm auf, dass Buddha Hat
hier mit einem dreifachen Mord durchkam: Papi, Darryl und sein Bruder.
    Als Strike neben ihm saß, fuhr Rodney auf den Boulevard
und fing wieder an, den Leuten zuzuwinken; überall hatten die Clockers Posten
bezogen. Drei Blocks weiter entdeckte Rodney einen älteren Junkie, riss den
Cadillac auf den Gehsteig zu, als wolle er den Kerl niedermähen, und brachte
ihn dazu, sich in Sicherheit zu bringen. Strike erkannte Popeye von den Bänken
wieder und gab ein angewidertes Schnauben von sich.
    Popeye schlurfte zu Strikes heruntergekurbelter
Scheibe, und Rodney lachte. »Warum zum Teufel springst du denn so?«
    »Rodney«, murmelte Popeye und ließ seinen hungrigen
Blick durch den Wagen schweifen.
    »Wo bist du nachher?« Rodney tätschelte Popeyes Hand, die
auf der Kante von Strikes offenem Fenster ruhte. »Schau ihn dir an«, sagte
Rodney zu Strike, »er versucht, den Stoff zu riechen ... Wo bist du, Mann, ich
brauch einen Vorkoster.«
    Popeye zuckte mit den Schultern. »Ich bin da, wo immer
du willst«, sagte er und warf ihm ein winziges Lächeln zu, ein erfolgversprechendes.
    »Komm gegen zwölf in den Laden.«
    »Ja, ja.« Popeye richtete sich auf. »Hast du irgendwas,
was ich jetzt probieren soll?«
    Rodney grinste und trat aufs Gaspedal.
    »Wozu brauchst du einen Vorkoster?«, fragte Strike.
    Rodney griff unter den Sitz und zog einen Plastikbeutel
mit Kokain hervor. »Das stammt von ein paar Kolumbianern in Jersey City. Sie
wollten mir das umsonst geben, verstehst du, sozusagen als Muster. Aber ich hab
darauf bestanden, dass sie mein Geld nehmen, weil Geschenke irgendwann immer
zurückgezahlt werden müssen, verstehst du, was ich meine?«
    Rodney warf Strike den Beutel in den Schoß; es handelte
sich um etwa eine Viertelunze, das Probierangebot eines Kilolieferanten für
einen potentiellen Kunden. Strike ließ ihn dort liegen, und die Anspannung
wegen Buddha Hat und Victor wich jetzt einer erschöpften Resignation.
    »Ja, von manchen Leuten nimmt man keine Geschenke an,
da bleibt man stets auf einer sauberen Geschäftsebene. Aber nimm zum Beispiel
den Typ, dem das Haus gehört, in dem ich meinen Laden habe. Er ist Ägypter oder
Israeli oder irgend so was, und gestern sagt der zu mir: >Du verarschst mich
nicht, ich weiß, was du treibst<, und ich denke: Verdammt, der Kerl schmeißt
mich raus, ich bin grad erst eingezogen, oder er geht zu den Cops<, aber er
sagt: >Du solltest mal irgendwann meinen Stoff probieren, ich mach dir einen guten Preis<,
also, von dem«, Rodney streckte die Hand aus und deutete auf einen weiteren
Plastikbeutel im Handschuhfach, »von dem nehm ich eine Gratisprobe an. Er ist
in Ordnung, aber bei diesem anderen Typen bleib ich vorsichtig. Geschäft ist
Geschäft.«
    »Israeli«, sagte Strike, um irgendetwas zu sagen.
    »Also, und jetzt warte ich einfach ab, bis Popeye im
Laden vorbeikommt, und dann sehen wir ja, wer den Qualitätstest gewinnt.«
    »Also, du steigst wieder groß mit Kilos ein, hmm?«
Strike sagte das mehr als traurige Feststellung denn als Frage.
    »Tja, ich finde, die haben ihren Schuldigen wegen der
Sache beim >Ahab's<, und um Papi kann man ja auch nicht ewig trauern, verstehst
du? Also, ja, die gute Nachricht ist, wir werden in ein paar Tagen voll ins
Geschäft einsteigen. Genau wie geplant.«
    Wir: Scheiße.
    »Also, w-wie läuft das mit Champ?« Strike versuchte,
gelassen zu klingen. »Hat der Bulle schon Einkäufe gemacht?«
    »Na klar, er gehört voll dazu.

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