Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
das Zeug hatte, die Kaltschnäuzigkeit oder die Wut, das
verdammte Ding auf jemandes Kopf zu richten und abzudrücken.
    Strike
ging zu Crystals Gebäude, einer heruntergekommenen Schönheit aus den
Zwanzigern, weiße Ziegel mit runden Ecken, ebenfalls mit einem weit
hineinreichenden Vorhof, mit rechtwinkligen Aluminiumformen an der Eingangstür
und halbmondförmigen Türgriffen. Strike trat in die große Eingangshalle mit
dem sparsamen Bodenmuster im Navajo-Design und den grünen Stuckwänden unter
blanken Neonröhren und ging in Richtung Fahrstuhl, sah dann jedoch einen weißen
Polizisten, der sich mit einem jungen Puerto-Ricaner unterhielt, der von Kopf
bis Fuß mit angetrocknetem Gips beschmiert war. Ohne mit der Wimper zu zucken,
bog Strike in Richtung Treppe ab, aber der Cop rief: »He, du, wart mal 'nen
Moment, wart mal«, und nagelte ihn und die Waffe unter seinem Sweatshirt am
Boden fest.
    Strike
hatte diesen Typ noch nie zuvor gesehen, aber er konnte sich vage erinnern,
dass der Hausverwalter im Nebenberuf Cop war, Ralphie oder Malphie, und das
musste er wohl sein. Der Typ war um die vierzig, hatte sandfarbenes Haar, war
schlank wie ein Cowboy, trug Baumwollhosen, Arbeitsstiefel und ein kariertes
Hemd mit aufgerollten Ärmeln, die an dem einen Oberarm die Tätowierung einer
Schriftrolle mit einem durchgestrichenen Namen enthüllten.
    Nachdem er
Strike an seinem Platz hatte gefrieren lassen, drehte ihm der Cop den Rücken
zu, legte eine Hand auf die Fahrstuhltür und wandte sich wieder seiner
Unterhaltung mit dem Puerto-Ricaner zu.
    »Also
warte mal, du hast nicht gewusst, dass du Drillinge kriegst?« Seine Stimme war
langgezogen und schwerfällig, als sei er ein wenig schwer von Begriff, aber
Strike wusste, dass dies der Ton eines Mannes war, der das Gefühl hatte, alles
völlig unter Kontrolle zu haben. Strike hatte schon vorher Cops so reden hören.
    Der Puerto-Ricaner
war groß, dünn, jung. Um seinen Hals hing eine Atemmaske aus Papier. Er war zu
schüchtern oder zu peinlich berührt, um zu antworten, so als habe er irgendwas
falsch gemacht.
    »Hat sie
denn nicht diesen Test gemacht, als sie schwanger war? He, du weißt schon, wie
heißt...«
    »Ja«,
murmelte er.
    »Und hast
du nicht drei Herzschläge gehört?« Die Stimme des Cops klang lässig und bohrend
zugleich.
    Der
Bursche zuckte mit den Schultern, wurde rot, wollte bloß wieder an seine
Arbeit.
    »Himmel«,
sagte der Cop gedehnt, »was hat der Arzt gesagt?«
    »Er hat
gedacht, es sei ein Junge, ein starker Junge«, platzte es aus dem Burschen
heraus.
    In der
Eingangshalle war es still. Der Cop dachte über diese letzte Bemerkung nach,
während der Puerto-Ricaner und Strike links und rechts von ihm nervös
herumzappelten. Der Cop starrte den Jungen an und schüttelte den Kopf.
»Himmel, die verdammten Ärzte, hmm?«
    Dann
drehte er den Kopf und musterte Strike mit zusammengezogenen Augenbrauen von
oben bis unten. »Hast du das gehört?«
    Strike
zuckte mit den Schultern und sagte nichts. »Unglaublich, nicht?«
    Der
Puerto-Ricaner nutzte die Gelegenheit zum Rückzug. »Wir reden später weiter.«
Er begann, die Kellertreppe hinunterzusteigen.
    »Okay,
Benny. Lass den Müll bis morgen«, sagte der Cop abwesend und wandte sich dann
vollends zu Strike um.
    »Wo willst
du hin?«, sagte er und reckte sein Kinn vor. Strike zögerte und dachte darüber
nach, wie er das beantworten konnte, ohne Informationen preiszugeben. »Sechs.«
    »Sechs
was?«
    »Sechs C.«
    »Sechs C?
Du gehst Crystal besuchen?«
    »Ja.«
    »Ja? Wie
heißt du?«
    »Dunham.«
    »Dunham?«
Der Bulle hatte graue Augen, Suchscheinwerferaugen. Strike versuchte, seine
Hände von seinem Gürtel fernzuhalten. »Ja.«
    »Eine
nette Lady, Crystal, nicht?« Strike sagte nichts.
    »Ich bin
Malfie. Ich bin hier der Hausverwalter.« Seine langsame, kaugummihafte Art zu
sprechen war die reinste Folter.
    Strike
nickte, hoffte, einen schüchternen Eindruck zu machen.
    »Du hast
mich für 'nen Bullen gehalten, als du hier reingekommen bist, was?« Sein
knappes Lächeln entblößte makellose Zähne.
    Strike
murmelte etwas Ähnliches wie nein.
    »Ja«,
knurrte Malfie durch die Zähne, »deshalb bist du auch auf die Treppe los,
nicht?«
    »Nein.«
Strike gingen die Ausflüchte aus; er schwitzte, und die Waffe klebte an seinem
Bauch.
    »Nein,
hmm? Was bist du, so ein Gesundheitsfreak? Du gehst immer sechs Stockwerke,
obwohl der Aufzug gleich hier ist?«
    »Der
Aufzug ist zu langsam«, sagte Strike

Weitere Kostenlose Bücher