Price, Richard
wird?«
»Warum?«
»Weil, wenn ich es so mache«, er wedelte fünf Finger,
»sterben fünf Menschen in Oklahoma.«
»Toll.« Wovon zum Teufel redete er?
»Also, wir reden von Oktober, drei Wochen Dempsy, dann
zwei, drei Monate Toronto. Kriegen Sie das geregelt?«
»Im Oktober bin ich in Pension. Dann kann ich alles
machen, was ich will.« Rocco wurde langsam sauer, aber er war sich nicht
sicher, ob er über den Schauspieler wütend war oder über etwas anderes,
Größeres.
»Nun gut, Sie können also.« Touhey zog eine
Visitenkarte aus der Innentasche seiner Jacke, suchte nach einem Stift und
rezitierte zögernd, während er schrieb: »Rocco. Wir bestimmen das Geschehen.
Darauf können Sie wetten. Sean Touhey.«
Er reichte Rocco die Karte und zwinkerte wissend. »Als
Polizist möchten Sie wahrscheinlich etwas Schriftliches, richtig?«
Rocco schlug abwesend mit der Karte gegen den Rand
seines Glases und bekam ein verzerrtes Lächeln hin. Goldesel, hatte er zu Mazilli
gesagt: >Mach bloß nicht mit meinem Goldesel rum.<
»Wissen Sie, was bei der ganzen Sache toll ist, Rocco?«
»Schießen Sie los«, sagte Rocco, doch in Gedanken war
er wieder bei der Arbeit, dachte daran, als Erstes die Zeugin zu befragen. Er
hoffte, dass sie in der Zwischenzeit in seinem Büro gelandet war und auf ihn
wartete.
»Ich bin der Regisseur. Da gibt's all diese Mystik und
das Theater um Regisseure, dabei ist das alles ein Haufen Mist. Das ist der
leichteste Job auf der Welt. Ich, ich werde bei diesem Film Regie führen.« Er
lehnte sich mit offenem Mund zurück, als warte er darauf, dass Rocco in die
Hände klatschte oder seinen Hut in die Luft warf.
»Toll.« Rocco stand schließlich auf und winkte dem
Schauspieler, ihm zu folgen. »Okay, Sean, lassen Sie mich mein Geld verdienen.«
Rocco musste Touhey halb in das Büro des Staatsanwalts
tragen - bei dem Schauspieler hatte der Rausch verzögert eingesetzt, und die
zwanzigminütige Bewusstlosigkeit auf der Fahrt zum Büro hatte ihn völlig
erledigt.
Eine Hand um Touheys Taille gelegt, stieß Rocco die Tür
mit der Hüfte auf. Als er durch den hell erleuchteten Empfangsbereich stolperte,
sah er die Zeugin, die zusammengerollt auf der Couch neben Vys leerem
Schreibtisch lag und schnarchte. Jemand hatte ihr einen Zettel an die Hüfte
gehängt:
»nicht stören. zeugin
des mordes an darryl adams.«
Der Schauspieler versuchte, allein durch den Flur zu
kommen, und seine Schulter glitt an der Wand entlang. »Haben Sie hier was zu
trinken?«
»Kaffee, das ist alles, was wir haben.«
Rocco dirigierte ihn in die Nische mit dem
Minikühlschrank und der Mister-Coffee-Maschine. Gegenüber befand sich eine
Zelle, die als Lagerraum genutzt wurde.
Um den Schauspieler endlich loszuwerden, setzte Rocco
im Eiltempo eine Kanne Kaffee auf. »Ich werde jemanden holen, der Sie nach
Hause fährt, okay? Ich bringe Ihren Wagen dann morgen früh bei Ihnen vorbei.«
»Ich möchte dort schlafen.« Touhey setzte sich auf den
Tisch für die Kaffeemaschine, warf eine Schachtel mit Zuckertütchen um und
reckte einen schlaffen Arm zu der Zelle.
Rocco goss Wasser in die Maschine und lachte. »Was,
glauben Sie, ist das hier, Mayberry?«
»Ich kann keinen Polizisten spielen, wenn ich ihn nicht
zwischendurch mit den Augen eines Verhafteten sehe.«
»Sean, das ist 'n beschissenes Loch. Die Toilette hat
nicht mal Wasser.«
»Ich nähere mich all meinen Figuren aus dem
entgegengesetzten Blickwinkel. Das ist mein Geheimnis.«
»Kommen Sie, Sean ...«
»Das Geheimnis meines Erfolgs.«
Rocco beschloss nachzugeben, damit er endlich seine
Ruhe vor Touhey hatte. Um die Zelle wenigstens ein klein wenig bewohnbar zu
machen, musste Rocco ein Dutzend Kartons voller alter Mordakten raustragen,
einen zusammenklappbaren Rollstuhl, in dem man vor sechs Jahren eine alte Frau
mit einem Porzellanwal erschlagen hatte, sowie eine mit einem Etikett versehene
Schrotflinte, die vor zwei Jahren bei einem Mord mit anschließendem Selbstmord
benutzt worden war.
Schließlich legte sich Touhey auf die dreckige Pritsche
an der Wand. Rocco lehnte sich gegen die Gitterstäbe, sein Magen war ganz
verkrampft, und irgendwie konnte er nicht widerstehen, den Schauspieler noch
einmal nach seinem Projekt zu fragen.
»He, Sean, vielleicht haben Sie mir das ja schon
erzählt, und ich war nur zu blau, um es mir zu merken, aber, ahm, worum geht es noch mal bei dem Film?«
»Rocco«, verkündete Touhey mit geschlossenen Augen, die
Hände
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