Price, Richard
leise.
»Jaaah
...« Malfie stöhnte beinahe vor Befriedigung und zeigte seine Zähne. »Du bist
Crystals Freund?«
»Ich weiß
nicht.«
»Du weißt
nicht?«
Schweigen.
Und dann spürte Strike plötzlich einen Hitzeschlag in seinen
Gedärmen. Es verlangte ihn verzweifelt danach, seine Hand daraufzulegen, doch
er widerstand, und die Waffe lag wie ein heißes Bügeleisen über dem Schmerz.
»Was ist
los?« Die grauen Augen wurden schmaler.
»Nichts.«
»Du siehst
aus, als ob dich ein Magengeschwür beißt.«
»Nein.«
»Hast du
ein Magengeschwür?«
»Nein ...«
Strike wartete einen respektvollen Herzschlag lang und sagte dann: »Kann ich
gehen?« Er war sauer darüber, sich ohne jeden Grund von diesem Arsch im
Nebenjob gängeln lassen zu müssen.
Der Cop
überhörte dies. »Ich will dich mal was fragen. Kann ich dich mal was fragen?«
»Was?«
Strike versuchte, aufrecht stehen zu bleiben; die Wut linderte den Schmerz ein
wenig.
»Ich hatte
letzte Nacht diesen Job in Brooklyn. Ich komm da mit meinem Partner hin, wir
finden im Keller einen Typ, der war seit vielleicht fünf Tagen tot. Sollte man
doch annehmen, dass irgendwer was gerochen hat, nicht?«
Der Cop
wartete auf Strikes Antwort, und genau so, wie Thumper es sonst tat, äffte er
Strikes Kopfbewegung nach, verfolgte ihn mit den Augen. Strike murmelte: »Ja.«
»Ja, würde
ich auch sagen. Wie auch immer, wir kommen da hin. Der Typ lag da, wir dachten,
der Typ rührt sich doch, der lebt noch. Aber in Wirklichkeit waren es die Maden
unter seinen Klamotten. Sah aus, als ob er kriechen würde, verstehst du? Wie
auch immer ... o Mann. Maden. Schmeißfliegen. Hast du jemals Schmeißfliegen an
einer Leiche gesehen? Diese schwarzen Fliegen?«
Strike
sagte schnell »nein«, damit er zum Ende kam.
»Wie auch
immer, wir sind da, um die Todesursache festzustellen. Selbstmord, Mord,
Unfall, aber die Nadel steckte noch in seinem Arm, also, du weißt schon,
Überdosis. Na, wie auch immer, wir sind da, und plötzlich, zack, werde ich
gebissen«, Malfie schlug sich seitlich gegen den Nacken, »von einer
beschissenen Schmeißfliege, verstehst du?« Er legte seinen Kopf zur Seite, um
seine Gurgel zu zeigen. »Ich hab sie erschlagen, und das Ding platzte auf, und
es war voller Blut. Also denke ich, ich bin von dieser verdammten Schmeißfliege
voller Blut von diesem toten Junkie gebissen worden, also ...« Er sah Strike
genau in die Augen. »Was glaubst du, sollte ich einen Aids-Test machen?«
»Ich weiß
nicht.« Strike starrte Malfies zerkratzte Arbeitsschuhe an, und er spürte, wie
die Wut seine Schmerzen völlig überdeckte. Ja, er würde Darryl Adams töten.
Leicht.
»Du weißt
nicht? Was für eine Art Antwort ist das?«
»Ich weiß
nicht.« Er zwang sich, Malfie in die Augen zu sehen. »Ich muss jetzt gehen,
okay?«
Malfie
zuckte mit den Schultern. »Du bist also Crystals Freund?«
»Ja«,
murmelte Strike, verlor beinahe die Fassung, merkte, wie die Wut unaufhaltsam
in seine Stimme stieg.
»Sie ist
eine nette Lady, Crystal.«
»Ja. Sie
ist nett.« Langsam hatte er sich wieder in der Gewalt. »Kann ich sie jetzt
sehen?«
Malfie
seufzte, gähnte dann und hob die gefalteten Hände hoch über den Kopf. »Sag ihr
einen schönen Gruß von Malfie.«
Er öffnete
die Fahrstuhltür, damit Strike einsteigen konnte, aber als Strike einen Schritt
nach vorn machte, knallte er sie ihm vor der Nase zu.
»Sorry,
ich vergaß.« Malfie nickte zur Treppe hinüber. »Der Fahrstuhl ist doch zu
langsam für dich, stimmt's?«
Strike
benutzte seinen Schlüssel, öffnete die Tür und sah den Flur mit der
Gewölbedecke entlang zu dem tiefer liegenden Wohnzimmer. Crystal saß in einem
billigen farbigen Bademantel zusammengekauert da und sah sich >David
Letterman< an: James Brown glitt vor den Interviewsesseln seitwärts über die
Bühne und jaulte wie eine Katze.
Der
Fernseher war so laut, dass sie Strikes Kommen nicht bemerkt hatte. Strike, der
schon ziemlich durcheinander war, zischte missgelaunt beim Anblick des Stapels
hellblauer Plastikteller, der ungewaschen in der Spüle stand. Ein Streifen
dreckiges Isolierband klebte quer über einem Riss in einem der vinylbezogenen
Küchenstühle, und Strike bemerkte, dass das Bügelbrett immer noch im Wohnzimmer
stand, als habe sie sich inzwischen entschlossen, es als Teil der Möblierung zu
betrachten.
Crystals
pummeliger sechsjähriger Sohn Jose kam den Flur entlanggerannt. Hinter ihm
konnte Strike auf einem kleineren
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