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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Champ, das Arschloch,
geht den Bach runter.«
    Rodney gab abrupt Gas, schloss zu einem hellroten
Lieferwagen auf, hupte, als wolle er überholen, zog dann gleich und reckte dem
Fahrer eine Faust entgegen. Strike sah auf. Es war dieser weißbärtige Cop
namens Jo-Jo, der erstaunt durch sein offenes Fenster zu ihnen herüberglotzte.
    Als er Rodney erkannte, grinste Jo-Jo breit und winkte.
Rodney wiederum beugte sich über Strikes Schoß, um zu Jo-Jos Gesicht
hochzuschauen, und gab wütend Zeichen, dass er anhalten sollte; er benahm sich
so, als sei er die Highwaypatrouille, die Jo-Jo beim Rasen erwischt hatte.
    Jo-Jo lachte zu Strikes Fenster hinunter und gab
ruckartig mehrmals Gas. »He, Rodney, kleines Rennen gefällig?«
    »Fahr ran, verdammt!« Mit hochrotem Kopf winkte Rodney
ihm zu, dass er endlich anhalten sollte.
    »Was gibt's, Rodney?«
    »Fahr endlich ran, verdammt!«, rief Rodney erneut und
besprühte Strike mit Speichel.
    Mit einem amüsierten, scheinbar verängstigten
Gesichtsausdruck glitt Jo-Jo auf die Parkspur und hielt vor der hell
erleuchteten Front eines rund um die Uhr geöffneten Video- und Tabakladens.
    Rodney brachte den Cadillac neben dem Lieferwagen zum
Stehen, blockierte den Verkehr; beide Autos blinkten metallisch in der grellen
Beleuchtung.
    »Was gibt's, Chef?« Jo-Jo sah von seinem Hochsitz zu
Strikes Fenster hinab.
    Rodney, der sich quer über den Vordersitz gestreckt
hatte, pflanzte seine Ellbogen auf Strikes Oberschenkel und brüllte den Cop an.
»Wir sind fertig miteinander, du Arschloch. Fertig, mein Freund, kapiert?«
    »Was gibt's denn für Probleme?«, sagte Jo-Jo milde.
    »Du weißt, was es für 'n Problem gibt.« Rodney warf
einen bohrenden Blick zu ihm hinüber.
    »He, Rodney, ich bin kein verdammter Gedankenleser.«
    »Du hast mein verdammtes Telefon angezapft.«
    »Ich?« Jo-Jo richtete einen Zeigefinger auf sich und lächelte
in seinen Bart.
    »Ja, du.«
    »Wer hat dir denn diesen Scheiß erzählt, Rodney?«
    Rodney blickte ihn finster an.
    »He, kann schon sein, dass du 'ne Wanze im Telefon
hast, aber wir haben es jedenfalls nicht angezapft.«
    »Von mir kriegst du keinen roten Heller mehr.«
    Strike, der von der ganzen Aktion nichts begriff und
sich wegen der Probe unter dem Fahrersitz und dem Zeug im Handschuhfach Sorgen
machte, sah Rodney an, der ihm beinahe die Nase eindrückte. In der Art, wie
Rodney ihn ignorierte, lag etwas derart physisch Überwältigendes, etwas derart
Vorsätzliches und Unbeirrbares, dass er Strike zum Status eines Möbelstücks
reduzierte, und Strike fiel es wie Schuppen von den Augen, dass er niemals
mehr als Rodneys Unteroffizier sein würde, weil all die Intelligenz und
Vorsicht und Vision zu nichts führten, wenn sie nicht durch ein gewisses Maß an
Blindheit gehärtet und gestützt wurden, durch einen unbewussten animalischen
Willen, den Rodney hatte, wahrscheinlich auch Champ, Strike aber nicht. Rodney
würde all das überleben - Champ, Buddha Hat, Darryl Adams, Jo-Jo, die Bullen
vom Morddezernat, die Latinos, die Mafia, Aids, vielleicht sogar das Alter -,
nicht weil er Mumm hatte oder Hirn, sondern weil er begriffen hatte, dass es
hier auf der Straße kein wirkliches Leben gab, keine wirkliche Existenz,
abgesehen von seiner eigenen, und dass das, was wirklich zählte, darin
bestand, in allen Dingen der Erste zu sein, unter allen Umständen und um jeden
Preis.
    Jo-Jo sah Rodney mit humorloser Miene an. »Junge,
Junge, mit deinem Verfolgungswahn kannst du dich bald auf der Polizeischule
anmelden.«
    »Nicht einen roten Heller.«
    »He, was soll ich dazu sagen?« Jo-Jo kratzte sich am
Bart. »Dies ist ein freies Land, richtig?«
    »Und wenn du nur dran denkst, es mir heimzuzahlen, dann
lass es dir gesagt sein, dass ich bloß den Mund aufmachen muss, und ich schwör
bei Gott...«
    »He, Rodney! Hab ich nicht grad gesagt, die ist ein
freies Land?«
    Rodney starrte ihn lange an, und Strikes Oberschenkel
schliefen unter der Belastung langsam ein. »Wir sind fertig miteinander.«
    Jo-Jo seufzte, sah träumerisch den JFK Boulevard
entlang, schüttelte den Kopf in theatralischem Bedauern. »Dir geht ja echt die
Düse, Rodney.«
    »Und hör auf, mich Rodney zu nennen.«
    »Total die Düse.«
    »Ja, klar. Und obendrein bin ich noch saudumm.«
    Rodney begab sich wieder hinters Steuer, machte eine
wegwerfende Handbewegung in Richtung Jo-Jo und schoss den JFK hinunter. »Na
klar geht mir die Düse«, murmelte er. »Deshalb bin ich reich und am Leben,

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