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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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worden. Aber in drei der fünf Dateinamen fanden sich außerdem der Name Norwood und die Abkürzung NSA.
    Talburn lehnte sich weit zurück und starrte mit leerem Blick gegen die Decke. Berkner, der alte Norwood, und die NSA, flüsterte er tonlos. Seine Suche würde erfolgreich enden, fühlte er, auch wenn es noch lange dauern konnte. Dass er bei der Suche auf die NSA gestoßen war, machte ihn nachdenklich, fast unruhig. Er musste sich unbedingt bald Klarheit verschaffen.
     

23
    Es war ungewöhnlich früh für einen Besuch. Aber Natália Radványi hatte nichts dagegen, als Alice sie um einen Termin für ein privates Gespräch vor Beginn der Dienstzeit gebeten hatte. Das kleine Haus im Whitneys Landing Drive in Arden-on-the-Severn, nur vierzehn Meilen westlich von Fort Meade, war leicht zu finden. Es lag nicht am Fluss, wie Alice ohne besonderen Grund angenommen hatte, sondern in einer sehr gepflegten, parkähnlichen Umgebung.
    Weil die Straße völlig frei war und mit den prachtvollen Bäumen im flachen, morgendlichen Sonnenschein ungemein friedlich wirkte, scheute sich Alice, den Wagen am Straßenrand abzustellen. Sie fuhr die Auffahrt hinauf und stellte ihr Auto vor einem der beiden Garagentore ab. Radványi hatte sie offenbar gesehen und empfing sie an der Haustür.
    „Wie schön, Sie wieder zu sehen, Miss Lormant. Kommen Sie herein, bitte!“
    „Ich freue mich auch. Sie sehen gut aus. Ein sehr schönes Haus. Und, mein Gott, was für eine Umgebung!“
    „Beziehungen“, sagte Radványi und führte Alice in die Küche, wo ein Frühstückstisch für zwei gedeckt war. „Das Haus gehörte einem ungarnstämmigen Unternehmer. Er hatte eine Fabrik für Käfige. Hühnerkäfige. Mein Vater war mit ihm befreundet. Ich zahle heute noch die Hypothek ab.“
    Radványi schenkte Kaffee ein, als ein Mann in hellgrauem Sommeranzug an der Küchentür erschien. Er schaute Alice mit der Mischung aus Erstaunen und Bewunderung an, die sie schon so oft erlebt hatte, wenn Männer ihr zum ersten Mal gegenüber standen.
    „Hallo! Guten Morgen. Ich fahre jetzt. Ist Ihr Schlüssel im Wagen?“
    Alice nickte. Er hob die Hand, als sie sich entschuldigen wollte. Er war sportlich, durchtrainiert, und sehr jung.
    „Das ist Mark, und hier Miss Lormant,“ sagte Radványi. Aber da war Mark auch schon aus dem Haus.
    Die Frauen beschäftigten sich mit dem Frühstück. Radványi schien einige Augenblicke lang Alices Verlegenheit zu genießen. Dann sagte sie: „Es wäre nicht unhöflich, wenn Sie fragen würden. Nein, Mark ist nicht mein Sohn.“ Sie blickte Alice tief in die Augen. Alice verstand nur zu gut.
    Als das Geschirr bis auf die Tassen vom Tisch geräumt war, holte Alice die Kopien hervor. „Bitte lesen Sie diese sieben Briefe einmal durch. Ich möchte meine Fragen erst danach stellen.“
    Radványi lehnte sich zurück und begann zu lesen. Sie steckte die durchgelesenen Blätter unter den Stapel, und sie holte sie nicht wieder hervor, bis sie alle gesehen hatte.
    „Lassen Sie mich einmal mit Fragen anfangen“, sagte sie und legte die Ausdrucke auf den Tisch. „Gibt es keine Datumsangaben? Und sind die Namen tatsächlich abgekürzt?“
    „Die Datumsangaben wurden herausgenommen und uns auch nicht genannt. Ich habe die Briefe in der Reihenfolge sortiert, wie wir sie erhalten haben. Das muss nicht notwendigerweise die ursprüngliche Reihenfolge sein. Die Namen, alles nur Vornamen, habe ich absichtlich durch Einzelbuchstaben ersetzt. Außerdem habe ich ein oder zwei Wörter, die etwas über die Identität des Verfassers oder des Empfängers verraten könnten, durch Sternchen ersetzt. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass es hier um eine Sache geht, die unter uns bleiben muss. Ich vertraue Ihnen hundert-prozentig.“
    Radványi sah Alice an, als ob sie sagen wollte, dass sie die Prozentangaben besser ihr überlassen sollte.
    „Die Schwärzungen haben die Schreiber oder Empfänger vorgenommen, nicht wahr?“
    „Woraus schließen Sie das?“
    „Wenn unser Verein geschwärzt hätte, wäre kaum noch lesbarer Text übrig.“
    „Ja, Sie haben recht.“
    „Wenn ich die Handschriften hätte, könnte ich wohl mehr sagen. Kann ich die sehen?“
    „Es sind Mails.“
    „Riskant“, sagte Radványi und nahm die Ausdrucke wieder vom Tisch. Sie blätterte, bis sie eine bestimmte Kopie fand. Sie las sie noch einmal durch. Alice konnte nicht sehen, um welche Mail es ging.
    „Liegen die Texte deckungsgleich unter den Schwärzungen? Ich meine,

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