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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Futons Anblick gestrichen voll und kreiste um Dempsy Heights
herum, bevor er beschloss, die Stadt ganz zu verlassen, über den Fluss zu
fahren in die Bronx, um Crystal zu treffen.
    Strike
hasste es, durch die Tunnel nach New York zu fahren. Die Bullen von der
Hafenaufsicht parkten manchmal bei den Mautstationen, warfen einen Blick auf
die Fahrer und hielten all die an, die so aussahen, als würden sie was
transportieren. Vor kurzem hatte er zwei Typen gehört, die sich über eine
versteckte Radar-TV-Anlage der Cops unterhielten, die irgendwie aufzeichnen
konnte, was in den Wagen vorging, sobald sie im Tunnel waren, und wenn man high
war oder wenn es einfach nur drei lachende Nigger waren, dann hatte man gute Chancen,
rausgewunken zu werden, wenn man an der anderen Seite herauskam. Strike war nie
etwas passiert, aber er rollte jedes Mal mit Rückenschmerzen auf die Straßen
von Manhattan, weil er sich derart anstrengte, völlig ausdruckslos durch den
Tunnel zu fahren.
    Er fuhr
auf dem West Side Highway über den neonschwarzen Fluss und ließ seine Waffe von
der Trittleiste zu seinem Gürtel wandern, denn das war New York, eine Ausnahme
von jeder Regel, die man für sein eigenes Verhalten hatte. Die Straßen, die ihn
vom Cross Bronx Expressway zu der Garage in der Nähe von Crystals Haus führten,
waren ununterbrochene Streifen bombardierter Mondlandschaft. Jeder zerstörte
Block sprach für sich selbst, jedes tote Gebäude eine andere Nation, eine
andere Droge, Kolumbianer, Dominikaner, Jamaikaner, Pot, Heroin, Koks, Unzen,
Kilos, Ampullen, Tütchen. Hier hielt er an keiner roten Ampel, beachtete sie
nur als Zeichen, das Tempo zu verlangsamen. Sein Nummernschild war aus New
Jersey, das machte ihn zum Kunden, brandmarkte ihn, und die Straßen wimmelten
nur so von Junkies, die aus den Schatten auftauchten, schweigend und zielstrebig
schoben sie Einkaufswagen für die nächste Beute vor sich her, leerten Limodosen
und Bierflaschen aus und wuschen sogar gestohlene Autoreifen an aufgedrehten
Hydranten, die die Rinnsteine mit rauschenden Wasserwogen überfluteten.
    Die
meisten Straßenlaternen brannten nicht, der körperlose Schimmer glühender
Pfeifen zeichnete wankende Sternbilder zwischen den Gebäuden und den leeren
Grundstücken, wo die Clockers arbeiteten. Selbst mit seiner Waffe kam sich
Strike wie ein aufgebrachter Bürger, wie ein potentielles Opfer vor. Strike
betrachtete sich nicht als Kriminellen: Er dealte nur stundenweise, er hielt
das für die beste Möglichkeit, am Leben teilzuhaben, so als ginge man zur Armee
oder arbeite für UPS, aber hier war alles außer Kontrolle, diese Leute sollten
bestraft werden, und er wünschte, die New Yorker Cops würden etwas dagegen
unternehmen.
    Crystals
Wohnung lag in einem verrufenen Block, der aber nicht so schlecht war, dass es
nicht doch mehr als eine Art von Leben darin gab. Es gab ein paar Drogenhäuser
unter den schmutzig-hellen Ziegelsteinwohnungen und eine Menge Überfälle,
fünf, sechs Morde im Jahr, und ab und zu lieferten sich irgendwelche Gangs
einen Revierkampf auf der Straße. Aber die Drogencrews machten ihr Geschäft
nicht auf dem Gehsteig. Die meisten Leute hier arbeiteten für ihren
Lebensunterhalt, und die Kinder spielten den ganzen Tag bis spät in die Nacht
draußen. Nach dem Abendessen holten die Erwachsenen ihre Stühle hervor und
tratschten auf den Treppen und in den Hauseingängen und tranken Bier. Crystal
war in vieler Hinsicht wie die anderen: Sie betrachtete diese Adresse als
Zwischenstopp auf dem Weg zu einem anderen Ort. Sie war älter als er,
achtundzwanzig, hatte einen sechs Jahre alten Sohn und einen Ex-Ehemann im
Knast, arbeitete als Kellnerin, und an zwei Abenden pro Woche besuchte sie
eine Wirtschaftsschule drüben an der Fordham Road, die aus einem großen Raum
im ersten Stock über einem Schuhgeschäft bestand. Crystal erwarb
Computergrundkenntnisse und lernte Buchhaltung; sie plante, sich in Kürze mit
ihrem doppelten Abschluss auf die Vermittlungsagenturen zu stürzen.
    Strike
mochte sie, weil sie sauber war, nicht heruntergekommen, eine arbeitende Frau
mit Kind, die sich in der Welt behauptete. Sie trank nicht, rauchte nicht, und
Highsein war auch nicht ihre Sache, außer mal einen Joint ab und zu. Strike
gefiel es auch, dass sie weitab seines Geschäftsbereichs lebte und keinen seiner
Partner kannte. Sie wusste, was er tat; nicht, dass er es jemals wortwörtlich
gesagt hatte, aber er besaß eine Waffe, sprach nie von seiner Arbeit

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