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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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Identität?
    Oder war sie seinetwegen bei DATA TODAY aufgetaucht? Das war eher unwahrscheinlich. Wenn man etwas gegen ihn vorzubringen hätte, dann wären sie mit drei Mann gekommen und hätten ihn zum Verhör abgeholt. Sie haben das Recht zu schweigen ...
    Er hatte ihr auch nichts verraten, was DATA TODAY oder ihn selbst in Bedrängnis bringen könnte. Er hoffte, dass er dasselbe auch von Ronald Limpes behaupten konnte. Das würde zur Sicherheit noch zu prüfen sein.
    Sie hätte den Stick stehlen können, falls sie überhaupt dessen Bedeutung erkannt haben sollte. Er konnte ihre Fähigkeiten gut einschätzen, aber vor dem Stick hätte auch sie kapitulieren müssen. Und sie hatte ihn gar nicht mitgenommen.
    Sie hatte bisher kein Zeugnis, keine Bestätigung ihrer Tätigkeit verlangt oder erhalten. Ferrentil würde kein solches Papier ausstellen, ohne ihn zuvor zu fragen. Ebenso wenig Limpes. Ferrentil hatte das Verschwinden der angeblichen Norwood wahrscheinlich noch gar nicht bemerkt. Er hatte sich allerdings auch während ihrer Anwesenheit nicht nach ihr erkundigt oder sie gar begrüßt.
    Die Suche bei der echten Ann-Louise Norwood fortzusetzen, machte wenig Sinn. Die Norwood war ein ahnungsloses Opfer, deren Identität sich die Täterin angeeignet hatte, weil sie passend und unverdächtig war. So wie sie die Adresse in der Bronx mit der Tante Ohanian wahrscheinlich einfach aus dem Telefonbuch ausgesucht hatte. Jedenfalls hatte diese Mrs. Ohanian bei Talburns Anruf am Morgen nach Ann-Louises Verschwinden bestritten, jemals von ihr gehört zu haben, geschweige denn mit ihr verwandt zu sein.
    Eine intensive Suche nach ihr konnte eigentlich nur bei Ferrentil und Berkner beginnen. Aber womit sollte er sie begründen? Er suchte sie, um ihr ein Zeugnis zu übergeben? Nachdem er sich bei Ferrentil so gegen ihr Praktikum gewehrt hatte? Er suchte sie, weil sie DATA TODAY ausspioniert hatte? Konnte er das beweisen? Und würde sie sich vielleicht - falls man sie denn gefunden hätte - damit wehren, dass er sie sexuell belästigt hätte? Eine Untergebene, eine Praktikantin? Mit Zeugen namens Bertrand und Timothy?
    Im Büro wurde Ann-Louises plötzliches Verschwinden nicht thematisiert, jedenfalls nicht nach seiner Kenntnis und sicherlich nicht in seiner Gegenwart. Jeder schien zu wissen, wenn er es nicht sogar gesehen hatte, dass sie am letzten Tag ihrer Anwesenheit das Büro zusammen verlassen hatten. Um Fragen von Ronald Limpes zuvor zu kommen, hatte er ihn am nächsten Morgen darüber informiert, dass Ann-Louise am Abend einen Anruf erhalten hätte, der sie zur sofortigen Beendigung ihres Praktikums bei DATA TODAY veranlasst hatte. Limpes hatte ihn angesehen wie einen Freund, mit dem man intime Geheimnisse teilt - und schweigt.
     

19
    Der Anruf aus dem Weißen Haus erreichte Alice, als sie gerade in den Mietwagen einsteigen wollte, den ihr ein Mitarbeiter von enterprise rent-a-car zum Hotel gebracht hatte. Sie wollte ein paar Sachen von zuhause holen, dort mit der Genehmigung von McFarlane übernachten und sich am folgenden Morgen mit ihrem Team in Crypto-City treffen. Sie überlegte, ob sie das Treffen mit dem Team absagen sollte, nahm dann aber erst einmal Abstand davon, weil sie dann auch das Büro von Tessenberg darüber hätte informieren müssen. Es war noch nicht klar, wie dringend der Alarmruf für Beagle war, und ob sie nicht vielleicht später am Abend noch fahren konnte.
    Sie traf McFarlane am Osteingang. Während sie von einer Secret-Service-Angestellten zur Arena begleitet wurden, flüsterte er ihr zu: „PRIM haben sich wegen der Übergabe gemeldet. Jetzt geht es los.“
    Alice zählte im Kopf die Tage, die vergangen waren, seit der Secret Service den Punkt auf der Internetseite der US-Regierung umgefärbt hatte. Das war vor drei Tagen. Auch jetzt noch zeigten die Erpresser große Geduld. Campbell hatte vermutet, dass PRIM durch häufige Aufrufe der Seite aufzufallen befürchteten und deshalb nur alle paar Tage nachsahen. Diese Vermutung war von mehreren anderen als unwahrscheinlich zurückgewiesen worden, weil PRIM genau wie bei den Mails über verschiedene Wege Aufrufe tätigen würde. Außerdem verzeichnete die Seite jeden Tag über zwanzigtausend Aufrufe aus aller Welt. Trotzdem hatte Campbell darauf bestanden, alle Aufrufe der Seite im fraglichen Zeitraum zu registrieren und die Kennungen der aufrufenden Rechner festzuhalten. Moore hatte angenommen, dass PRIM keine weiteren gestohlenen Mails oder

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