Price, Richard
Finger gebrochen, und dafür
kriege ich jetzt ein Jahresgehalt von 42397 Dollar. Wie alt seid ihr, Jungs?«
Sie sangen
eine Melodie von Zwanzigern und Einundzwanzigern.
»Das
Einzige, womit ich mich über Wasser halte, ist die Zeit im Gericht. Gibt gutes
Geld. Ich werde angerufen, weil ich mal wieder wegen irgendwas aussagen muss.
Manchmal sitz ich sieben Stunden da und lese Zeitung, warte darauf, dass mein
Name aufgerufen wird, und manchmal bin ich binnen einer halben Stunde drinnen
und wieder draußen. Aber ab dem Moment, in dem ich das Gerichtsgebäude
betrete, da läuft die Uhr, und die müssen mir vier Überstunden Minimum
bezahlen, egal was. Gutes Geld.«
Alle
nickten in schwacher Bewunderung.
»Aber
siebenhundertfünfzig für fünfunddreißig Stunden ... Himmelherrgott.«
»Ja, aber
du bist da draußen, wir sind hier drin.«
»Nun, ist
ja nur für heute Nacht, außerdem ist das eure eigene Schuld. Warum, zum Teufel,
wolltet ihr in O'Brien kaufen?«
Allgemeines
Schulterzucken. »Da ist es billiger«, sagte jemand.
»Billiger«,
krächzte Thumper. »Wenn ich euren Lohn hätte, dann würd ich 'nen Flug bei der
Avianca buchen und an der Quelle kaufen.«
Aus den
Schatten der Zelle kam Gelächter, und Rocco konnte sehen, dass alle Thumper für
einen tollen Kerl hielten. Aber Rocco war von dem Gerede über Gehaltsschecks nicht beeindruckt: Für ihn ging
es nicht ums Geld. »Mikey.«
»Roc, wie wär's, wenn wir auf Elektriker umsatteln?«
Rocco schlenderte zu den Gitterstäben. »Vielleicht
könnt ihr Jungs mal ein paar Kabel umpolen, wenn ihr heute Nacht in den Countyknast
kommt.«
Alle bekamen plötzlich Glubschaugen; sie hatten noch
nicht an die vor ihnen liegende Nacht gedacht.
»Ja, passt heute Nacht bloß auf eure Ärsche auf.«
Thumper klang traurig und bedrohlich zugleich. »Besser, wenn ihr wach bleibt,
Jungs.«
Die Zelle verstummte.
»Mikey.« Rocco reckte den Kopf und berührte Thumper am
Arm.
»Verdammte Idioten«, murmelte Thumper, als Rocco ihn
die Treppe hinauf und in die Nacht hinausführte.
Draußen auf der Straße lehnten sie sich an das
Messinggeländer und beobachteten, wie zwei Kids in Handschellen durch die
Polizeigarage zum Erkennungsdienst geführt wurden.
Rocco zog eine Rolle Pfefferminz aus der Tasche und
hielt sie Thumper hin. »Victor Dunham, erinnerst du dich an den? Du hast ihn
vor etwa einem Jahr in der Roosevelt-Siedlung verhaftet. Angriff auf einen
Polizeibeamten.«
Thumper schüttelte den Kopf und zündete sich eine
Zigarette an. »Dunham, ja. Was ist mit ihm?«
»Wir haben ihn wegen der Schießerei beim >Ahab's<
am Wickel.«
»Der Typ war das?« Thumper runzelte ungläubig die Stirn.
»Kann nicht sein.«
»Wieso nicht?« Rocco hätte sich gern Notizen gemacht,
aber er wollte, dass Thumper einfach redete und nicht darüber nachdachte, was
er sagte.
»Dieser Kerl, ich dachte immer, er sei ziemlich solide
- war hart am Arbeiten, verstehst du? Tja, aber man kann nie wissen.«
»Was ist da bei der Sache mit dir gelaufen? Ich
versuche nur, den Jungen zu verstehen.«
»Ach, die Sache hab ich versaut. Wir waren gerade bei
'nem Rollkommando auf der Dumont-Seite der Siedlung, und da ist dieser Junge,
Dunham, hat dieses Affenkostüm vom >Hambone's< an, und ich dachte, der
ist allein und auf dem Weg zur Arbeit. Aber da sehe ich ein anderes Kid neben
ihm auftauchen, und dann richtet er sich auf, weißt du, so ein richtiger Riese,
und sagt laut und deutlich >Fünf-Null< und schaut mir mit so'nem
Leck-mich-Blick direkt in die Augen. Null Respekt, der Bursche, und außerdem
kam es mir so vor, als hätte er irgendwas heimlich fallen gelassen, verstehst
du, also bin ich wie der Blitz aus dem Wagen raus, krall mir diesen arroganten,
scheißhäutigen Leisetreter, werf ihn gegen den Zaun, und der Bursche kuckt
ganz verdutzt. Ich sag: >Willst du dich mit mir anlegen?<, er sagt:
>Was?<, als ob ich bekloppt war, und will mir weismachen, er hätte sich
bloß 'nen Spaß gemacht. Ich drück ihn gegen den Zaun, frag ihn, was er fallen
gelassen hat, er streitet alles ab, ich sag ihm, dass er die Fresse halten soll.
Dann durchsuch ich seine Taschen, er hat ein paar Autoschlüssel bei sich, aber
das war's auch schon. Ich lass ihn die Hose runterziehen, kuck unter seinem
Schwanz nach, in seinen Socken, nichts. Ich sag: >Rühr dich nicht vom Fleck,
verdammt<. Du weißt schon, die ganz normale Prozedur.«
Thumper sah Rocco an, als warte er auf eine
Bestätigung, und Rocco nickte. »Okay,
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