Price, Richard
Verbindung herstellten. Er
brauchte etwas, was er mit nach Hause nehmen konnte, etwas für auf die Arbeit,
damit das Rad sich drehte.
Während Rocco sich zu entscheiden versuchte, ob dieses
Szenario einer Heilung auch nur einen Hauch von Wahrscheinlichkeit besaß,
betrat Rodney Little vom Empfangsbereich her das Büro. Rodney sah ein wenig
zögernd drein, stand leicht vorgebeugt da, seine Michael-Jackson-Locken
glänzten unter den Neonröhren, und die Oberlichter spiegelten sich in seiner
verspiegelten Sonnenbrille.
»Was gibt's?« Er stand vor Mazillis Schreibtisch,
ignorierte Rocco und berührte unbewusst den Pager an seiner Hüfte. »Du hast
mich gerufen, richtig?«
Mazilli lehnte sich zurück und faltete die Hände vor
dem Bauch. »Also, hast du was für mich?«
»Ich arbeite dran, ich habe meine Leute. Wie steht's
mit dir, hast du schon mit Jo-Jo geredet?«
»Ich arbeite dran.«
Rocco saß schweigend zwei Tische von dem Spielchen
entfernt: Rodney war Mazillis Sache.
»Ist das alles?« Rodney schien sich ein wenig zu
entspannen, und Rocco stellte fest, dass es dem arroganten Arschloch irgendwie
gefiel, in einem Dienstzimmer herumzustolzieren, ohne Handschellen zu tragen.
»Also, was hast du über Victor Dunham gehört?«
»Wen?« Rodney krümmte den Hals. Rocco wünschte sich, er
würde keine Sonnenbrille tragen. Wahrscheinlich hatte er sie sich aufgesetzt,
bevor er das Büro betreten hatte.
»Victor Dunham«, sagte Mazilli, schaukelte etwas
stärker und betrachtete sein eigenes Spiegelbild in Rodneys Brille.
Rodney verzog sein Gesicht und zuckte mit den
Schultern.
»Komm schon, Rodney, Victor Dunham.«
»Zeig mir ein Foto.«
Rocco zog ein glänzendes Polaroidbild aus der Akte und
ließ es zu Mazillis Tisch hinübersegeln.
Rodney schob seine Brille auf die Stirn, hielt das Foto
ein paar Zentimeter vor seiner Nase und betrachtete das Gesicht mit weitsichtiger
Konzentration, bevor er es auf Mazillis Schreibtisch zurückfallen ließ. Rocco
glaubte nicht, dass er ihnen etwas vorspielte.
»Du kennst ihn nicht?« Mazilli reckte den Kopf und
lächelte. »Das ist Strikes Bruder.«
»Nun, ich kenne Strike. Willst du was über Strike wissen?«
Mazilli zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Und was ist mit dem Typ?« Rodney fuhr mit einem
glänzenden grauen Fingernagel über das Foto.
»Wir haben ihn in der >Ahab<-Sache festgenommen.«
»Ach?« Rodneys Stimme wurde höher. »Hmm«, machte er und
griff noch einmal nach dem Foto. Er sah Mazilli unverwandt an. »Tja, ich hab
mich auch schon gefragt, wer das war. Weil keiner was über die Sache weiß,
verstehst du?« Sein Blick fiel wieder auf das Foto. »Warte mal, ich kenn diesen
Typen, wie heißt er?«
»Victor Dunham.«
»Ich hab ihn im >Hambone's< gesehen.«
»Jetzt nicht mehr.«
»Mann, die Hähnchen da schmecken so, als würden die
ihren Scheiß in Haaröl frittieren. Irgendjemand hat mir mal gesagt, die
schlachten ihre Hühner nicht mal, die warten einfach so lange, bis sie krank
werden und eingehen.« Grinsend ließ er das Foto wieder auf Mazillis
Schreibtisch fallen.
»Hast du jemals was darüber gehört, dass da jemand
Drogen verkauft?«
»Wo?« Rodney blinzelte. »Im >Hambone's«
»>Ahab's »Scheiße, das würd mich nicht wundern. Verdammt, in
dieser Stadt kann man keine zwei Blocks weit gehen, ohne auf irgendeinen Dealer
zu stoßen.«
Mazilli lächelte. »Du solltest das ja wissen, nicht
wahr?«
»He, Mazilli. Mach mal halblang.«
Mazilli, der träge in seinem Stuhl schaukelte, seufzte
und warf das Foto zu Rocco zurück. »Also, was läuft denn so draußen, Rodney,
was liegt an?«
»Ja, ich muss mal mit dir über was reden«, sagte Rodney
verstohlen und griff sich zwischen die Beine, um anzudeuten, dass es nur für
Mazillis Ohren bestimmt war.
Rocco stand auf und ging; er war sich ziemlich sicher,
dass Rodney niemals etwas mit Victor Dunham zu tun gehabt hatte, zumindest in
keiner Hinsicht, die den Mord betraf.
»Maz, ich geh zum Erkennungsdienst rüber. Wo bist du
nachher?«
Mazilli zog mit dem Finger einen Kreis in die Luft. »In
der Gegend.«
»Ich wollte nachher in diese Bar gehen, >Rudy's<,
kommst du mit?«
»Pieps mich an. Ich treff dich dann da.«
Rocco warf Rodney einen letzten Blick zu, schlenderte
im Büro umher, als gehöre ihm der Laden, steckte das Foto von Victor Dunham in
die Tasche seiner Sportjacke und ging zur Tür.
Draußen auf dem Parkplatz blieb Rocco abrupt stehen.
Die Nachtluft war so kühl und
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