PRIM: Netzpiraten (German Edition)
übermitteln?“
Grey gab Tessenberg das Smartphone. „Schicken Sie ihn über Ihr Notebook und das Netz an mich, natürlich verschlüsselt! Das ist ganz normal, niemand würde etwas anderes erwarten. Aber, Sinners: Was der Direktor Sie gleich fragen wird und was Sie darauf antworten, das bleibt in Ihrem Bericht unerwähnt! So wie auch unser Gespräch hier.“
Grey nahm das Gerät. „Sinners?“
„Sir.“
„Wenn außer denen, die Sie Peter Tessenberg vorhin genannt haben, noch weitere Personen im Büro von Pam Stonington waren, auch nach Ihrer Kenntnis davor oder danach, dann sagen Sie es mir jetzt bitte.“
„Bel war auch noch da, die Sekretärin von Mrs. Stonington. Sie heißt Belinda, glaube ich, aber den Familiennamen muss ich erfragen. Sie ging etwa zehn Minuten nach meiner Ankunft aus dem Büro, war aber noch im Vorzimmer, als ich dann ging.“
„Noch andere? Wurde mit Leuten telefoniert, die Sie nennen können?“
„Nein. Ich meine: Es wurde telefoniert, aber so leise, dass ich nichts mitbekommen habe.“
„Der Präsident hat offenbar sehr früh, gut eine Stunde bevor Sie hinzu gerufen wurden, von dem Einbruch in das Mailsystem erfahren. Warum rief man Sie so spät?“
„Ich vermute, weil die First Lady von Walter wusste, dass ich im Wesentlichen andere Bereiche bearbeite als das Mailsystem. Ich bin auch zuvor noch niemals von Mrs. Stonington, ihrer Sekretärin oder dem Präsidenten wegen irgendwelcher Mailgeschichten gerufen worden. Außerdem sind ja auch noch die Secret-Service-Leute mit der Sicherheit befasst, vor allem Dr. Vermille. Und Moore kennt sich offenbar auch ganz gut aus; jedenfalls zeigte er Mrs. Stonington an ihrem Monitor irgendetwas bezüglich Löschungen, als ich in das Büro kam.“
„Wissen Sie, wann die verschiedenen Personen in das Büro gekommen sind? Auch vor Ihnen?“
„Nein, ich kann nur sagen, wer da war, als ich kam, und was ich aus den Gesprächen entnehmen konnte. Das wollte ich im Bericht schreiben.“
Er wurde von Grey unterbrochen. „Schreiben Sie es nicht! Sie können es uns jetzt sagen.“
„Charles Moore muss sehr früh dort gewesen sein. Er berichtete den anderen bei jeder Gelegenheit, wie entsetzt Mrs. und Mr. Stonington über die Mail gewesen seien. Es klang irgendwie so, als ob der Präsident erst nach Moore gekommen ist. Moore war sehr nervös und hat den Raum während meiner Anwesenheit mehrmals für kurze Zeit verlassen. Über Bel kann ich nichts sagen, sie ist ohnehin ständig mit Mrs. Stonington zusammen, allerdings auch mit Moore. Als ich gerufen wurde, waren beide Stoningtons, Mrs. Krienitz, Mr. Joergensen und Dr. Vermille da. Und Albert Stonington. Dann kam noch die Schwester von Mrs. Stonington. Heißt Viola Sincler oder so ähnlich. Gleich darauf wurde ich entlassen.“
„Von wem?“
„Mrs. Krienitz sagte, dass ich gehen sollte. Sie verbot mir, über den Vorfall zu reden. Und sie sagte, dass ich zunächst weiter im Haus bleiben müsste, mindestens bis Walter zurück ist.“
„Haben Sie die fragliche Mail gesehen?“
„Nein, Sir.“
„Was meinen Sie zu der Sache mit der Mail?“
„Ich? Oh, Sir, ich denke, dass es falscher Alarm ist. Da ist niemand eingebrochen, da hat nur jemand seine Passwörter weitergegeben oder sie so aufbewahrt, dass man leicht herankommt. Und Mrs. Stonington wird keine Staatsgeheimnisse an ihre Schwester geschickt haben, davon können wir sicherlich ausgehen. Aber es macht eben einen großen Unterschied, ob jemand harmlose Mails von Jane Q. Public klaut oder von der First Lady.“
„Danke Sinners, sehr gut.“
Grey beendete das Gespräch. Er blickte zum Boden. „Jane Public, ha!“, stieß er hervor. Dann leise: „Der Boss, seine Frau, Moore, Belinda Rust“, sagte er leise ohne den Kopf zu heben und blickte Tessenberg mit weit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Scheiße“, antwortete Tessenberg.
Grey forderte Tessenberg auf, ihm den Bericht von Sinners sowie alle neuen Informationen zu der Sache bis spätestens 21 Uhr vorzulegen. Falls Walter Ingram gefunden würde, sollte Tessenberg ihn sofort anrufen. Außerdem sollte Tessenberg sich darauf einstellen, ihn morgen nach Washington zu begleiten und dort zur Verfügung zu stehen.
Die Männer gingen zurück in Greys Büro. Dort blinkte eine gelbe Lampe an der Gegensprechanlage. Grey drückte auf den Lampenknopf.
„Helen?“
„Ja, Ernie. Das Büro des Präsidenten hat angerufen. Du musst morgen bereits um 6 Uhr zur Konferenz in das Oval Office
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