Price, Richard
sich ihren Weg durch die Menge zum Gehsteig zurückzubahnen
begannen, konnte Strike, der sich an einem Yoo-Hoo festhielt, nicht dem Drang
widerstehen, sich ihnen direkt in den Weg zu stellen, so dass der Grauhaarige
ihn sanft mit der Hand zur Seite schieben musste und dabei »tut, tut« murmelte. Als sie an Strike vorbeipflügten, sog er ein wenig von dem
Geruch ein, den der Blonde verströmte - einen Geruch nach Kiefernseife,
versetzt mit einem dickeren Geruch, einem Geruch der Erschöpfung oder
Verzweiflung, wie der Gestank eines Junkies ohne Geld und mit noch zu vielen
Stunden in der Nacht vor sich. Der Typ beunruhigte ihn: Er ähnelte keinem der
Cops, die Strike jemals zuvor gesehen hatte, vielleicht war er so eine Art
Experte oder Polizeichef, jemand, der nur bei schweren Fällen auf die
Bildfläche trat.
Als Strike
die Cops und Detectives um Darryls Leiche herumwuseln sah, hatte er den
Eindruck, dass die meisten von ihnen nur im Weg rumstanden. Sie schienen mit
sich selbst beschäftigt zu sein, hingen herum, machten neunmalkluge
Bemerkungen, und einer der Typen in Uniform sagte sogar zu einer der
Sportjacken: »Ein Schlammbeutel weniger«, als sei ein toter Schwarzer eine Art
Witz. Und als diese Kokserin vom JFK, die, die ihren Ring bei Rodney verpfändet
hatte, aus der Menge ausgebrochen und direkt in den blonden Beamten von der
Mordkommission gerannt war, bevor sie den Uniformierten von oben bis unten
vollgekotzt hatte, hatten jede Menge der anderen Cops mit der Menge gelacht.
Die Tatsache, dass sich keiner sonderlich um den Mord zu scheren schien, gab Strike ein
Gefühl von Sicherheit, aber was hieß jetzt schon Sicherheit?
Strike lungerte weiter am Tatort herum. Nachdem die
Leiche zusammen mit den meisten Polizisten verschwunden war, bemerkte Strike,
dass ein Großteil der Schaulustigen ebenfalls abgewandert war; das Einzige, was
es noch zu sehen gab, war Darryls schluchzende Schwester. Die Trauer der Frau
fraß sich in sein Herz, und Strike blieb wie angewurzelt stehen, aber als ein
finster dreinblickender Cop versuchte, sie wieder auf die Beine zu bringen,
kreuzte sich ihr Blick über die Absperrung hinweg mit dem Strikes, sie erkannte
ihn wieder, und tiefes Entsetzen schoss ihm von der Leistengegend bis in die
Brust, ließ ihn auf der Stelle umdrehen und dann wegrennen, und er wanderte
blind den Hügel der DeGroot Street oberhalb des >Ahab's< hinauf und hielt
sich in den Schatten.
Strike murmelte zu sich selbst und versuchte sich
einzureden, dass die Dinge jetzt besser würden, aber er konnte sich nicht mal
mehr daran erinnern, warum Darryl erschossen werden sollte. Er hörte auf seinen
Körper, der ihm sagte, dass es Ärger geben würde, spürte, wie sein Magen sogar
gegen die süße weiße Kühle des Yoo-Hoo rebellierte, und die Flasche wurde ihm
schwer in der Hand, seine Kniescheiben brannten von der Anstrengung des
Anstiegs, und sein verwirrter Geist kehrte in regelmäßigen Abständen zu der einen
Wahrheit zurück, die zu verstehen er jetzt in der Lage war: Alles hatte sich
geändert.
Strike blieb stehen und ruhte sich auf der Schwelle
eines verlassenen Mietshauses hoch über dem >Ahab's< aus. Er stieg auf
die Veranda und sah auf ein paar Rettungsdienstcops herab, die mit
Hochleistungstaschenlampen über das Grundstück liefen und nach Patronenhülsen
oder sonst was suchten. Während er zuschaute, arbeitete sich ein kleines Kind
mit Händen und Füßen zur Veranda hoch, kletterte wie ein Bärenjunges, griff
dann nach der halbleeren Flasche Yoo-Hoo zu Strikes Füßen und trank davon.
Strike,
der zu dem Kind hinabsah, hatte plötzlich einen Einfall, spürte ein Hochgefühl
in seiner Brust: >Kauf dir einen Autositz, einen von diesen Babysitzen, mach
ihn hinten im Accord fest, lass ihn wie ein Familienauto aussehen, schmeiß
vielleicht ein paar Spielsachen hinten rein, bring alles durcheinander, als ob
da hinten immer Kids sitzen. Niemand schaut zweimal einen Wagen mit Babysitz an
- keine Streifen, keine Junkies, niemand.< Strike klatschte in die Hände und
lachte. Ein paar Leute, die vorbeikamen, drehten sich nach ihm um und wandten
sich schnell wieder ab.
Strike sah
zu, wie der Junge trank. Seine Nase war von Rotz verkrustet, und Strikes Magen
zog sich vor Ekel zusammen. Er sah wieder zu dem Parkplatz hinunter und
stellte sich vor, Darryl läge immer noch da unten in seinem Blut, unter einem
weißen Laken, durch das rote Blüten sickerten. Er bildete sich ein, dass er
wieder das verstörte
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