Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
sauber, dass er einen Augenblick verstreichen
ließ, bevor er in den Wagen stieg. Über der Kokerei und dem verdreckten Bogen
des Skyway zeichneten sich die Sterne am dunkelblauen Himmel scharf ab,
leuchteten wie ein Versprechen, dass alle Trauer vorübergehen würde, und Rocco
verspürte einen plötzlichen übersinnlichen Hauch von Wohlgefühl. Patty, Erin,
die Mordkommission - er hatte doch alles, es würde so einfach sein, sich
selbst zu heilen, wenn er nur wollte. Zum Teufel mit Sean Touhey, zum Teufel
mit irgendeinem Leben, das nicht wirklich etwas mit seinem eigenen zu tun
hatte.
    Rocco ging weiter über den Parkplatz und entdeckte
einen verbeulten Cadillac mit an den Scheiben klebenden Garfields neben seinem
Wagen. Eine etwa dreißigjährige, matronenhafte Schwarze saß halb eingedöst auf
dem Beifahrersitz; Rocco hielt sie für Rodneys Frau.
    Er schlenderte zu ihrer Wagenseite. Sie kurbelte das
Fenster herunter und brachte ein halbes Lächeln zustande.
    »Alles klar?« Rocco trat geistesabwesend gegen ein paar
lose Steinchen.
    »Mit Gottes Segen.« Sie nickte fest. »Und bei Ihnen?«
    »Ich schlag mich so durch. Und wie steht's mit Rodney?
Hat er auch Gottes Segen?«
    »Ich tu mein Bestes, das können Sie glauben.«
    »Ja?« Rocco grinste.
    »Und ich werd ihn kriegen«, strahlte sie.
    »Ja? Ich auch.« Er ließ seinen Kopf von einer Schulter
zur anderen rollen, sagte dann »Gute Nacht«, schlenderte davon und dachte:
>So oder so kommt keiner in diesem Leben mit irgendwas durch.<
     
    ***
     
      Zwei Stunden zuvor
hatte die Mordkommission die Siedlung verlassen, und Strike versteckte sich
immer noch im Hausflur der Weehawken Street 6, grübelte immer noch über das
Bild dieses schwergewichtigen Detectives, der an Tyrone auf seiner Kette vorbeigegangen
war und den Jungen zum Lächeln gebracht hatte. Zwei Stunden, und Strike lief
immer noch auf und ab, rupfte sich Haare aus und fragte sich, was zum Teufel
hier vorging.
    Früher am Abend, als Strike die Treppe von der
Lagerwohnung heruntergekommen war, die Bücher von dem Einkaufstrip mit Andre
immer noch unterm Arm, hatte er die beiden Detectives bemerkt, als sie gerade
zu den Bänken gegangen waren. Er erkannte sie beide: Der eine war dieses
Arschloch aus dem Spirituosenladen, der andere der bullige Cop, den er beim
>Ahab's< gesehen hatte. Klar, dass die hier waren, um ihn zu holen, und
Strike kauerte sich mit den Büchern zu seinen Füßen bei den Briefkästen hin,
linste zur Tür hinaus und erregte schließlich Tyrones Aufmerksamkeit. Er winkte
den Jungen zur Eingangshalle hinüber, und als die Cops ins Innere der Siedlung
abzogen, hielt Strike Tyrone am Arm fest und zischte: »Schau nach, wo sie
hingehen«, die ersten Worte, die er seit ihrer Rückkehr aus New York am Samstag
zu dem Jungen gesagt hatte. Der Junge, der bei dem Auftrag große Augen bekam,
rannte hinter den Bullen her, kam zehn Minuten später zu Strike zurückgejoggt
und flüsterte außer Atem: »Dumont Street 41, zehnter Stock.« Strike hatte
Tyrone wieder zu seiner Kette zurückgeschickt und sah zu, wie der Junge gerade
seinen Platz einnahm, als die Bänke aufs Neue explodierten der Fury rollte
heran und griff sich Futon. Thumper und Futons Cousine kriegten sich in die
Wolle, und die beiden Detectives kamen dazu, als sich die Szene gerade
beruhigte.
    Strike, der jetzt in der Eingangshalle umherrannte wie
ein Tiger in einem engen Käfig, versuchte immer noch alles zu überdenken. Die
Mordkommission war in die Wohnung seiner Mutter gegangen, Victors Wohnung, war
wahrscheinlich nur deswegen dort aufgetaucht, um seine Mutter und ShaRon zu
befragen, ob sie irgendeine Ahnung hatten, was da passiert war. Aber vielleicht
suchten sie auch nach ihm, fragten, wo sie ihn finden könnten.
    Er starrte zu den Bänken hinüber: Sie waren jetzt leer,
die Crew in alle Winde verstreut, Tyrone oben beim Abendessen, und Strike beobachtete
noch ein paar Minuten lang den Verkehr, die Fahrer, die nach den Clockers
Ausschau hielten und zögernd davonfuhren. Als Tyrone schließlich aus dem Haus
trat und seine Position auf der Kette einnahm, verließ Strike sein Versteck und
ging langsam auf ihn zu. Sie starrten sich an; dann drehte Strike sich um und
ging wieder zurück in die Eingangshalle der Weehawken Street 6.
    Tyrone kam ein, zwei Minuten später nach und blieb in
der Tür stehen.
    »Was hat er zu dir gesagt?«
    »Nichts«, sagte Tyrone heiser.
    Strike betrachtete das Profil des Jungen, sah die
Anspannung, die

Weitere Kostenlose Bücher