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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Krächzen von Darryls Schwester hörte. Er verschloss die
Augen vor dem Bild, wie sie ihre Trauer herauskotzte, aber das Bild blieb,
wollte sich einfach nicht verscheuchen lassen. Ihr Erbrochenes hatte nichts
Festes aufgewiesen, weil sie an der Pfeife hing und nichts im Magen hatte außer
vielleicht Orangensaft und Soda, vielleicht ein paar Kartoffelchips, wegen dem
Salz, und Strike war wie im Fieber darauf fixiert und spürte plötzlich, wie
sein Magen schmerzhaft rebellierte. Er drehte sich zum Hausflur des verlassenen
Gebäudes, erbrach sich heftig, und eine Welle von Yoo-Hoo platschte auf die
zerborstenen Fliesen.
    Der
Vollmond stand am Himmel, so dass Strike selbst ohne Licht erkennen konnte,
dass das, was ihm hochgekommen war, mit roten Streifen durchzogen war. Er
kauerte sich fasziniert über die Sauerei und hörte wieder die herzzerreißenden
Schreie von Darryls Schwester, die, diesmal echt, von irgendwo unterhalb des
Hügels kamen.
    Strikes
zitternde Hand schwebte über den dünnen Schlieren seines eigenen Blutes; er
versuchte sich darauf zu konzentrieren, was er am frühen Abend in jener Bar
ganz genau, Wort für Wort, zu Victor ge sagt hatte. »Ich meld mich
wieder.« Nichts weiter als das. Einfach nur ein paar bedeutungslose Worte, um
die ganze verrückte Unterhaltung über Darryl und darüber, dass Victor
irgendeinen Killer kannte, den er My Man nannte, zu
beenden, denn sie hatten beide einen Riesenscheiß erzählt; wenigstens hatte
Strike das gedacht. Aber jetzt war Darryl tot, und Strike hatte keine Ahnung,
wer es gewesen war.
    Strike
wischte sich mit der Handfläche die Feuchtigkeit vom Mund und dachte: >Wer
zum Teufel ist My Man? Woher kannte Victor so jemanden?
Was zum Teufel hatte Victor getan?<
    Er dachte: >Alles hat sich geändert<.
     
    ERMITTLUNG
DURCH VERHAFTUNG ABGESCHLOSSEN
     
    Rocco saß mit dem Schauspieler in den hinteren Schatten
der Pavonia Tavern. Der Kellner, ein Cop aus New Jersey mit einem Nebenjob,
stand neben ihnen, und drei Tische entfernt die aus dem Fury, die mit ihrem
Besäufnis bereits zwei Stunden Vorsprung hatten.
    Rocco hatte beschlossen, sich einen schnellen Drink zu
genehmigen, bevor er sich wieder an die Arbeit machte. Sie würden die ganze
Nacht mit Darryl Adams zu tun haben, und außerdem war ihm etwas unwohl, was
Touhey betraf; seine beiden letzten Besuche waren in einer Art Trauma geendet,
also schien eine kurze Druckverminderung das Richtige zu sein.
    »Was ist Ihr Gift, mmh, Sean?«, fragte Rocco zum
dritten Mal über das Gewieher hinweg.
    »Mein Gift?« Der Schauspieler blinzelte.
    >Der Junge trägt ein bisschen zu dick auf<, dachte
Rocco, >es war doch nur ein Mord, keine Atombombe<. Der Kellner war mit
seinen Gedanken woanders und drehte sich zum Fernseher hinter der Bar um.
    Rocco lehnte sich zurück. »Zwei Wodka Cranberry.« Er
zwinkerte Touhey zu: Vertrau mir.
    Rocco und Touhey drehten sich um, als am Tisch des Fury
die Hölle losbrach, Thumper abrupt aufstand und seinen Stuhl umschmiss.
»Thumpa! Thumpa!«, krächzte er in einem hupenden Bassgestotter, ahmte
Fischflossen nach und benahm sich wie ein hyperventilierender Junkie. »Ich heb
ab! Ich heb ab!«
    »Er hebt
ab!«, tutete Crunch zwischen zusammengelegten Händen hindurch. »Hilfe,
Thumper!«
    Touhey sah
Rocco an. »Ich sollte einen Kaffee trinken«, sagte er zögernd.
    »Sie
machen Witze? Nach heute Nacht?«
    Touhey
schwieg kurz und sagte dann: »Ich hab's gesehen, oder nicht?«
    »Wie
bitte?« Rocco lächelte verwirrt.
    »Ich hab
ihm direkt in die Augen geschaut.«
    »Wem,
Adams? Dem Jungen? Ja, genau hinein.« Rocco hatte plötzlich das Gefühl, als
stünde eine quälend lange Rede in einem Theaterstück bevor. Er warf verstohlen
einen Blick auf Touheys Uhr, eine schwere, goldene, antike Hamilton Electric
mit schwarzem Zifferblatt. Mitternacht: Rocco gab sich eine halbe Stunde, denn
er wusste, dass jetzt wenigstens drei andere Beamte an dem Fall arbeiteten.
    Die Drinks
kamen, und Touhey starrte seinen an, als handle es sich um ein Reagenzglas, das
von verbotenem Wissen überschäumt.
    »Ich hab
ihm direkt in die Augen gesehen ...« Der Schauspieler hielt seinen Drink in die
Höhe. »Also, was ist das«, er wirbelte die Eiswürfel herum, »im Vergleich
dazu?«
    »Wo ist er
hingekommen?« Seans Blick folgte Rocco über den Rand seines schräg geneigten
Glases hinweg.
    »Der
Junge?«
    »Wo ist er
hingekommen?«
    »Sie haben
ihn nach Newark gebracht.«
    »Newark
...« Er starrte Rocco mit

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