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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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zurückhalten.
    „Du hattest recht, Alice!“, platzte es aus ihr heraus. „Was hat ein Antivirenprogramm, und sei es nur ein abgelaufenes, auf einem Stick zu suchen, wenn der niemals mit dem Internet in Berührung kommt? Ich habe die Antwort gefunden. Nichts!“
    „Moment, Moment“, unterbrach Cornwell den euphorischen Ausbruch. „Ja, da war ein bekanntes Antivirenprogramm auf dem Stick. Was ist dabei so besonders?“
    Alice legte beruhigend ihren Arm auf Perlins Schulter. „Ich habe Peter noch nichts gesagt, Samantha. Fang bitte von vorne an! Wir haben Zeit.“
    Alle drei setzten sich, und Perlin holte tief Luft. „Wir haben es ja alle gesehen, und die Liste der Dateien hatte ich verteilt: Der Stick enthielt ein paar, ich glaube vierzehn völlig belanglose und unverschlüsselte Textdateien unterschiedlicher Länge, dazu insgesamt sechs mit einem bisher nicht identifizierten Programm verschlüsselte Dateien, die größte 42 Kilobytes lang, und dann eben ein älteres Virenschutzprogramm, VIREX Mark VI, dessen Lizenz Talburn offenbar nicht erneuert hatte. Jedenfalls wird beim Aufruf des Programms die Eingabe einer Lizenznummer verlangt mit dem Hinweis auf den Ablauf der alten Lizenz.“
    „Richtig. Und während die Textdateien Namen haben, die irgendwie Sinn machen oder einen Bezug zum Dateiinhalt haben, haben die verschlüsselten Dateien nur Zahlen als Dateinamen und keinerlei Namenendungen. Komm zur Sache, Samantha!“, warf Cornwell ungeduldig ein.
    „Lass sie doch, Peter! Es gehört alles dazu.“ Alice nickte Perlin zu.
    „Nun, ja. Wir konnten mit den verschlüsselten Dateien nichts anfangen, haben lediglich festgestellt, dass sie alle Qualitätsmerkmale hochwertiger Verschlüsselung aufweisen. Genauer gesagt können wir nicht entscheiden, ob es sich um verschlüsselte Daten oder nur um Zeichen handelt, die mit einem sehr guten Zufallsgenerator erzeugt wurden. Wir haben von Anfang an beide Möglichkeiten in Betracht gezogen, weil per Generator erstellte Dateien sich natürlich hervorragend als extrem lange Schlüssel verwenden lassen.
    Und dann bat mich Alice, mir das Antivirenprogramm näher anzusehen. Weil Talburn den Stick ja nie an einem Rechner verwendete, der mit dem Internet verbunden war. Ich besorgte mir VIREX VI, und siehe da: Das Programm hat nicht nur eine andere Dateilänge als das auf dem Stick, es hat auch bis auf den Eingangsbildschirm und die Maske zur Eingabe der Lizenznummer einen völlig anderen Inhalt. Also machte ich mich an das Sezieren des Codes von Talburns VIREX. Das war richtig soßige Arbeit!“
    „Bist du inzwischen ganz fertig damit?“, fragte Alice.
    „Nein, noch lange nicht, aber das Programm läuft, nachdem ich einfach nur die Startprozedur geändert habe. Also der Reihe nach: Man muss anstelle der vermeintlich geforderten Lizenznummer ein richtiges Passwort mit acht bis vierundzwanzig Zeichen Länge eingeben, um das Talburn-VIREX zu starten. Ohne dieses Passwort wurde, wie wir alle gesehen haben, immer nur wieder zur richtigen Eingabe der Lizenznummer oder zum Programmabbruch aufgefordert. Mit dem richtigen Passwort, jetzt auch mit meiner neuen Startprozedur ohne Passwort, gelangt man in ein hochwertiges, knackiges Ver- und Entschlüsselungsprogramm unbekannter Herkunft.“
    „Dann hast du also das Passwort zum Starten im Programmcode gefunden?“
    „Nein, nein! Peter, das Talburn-VIREX ist wirklich professionell gemacht. State of the art. Das einzugebende Passwort wird mit dem Hashwert des richtigen Passworts verglichen. Nur der Hashwert steht im Code. Du weißt doch, dass wir Monate und fast unsere gesamte Rechnerkapazität benötigen würden, wenn wir das Passwort aus dem Hashwert rekonstruieren wollten. Und wir brauchen es ja auch gar nicht. Wir übergehen einfach die Täuschungsprozedur am Anfang.“
    „Genau“, sagte Alice. „Dieses Passwort ist uninteressant. Aber die ganze Aufmachung sagt uns etwas über Talburn und DATA TODAY. Er verwendet also erstklassige, nicht-kommerzielle Verschlüsselungssoftware, tarnt sie sogar noch zusätzlich als abgelaufenes Virenschutzprogramm, und er vermeidet verräterische Dateinamen bei wichtigen, verschlüsselten Dateien. Dass da jemand etwas dringend zu verbergen hat, ist offensichtlich.“
    „Woraus schließt du, dass das Verschlüsselungsprogramm so gut ist, Samantha?“, fragte Cornwell.
    „Aus mehreren knackigen Merkmalen. Zuerst einmal verzweigt das Programm in zwei unterschiedliche Verarbeitungsvarianten, je

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