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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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gehen
wollte, dann war das auch in Ordnung. Von ihm aus sollte er ruhig mit den
Geschworenen um sein Schicksal würfeln.
    Rocco
kehrte an seinen Schreibtisch zurück und sah Strike zusammengekauert dasitzen,
die Handballen in die Augenhöhlen gedrückt.
    Rocco
beugte sich vor und holte die Kassette aus dem Recorder.
    Strike sah
auf. Seine Augen waren verklebt, die Wimpern vom Druck seiner Hände
plattgedrückt. »Sperren Sie mich jetzt ein?«
    »Nein.«
    Strike
nickte abwesend. »Ja, okay. Also, Sie sagen, Sie sperren mich nicht ein, aber
was mach ich jetzt?«
    »Was
meinst du?«
    »Nun, ich
kann nicht raus hier, Mann.« Strike reckte den Kopf in Richtung Parkplatz und
Rodney.
    »Ich geh
mit dir«, sagte Rocco schulterzuckend.
    »Was soll
das heißen, Sie gehen mit mir? Wohin wollen Sie mit mir gehen? Warum verhaften
Sie Rodney nicht?«
    »Nun, das wird eine Weile dauern«, sagte Rocco. Er
wusste, dass er nicht mal versuchen würde, Rodney zu belangen. Nicht Rodney,
nicht Strike - niemanden.
    »Andre sagt, wenn er mich noch einmal sieht, schießt er
mich über den Haufen.«
    »Ach ja?« Rocco warf die Kassette in einen Papierkorb;
sie würde sowieso nicht als Beweismittel zugelassen werden. »Nun, dann solltest
du vielleicht die Stadt verlassen.«
    Strike sah ihn argwöhnisch an, als versuche er eine
Falle hinter seinen Worten zu entdecken, aber Rocco ignorierte ihn, dachte
immer noch darüber nach, wie er sichergehen konnte, dass Victor so unbeschadet
wie möglich aus der Sache herauskam. Rocco würde so reinen Tisch machen, wie
er konnte. Wenn der Fall vor Gericht kam, würde er den Mund halten, würde es
Jimmy Newton überlassen, eine Parade von Leumundszeugen aufzurufen, würde all
die Prügel einstecken, die auf ihn warteten. Das war das mindeste - und
zugleich alles -, was er für ihn tun konnte.
    Rocco schob Strike zum Büro hinaus, eine Hand im Genick
des Jungen, und spürte so das Auf und Ab seiner holprigen Schritte.
    Rodney war nirgendwo zu sehen.
    »Hör mal, nur weil -«
    »Verdammt nochmal«, zischte der Junge entsetzt.
    Jedes einzelne Fenster des Accord war eingeschlagen
worden, der Boden war übersät mit winzigen Glaswürfeln, und das gähnende
kristallumrandete Loch der Frontscheibe bog sich nach innen, als sei ein
Meteorit eingeschlagen.
    »Mein Gott«, sagte Strike. In seinem Gesicht zuckte es.
    »Ich will dich mal was fragen.« Rocco massierte Strikes
verkrampfte Schultern. »Glaubst du, Rodney ist jetzt quitt mit dir, oder
glaubst du, dass das nur ein Vorgeschmack war?«
    Strike starrte die Splitter auf dem Boden an.
    »Wo willst du hin, Ronnie? Ich fahr dich.«
    Strike sah
in die Ferne und ließ seinen Blick in alle Himmelsrichtungen schweifen. »New
York. Nein ... ja, New York.«
    »Komm.«
Rocco ging auf einen himmelblauen Dienstwagen zu, aber Strike, der immer noch
seinen Accord anstarrte, rührte sich nicht.
    »Auf
geht's.«
    »Ich hab
meine Arznei da drin.« Strike trat näher an den Wagen, bewegte sich vorsichtig,
als erwarte er, dass Rodney sich hinter dem Sitz versteckte.
    »Wo ist
sie? Im Handschuhfach?«
    »Ja.«
Strike trat einen Schritt zurück und deutete mit einem schlaffen Finger auf
den Wagen. »Im Handschuhfach.«
    Als Rocco
den Kopf durchs Fenster steckte, schlug ihm der intensive Gestank von Urin aus
den Polstern entgegen. »Komm her, hol's dir selber«, sagte er, trat beiseite,
wollte, dass der Junge ganz genau wusste, mit welchem Tier er es zu tun hatte,
wenn er jemals in die Stadt zurückkehren würde.
    Strikes
Kopf verschwand im Wageninneren. Als er ihn wieder hervorzog, spiegelte sich
verbitterter Abscheu in seinem Blick. Eine Flasche Mylanta baumelte zwischen
seinen Fingerspitzen.
    »Also,
Strike.« Rocco blinzelte gen Himmel. »Wo willst du leben?«
     
    Der Cop
fuhr in den Holland Tunnel, und Strike blinzelte in dem grellen Neonlicht. Die
lange Befragung, der Schock bei den Worten seiner Mutter, die Gewalt, mit der
Rodney seinen Wagen zerstört hatte - angesichts all dessen kam sich Strike
derart überwältigt und passiv vor, dass es ihm unmöglich war, sich mit sich
selbst zu beschäftigen. Er war nicht einmal sicher, wie es dazu gekommen war,
dass er hier saß, warum ihn dieser Cop von der Siedlung, seinem Zuhause,
wegbrachte. Aber er war derart daran gewöhnt, dass die Cops dauernd irgendetwas
mit ihm machten, dass er nicht im Traum daran dachte, ausgerechnet diesem hier
jetzt zu widersprechen. Alles, was er im Augenblick begreifen konnte, war die
Tatsache, dass er

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