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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bücher als jede andere Frau in England. Mit einem Buchladen würde sie ein kärgliches Auskommen haben. Sie starrte unglücklich auf die Wandvertäfelung. Sollte dieses kurze, bittere Glück alles gewesen sein, was das Leben ihr bieten konnte?
    Es klopfte an der Tür, und Evangeline zuckte entsetzt zusammen.
    »Mademoiselle, ich bin es, Henri.«
    Der zurückhaltende Tonfall des Maitre beruhigte sie nur wenig.
    »Ich habe Ihre Handtasche hier.«
    »Ja.« Eilig sammelte sie die Geldbündel zusammen und stopfte sie in die Reisetasche. »Eine Minute, bitte.« Schnell die Tasche wieder unter das Bett und aufstehen. Sie strich ihr Kleid glatt, gewann ihre Fassung wieder und ging zur Tür. Vorsichtig fragte sie: »Henri?«
    »Sie haben auch Ihre Handschuhe fallen lassen«, sagte er.
    »Danke.« Sie öffnete die Tür. »Sie sind wirklich der beste ...«
    Doch es war nicht Henri, der sich jetzt in den Türrahmen schob und ihr Handschuhe und Tasche entgegenhielt. Es war der Fremde aus dem Speisesaal. Seine kobaltblauen Augen strahlten sie triumphierend an, als er sich mit spöttischer Geste vor ihr verneigte. »Eure Königliche Hoheit«, sagte er auf Baminianisch, »wie lange noch, dachten Sie, mir entkommen zu können?«

2
     
    Panische Angst schnürte Evangeline die Kehle zu. Wer war dieser Mann? Woher wusste er, dass sie Baminianisch sprach? Und warum nur, o Gott, hatte sie das sichere England verlassen?
    Evangeline versuchte, die Tür zuzuschlagen, doch er hatte sein kräftiges, in einem Stiefel steckendes Bein schon über die Schwelle geschoben. Der Fremde murrte zwar, als die schwere Holztür auf sein Knie schlug, doch er drückte die Tür, gegen die sich Evangeline mit ihrem ganzen Körpergewicht stemmte, unerbittlich weiter auf.
    »Henri!«, schrie sie. Es war doch Henris Stimme gewesen, die sie gehört hatte; wo war er?
    »Nein, Prinzessin. Nichts da.« Wieder sprach er Baminianisch. »Aus dieser Richtung wird die Rettung nicht kommen.« Jetzt hatte er die Tür ganz aufgemacht.
    Evangeline verrenkte ihren Hals und sah den Maitre d'hötel zwischen zwei anderen Männern, die ihn einfach hochgehoben hatten, in der Luft strampeln.
    Der Fremde zerstörte ihre Hoffnung mit einer einzigen trockenen Bemerkung. »Ich habe ihn bestochen. Hören Sie genau hin, in seinen Taschen klimpern noch die Münzen.«
    »Wie war das noch? Gegen wilde Bären für mich kämpfen?«, schrie Evangeline in Henris Richtung.
    Henri versuchte vergeblich, sich umzudrehen, und noch bevor Evangeline wieder schreien konnte, hatte der Fremde sie in ihr Zimmer zurückgedrängt. Er strahlte etwas Bedrohliches, Dunkles, Zorniges aus.
    Eigenschaften, die ihr keinerlei Erfahrung ließen und die sie verabscheute. Evangeline fühlte erneut die Angst aufsteigen, die sie in ihr Schlafgemach zurückgetrieben hatte, und sie wollte an ihm vorbeistürzen. Doch er griff einfach nach ihrem Handgelenk und schwenkte sie durch den Raum. Kurz bevor sie gegen den Türstock geschleudert wurde, fand sie wieder Halt. Sie starrte ihn an. Falls überhaupt möglich, wirkte er jetzt noch bedrohlicher, dunkler und zorniger.
    Aber Evangeline hatte nicht umsonst alte chinesische Schriften studiert. Wenn sie nur ihre Angst unter Kontrolle bringen könnte, um nachzudenken und sich zu erinnern. Sie holte tief Luft und analysierte die Lage. Er stand im rechten Winkel zu ihr, den Arm ausgestreckt, sein Ellenbogen eine verletzliche und leichte Beute.
    Aber obwohl er größer und stärker war als sie und so offensichtlich auch gewillt, seine Körperkraft gegen sie einzusetzen, konnte sie sich nicht zu der gleichen Skrupellosigkeit durchringen. Zumindest nicht, ohne ihn vorher zu warnen. »Lassen Sie mich los«, sagte sie mit gut gespielter Ruhe auf Französisch.
    »Nein, Prinzessin.« Er klang so selbstsicher. Und während er noch fester Zugriff, entglitt seiner anderen Hand ihr zarter Handschuh. Mit weit aufgerissenen Augen sah Evangeline ihn auf die Spitze seines Stiefels fallen. Eine ganz und gar unpassende Dekoration für dieses zweckdienliche Leder. Langsam ließ sie ihren Blick seine langen Beine hinaufwandern, die in schwarzen Hosen steckten, über den Oberkörper, das schwarze Jackett auf dem blütenweißen Hemd schließlich in sein Gesicht.
    Kein Anflug von Milde machte seine kantigen Gesichtszüge weicher. Kein kleiner Mangel gab dem göttlichen Bild einen Hauch von Menschlichkeit. Er erschien ihr wie die Naturgewalten: unmenschlich, gefährlich, hart. Möglicherweise sogar ...

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