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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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sondern auf Bankkonten transferiert.“
    Er gab Arriver die geöffnete Schachtel zurück und zeigte auf den Brillanten. „Dieses feine Stück, nur geschätzte acht Millimeter im Durchmesser und fünf Millimeter hoch, kostet nach Ihren Angaben, Mr. Arriver, um die zwanzigtausend Dollar. Laufen Sie damit ohne Schutz durch die Stadt?“
    „Sie haben ein gutes Auge. Diesen Brillanten können Sie für dreiundzwanzigtausend Dollar haben. Und nein, ich laufe nicht damit durch die Stadt. Ich bin zu bekannt, deshalb könnte man wertvolle Edelsteine bei mir vermuten. Mein Fahrer wartet nebenan in der Garage von Park America. Er ist ausgebildeter Personenschützer und wird mich am Eingang abholen. Zu Fuß, denn hier beim FBI kann man ja nicht vorfahren.“ Bei diesen Worten blickte Arriver Hoover vorwurfsvoll an.
    Hoover lachte. „Ja, nicht einmal mit einem Einkaufskarren würde man Sie auch nur in die Nähe des Hauses lassen. Dafür sind da so viele Agenten und Wachpersonal, dass Sie auch allein zu Ihrem Wagen gehen können.“
    Arriver ging nicht auf diese Antwort ein. „Wir lassen oft Steine in bedeutend höherem Wert durch Boten transportieren. Es gibt Händler, die fast alle Steine undeklariert und unversichert durch Fedex oder andere Kurierdienste zum Kunden schicken. Der unauffällige Transport ist sicherer als der für jeden sichtbare Transport in einer angeketteten Tasche oder in einem gepanzerten Fahrzeug mit Bewachungspersonal.“

17
    Alice war müde, aber sie konnte nicht an Schlaf denken. Sie bereitete sich eine Tasse Schokolade. Sie versuchte, ihre Situation nüchtern zu analysieren. Sie war in einen Strom geraten, der sie mitriss und ihr wenig Möglichkeiten zur Eigeninitiative ließ. Zu viele Personen, zu viel Bürokratie, zu viele Einschränkungen und Fesseln, zu viel Leerlauf. Je länger sie darüber nachdachte, desto stärker teilte sie Hoovers Einschätzungen. Aber wen kannte sie, mit dem sie offen darüber sprechen konnte? Sie vertraute Peter Cornwell, ihrem Stellvertreter im NSA-Team, aber der war sicherlich genauso wie sie selbst verpflichtet worden, alle Informationen an die Graue Bande weiterzugeben. Ihre Freundin Ann-Louise wäre eine gute Gesprächspartnerin. Leider jedoch nicht bei Themen aus dem Agentenleben. Ann-Louises Rat war gefragt bei persönlichen Problemen, bei Kummer in der Liebe und in der Familie. Sie ärgerte sich, als ihr jetzt nur Bob Talburn einfiel. Er wäre ein geeigneter Gesprächspartner. Schnell löste sie sich von dem Gedanken. Die Familie. Ihr Vater war tot, sie hatte keine Geschwister. Ein Anruf bei ihrer Mutter war überfällig und vielleicht gerade noch möglich, bevor sie zu Bett gehen würde.
    „Alice, mein Schatz, wo steckst du denn nur? Ich kann dich nicht anrufen.“ Das deutsche Wort Schatz hatte die Mutter seit Alices Kindheit nicht aufgegeben. So wie Alice Mama zu ihrer Mutter sagte.
    „Mama, das hatte ich dir doch erklärt. Ich arbeite vorübergehend an einem anderen Platz, und dort bin ich aus Sicherheitsgründen schwer zu erreichen. Die wissen hier nicht, wie lange das noch dauern wird. Ich werde dich regelmäßig anrufen.“ Die üblichen Vorwürfe. Die üblichen Beschwichtigungen und Ausreden. Versprechungen für Besuche.
    „Ann hat dich auch nicht erreicht. Sie hat es immer wieder versucht, bis sie mich dann angerufen hat. Sie muss dich dringend sprechen.“
    „Worum geht es denn? Hat sie das gesagt?“
    „Mir nicht. Nur, dass es um einen gemeinsamen Bekannten geht und sehr dringend ist.“
    „Ich melde mich bei ihr, danke Mama.“ Alice dachte an Tessenbergs Hinweis auf Unsicherheiten beim Telefonieren im Weißen Haus und im Hotel. Während die üblichen, ihr endlos erscheinenden Abschiedsfloskeln ausgetauscht und mütterliche Ratschläge erteilt wurden, von der Gesundheit bis zu der Aufforderung, endlich zu heiraten, war Alice mit den Gedanken bei Ann-Louise. Und bei dem gemeinsamen Bekannten, der Ann zu einem dringenden Anruf bei ihr veranlasst hatte.
    Sie hatte ihr Smartphone noch in der Hand. Sie blätterte die Adressen durch und drückte auf Ann-Louise Norwoods Namen.
    „Hallo.“
    „Hi. Ich wollte mal wieder mit dir schwatzen. Habe ich dich geweckt?“
    „Hallo! Nein, ich habe selbst versucht, dich zu erreichen.“
    „Ich weiß. Ist er 1,88 Meter groß, sportlich, sehr dunkles Haar?
    „Ja.“
    „Gerade Nase? Tiefe Stimme?“
    „Ja.“
    „Grübchen, besonders wenn er lächelt?
    „Jede Wette!“
    Alice durchlief es heiß. „Hat er

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