PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Pentagon-Papiers teile ich. Ich hoffe nur, dass Beagle diesem Papier nicht zu viel Bedeutung zumisst oder zumessen muss. Das Pentagon ist ja bekannt dafür, alles als geheim einzustufen. Mein erster Eindruck ist, dass sie der Sache ausschließlich im eigenen Haus nachgehen wollen. Ich würde das nur begrüßen, denn Pentagon-Leute würden unsere Arbeit in Beagle wohl eher stören als voranbringen.“
Hoover hatte diese oder ganz ähnliche Antworten wohl erwartet, denn während McFarlane sprach, machte er sich Notizen. Aber er beeilte sich, auf McFarlanes Antwort einzugehen, bevor der dem nächsten das Wort erteilte: „Es wäre sicherlich kontraproduktiv, wenn der Secret Service den Engländern ein Protokoll im Klartext zur Verifizierung vorlegen würde, das bei denen niemals verfasst worden ist. Das würde ja ein ganz schlechte Licht auf ich vermute einmal die CIA werfen.“
McFarlane nahm Hoovers letzte Anmerkungen zum Anlass, die Fragezeit mit der Begründung zu beenden, dass man sich bereits in der Diskussion und bei der Bewertung befände. Er schaute auf die Uhr an der Stirnwand, bewilligte eine Mittagspause und setzte die Fortsetzung der Sitzung für 13 Uhr an.
Neil Kaestner und Jerome Possling führten Alice in die schlichte Messe nebenan, die mit der sogenannten Pantry einen Raum bildete. Jetzt konnte sie sehen, dass Possling nicht so klein und nicht so dick war, wie sie in der Arena auch wegen seiner Kurzatmigkeit angenommen hatte. Das runde Gesicht und seine Hände hatten sie getäuscht. Und Kaestner trug jetzt ein Jackett, wahrscheinlich hatte er es zuvor in der Arena irgendwo in Nurdocks Seitenraum abgelegt.
Alice zählte acht quadratische, mit Tischtüchern bedeckte Tische für jeweils vier Gäste. Es waren keine Gedecke aufgelegt, aber auf jedem Tisch stand eine schlanke, hohe Glasvase mit einer Calla, abwechselnd mit roter und weißer Blüte. Eine Angestellte des Restaurants im Westflügel des Weißen Hauses, gekleidet in einer Mischung aus Navy-Uniform und Kellnerinnenkostüm und mit dem Namenschild Claudia an der Brusttasche ihrer Weste, empfing sie und begleitete sie an einen der Tische. Sie gab ihnen Speise- und Getränkekarten.
Während sie die Karte studierten, erklärte Possling, dass man hier zwar eher in einer einfachen Cafeteria zu sitzen meinte, dass man aber eine Auswahl der hervorragend zubereiteten Gerichte aus dem Restaurant bekommen konnte. Nach Anmeldung sogar rund um die Uhr. Alice wollte nicht viel Zeit mit dem Essen verlieren, um in der Pause noch die Formulare ausfüllen und sich weitere Dokumente zu PRIM ansehen zu können. Die beiden anderen schlossen sich an, und sie bestellten gemäß Claudias Empfehlung El Blanco Enchiladas. Claudia tippte ihre Wünsche mit einem Griffel in ein tragbares Tablett.
„Das sind ja echte Callas“, sagte Alice zu Claudia, nachdem sie die Blume aus der Vase genommen und näher betrachtet hatte.
„Ja, wenn auch nicht mehr ganz frisch. Wir nehmen sie von oben, wenn dort neu dekoriert wird. Aber die Speisen sind von heute!“, antwortete Claudia fröhlich lachend.
„Werden die Gerichte für die Präsidentenfamilie auch im Restaurant gekocht?“, fragte Alice Possling.
„Nein, wo denken Sie hin! Der Präsident isst öfter mal mit Gästen im Restaurant, das im Übrigen auch mittags an fünf Tagen in der Woche für Besucher geöffnet ist, aber im Wohnbereich gibt es eine Küche mit Köchen und Kellnern für die Familie und die engsten Freunde.“
„Engste Freunde hört sich nach wenigen an, aber da hier alles extrem groß ist, sind das sicher auch etliche, oder?“
„Bestimmt. Ich meinte vor allem alle, die das Privileg haben, im dritten Stock neben der Präsidentenfamilie wohnen zu dürfen. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Sekretärin und enge Freundin der First Lady, eine Miss Belinda Rust oder so ähnlich, dort oben wohnt. Das nenne ich einen kurzen Arbeitsweg.“
„Ja“, Alice lachte, „und eine prestigeträchtige Adresse. Stellen Sie sich doch nur vor: Belinda Rust, Das Weiße Haus, Pennsylvania Avenue 1600, Washington D.C.!“
Außer den drei von der NSA waren nur Campbell und Nurdock mit in die Messe gekommen. Sie hatten sich weiter hinten einen Tisch gewählt und unterhielten sich angeregt. Auf Alices Frage bemerkte Kaestner, dass die Beagle-Mitglieder zum Essen meistens in eines der Restaurants oder Bistros in der Nähe gingen und hierher nur kamen, wenn es sehr eilig war. Sie bestellten Getränke. Als ob sie es
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