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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wahnsinnig?
    Sie musste es tun.
    Sie packte sein Handgelenk und drehte sich. Er musste seine Hand öffnen. Sie drehte sich weiter, bis sie nahe bei ihm stand und seinen Arm mit der Handfläche nach oben festgeklemmt hatte.
    Verblüfft blickte sie auf ihre kleine, zarte Hand, die jetzt die Kontrolle übernommen hatte. Die Chinesen hatten Recht, der Wing-Tsun-Griff funktionierte. Er funktionierte wirklich!
    »Das haben sie dir nicht in deiner Klosterschule beigebracht«, polterte er los. »Woher weißt du ...«
    Sein anmaßender Tonfall riss sie aus ihrem ungläubigen Staunen, und in der Hoffnung, ihm das Gelenk zu verrenken, schlug sie seinen Ellenbogen gegen ihren Arm. Er stieß mit der anderen Hand ihren Kopf zur Seite und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie fühlte sein Knie unter sich und stürzte, immer noch sein Handgelenk festklammernd, zu Boden. Er warf die T ür zu, packte sie unter ihren Achseln und zerrte sie in die Mitte des Zimmers zurück.
    Sie ließ ihn so schnell wie möglich los und kam wieder auf die Beine.
    Er hatte seine Fäuste auf die Hüften gestemmt und war gedankenlos auf ihren anderen Handschuh getrampelt. Der Zorn ließ seine Stimme tiefer werden. »Ich will jetzt wissen, wo man dir das beigebracht hat. Wenn du nicht gezögert hättest...«
    Wenn sie nicht gezögert hätte, wäre sie jetzt frei.
    Aber das sagte sie ihm nicht. Dieser Mann da war wahnsinnig. Henri war korrupt, und sie war eine arme Waise, deren Verschwinden und mutmaßliche Ermordung nie bemerkt werden würde. Wenn sie das nächste Mal eine asiatische Kampftechnik einsetzte, würde sie nicht mehr erstaunt innehalten. Sie würde ihren Vorteil nutzen.
    Evangeline verhielt sich ruhig, und der Fremde entspannte sich etwas. Er schaute sie an wie ein Bankier, der die Hypothek auf einen verfallenen Schuppen gekündigt hatte und seinen neuen Besitz nun wenig ansprechend findet.
    Gut. Sie war keine Schönheit. Die Schneider in London hatten über ihre fohlenhafte Statur nur den Kopf geschüttelt, und der Londoner Friseur hatte ihr langes braunes Haar geschnitten und sich dabei über den betrüblichen Mangel an Locken beklagt. Ihre leicht schräg stehenden Augen waren von undefinierbarer Farbe - ein Erbe, das immer ein Rätsel bleiben würde -, und ihr Kinn schob sich ein wenig zu aggressiv nach vorn.
    Nur ihr Teint konnte Evangelines eigenem, kritischen Urteil standhalten. Während der Jahre mit Leona hatte ihr blasses Gesicht selten die Sonne gesehen. Aber wann immer sie aus dem Schatten der Bibliothek ins Tageslicht getreten war, verwandelte ein zarter Anflug von Farbe ihr Gesicht. Keine ihrer Hauben hatte sie davor schützen können. Aber sie konnte nicht um ihrer Blässe willen im Haus bleiben und ihr großes Abenteuer versäumen.
    Sie war vielleicht keine bezaubernde Frau, aber sie war auch nicht das Eigentum dieses Fremden, und er hatte nicht das Recht, sie so höhnisch anzugrinsen. »Wer sind Sie?«, fragte sie, diesmal auf Englisch.
    Er verzog verächtlich seine festen, vollen Lippen, die ein schwacher schwarzer Bartwuchs umgab. »Sie spielen mit mir.« Sein Englisch hatte einen leichten Akzent.
    »Nein ...« Vielleicht doch. Ein Spiel, bei dem es darum ging, am Leben zu bleiben.
    »Sie werden mit mir zurückkommen, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht.«
    »Zurück?« Wohin zurück?
    Aber bedeutete das nicht auch, dass sie endlich aus diesem Zimmer herauskam? Sie würde mit ihm zum Haupteingang gehen - und um Hilfe schreien.
    »Wann können wir gehen?«
    Ihre Eile ließ ihn aufhorchen. Seine Augen mit den langen dunklen Wimpern wurden schmal.
    Das war nicht klug gewesen.
    »Prinzessin. Sie sind sich darüber im Klaren, wie wichtig es ist, dass Sie an der Zeremonie teilnehmen.«
    Leg ihn herein. »Natürlich.«
    »Dieser dumme Brief, den Sie uns geschickt haben, war inakzeptabel, und Sie wissen das.«
    »Nicht akzeptabel?«
    »Santa Leopolda möge Ihnen vergeben!« Er kam ihr so nahe, dass sie das Tabakaroma riechen konnte.
    Er hatte noch seine Zigarre geraucht, bevor er ihr nachgestellt hatte. Ein Jäger, der sich seiner Beute viel zu sicher war.
    »Wollen Sie unseren Völkern ihr Glück verweigern? Das Schicksal zweier Königreiche hängt davon ab, dass die Prophezeiung erfüllt wird.«
    Er türmte sich vor ihr auf, womit sie reichlich wenig Erfahrung hatte. Genau genommen hatte sie kaum irgendeine Erfahrung mit Männern. Keiner hatte sich damit aufgehalten, eine exzentrische weibliche Gelehrte wie Leona aufzusuchen. Und

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