Princess Band 47
und erzählte etwas auf Arabisch.
"In Englisch, Fatima", mahnte Raschid. "Miss Gordon spricht kein Arabisch."
Wahrscheinlich glaubte er, wieder einen Minuspunkt an ihr entdeckt zu haben, aber da Faisal ihr ein paar Ausdrücke beigebracht hatte, konnte sie jetzt zumindest "Guten Abend" auf Arabisch sagen.
"Massa'a al-Khayr", entgegnete Faisals Mutter entzückt.
Sie warf ihrem Bruder einen schadenfrohen Blick zu. "Da hast du es, Raschid", rief sie in stark akzentuiertem Englisch aus. "Sie spricht Arabisch."
"Nur ein paar Sätze", gab Felicia entschuldigend zu. "Und Faisal lacht jedesmal, wenn er meine Aussprache hört."
"Arme Miss Gordon!" rief eine andere weibliche Stimme aus. "Laß sie doch erst einmal hereinkommen, bevor du anfängst, sie über Faisal auszufragen, Mutter."
"Zahra, was soll Miss Gordon von dir denken?" entgegnete Fatima vorwurfsvoll. "Die jungen Leute heutzutage haben keine Manieren." Sie wandte sich wieder an Felicia. "Hören Sie nicht auf dieses dumme Kind. Sie macht sich über mich lustig, weil ich mir Sorgen um Faisal mache. Aber wenn sie erst einmal einen eigene n Sohn hat, wird sie mich verstehen."
Das war also Faisals jüngere Schwester Zahra. Sie war ebenso klein wie ihre Mutter, mit funkelnden, dunklen Augen und einem warmen Lächeln, das Felicia willkommen hieß. Faisal hatte ihr gar nicht erzählt, wie hübsch Zahra war.
"Du wirst in dem Zimmer neben meinem schlafen", erklärte Zahra ihr, während sie sie nach oben führte. "Mutter hat es am liebsten, wenn die Frauen in ihrem Bereich bleiben. Wir benutzen zwar unser eigenes Wohnzimmer, wenn Faisal oder Onkel Raschid Besuch haben, aber Raschid hält nicht viel davon, daß Männer und Frauen streng getrennt leben." Zahra zog eine Grimasse. "Mutter ist furchtbar altmodisch. Sie wollte mich nicht studieren lassen, aber glücklicherweise hat Raschid darauf bestanden. Ich hoffe, du hast Hunger. Mutter hat ein wahres Festessen vorbereitet, obwohl ich sie davor gewarnt habe, deinen Appetit zu überschätzen."
Felicia schüttelte den Kopf, dankbar für Zahras Verständnis. Sie fühlte sich erschöpft und hätte am liebsten nur ein Bad genommen und wäre dann ins Bett gegangen. Aber es wäre unhöflich, wenn sie nicht ihr Entzücken über die Vorbereitungen ihrer Gastgeberin zum Ausdruck bringen würde.
"Faisal hat mir von dir geschrieben", vertraute Zahra Felicia an und musterte sie aufmerksam. "Ihr beide wollt heiraten?"
"Vorausgesetzt, dein Onkel hat nichts gegen mich einzuwenden", antwortete Felicia vorsichtig.
Das Zimmer, in dem sie wohnen würde, war im europäischen Stil eingerichtet mit einem bequemen Bett und einem viel zu großen Schrank für Felicias bescheidene Garderobe. Eine Tür führte in ein modernes Badezimmer. Vom Fenster aus hatte man einen schönen Blick auf den Garten.
"Ich hoffe, du hast dir nicht allzu großartige Vorstellungen davon gemacht, wie wir leben", kicherte Zahra. "Onkel Raschid meinte nämlich, du kämst in der Erwartung angereist, uns in Verhältnissen wie in Tausendundeiner Nacht vorzufinden."
"In Pumphosen und Schnabelschuhen womöglich!" lachte Felicia.
"Ich wußte, daß du Sinn für Humor haben würdest - trotz allem, was Onkel Raschid gesagt hat."
Was mochte er wohl über sie erzählt haben? Zahra wußte offensichtlich von ihren Heiratsplänen, doch wahrscheinlich durfte auch sie ihrer Mutter nichts davon sagen.
"Wenn du einmal das alte Kuwait sehen möchtest, mußt du Onkel Raschid bitten, dich zu seiner Villa in der Oase mitzunehmen", fuhr Zahra zu Felicias Überraschung fort. "Sein Großvater ließ sie für seine englische Frau bauen. Du brauchst nicht auszupacken", wechselte Zahra abrupt das Thema. "Eins der Dienstmädchen wird das für dich tun. Bist du fertig zum Dinner?"
Weil sie wußte, daß das Abendessen ihretwegen sowieso aufgeschoben worden war, sagte Felicia ohne Zögern ja.
Während sie hinuntergingen, erklärte ihr Zahra, daß das Haus um den Garten herum gebaut worden war, den Felicia bei ihrer Ankunft gesehen hatte. Es gab den traditionellen Frauenbereich, ein Flügel wurde von Raschid bewohnt, ein anderer von Faisal, wenn er zu Hause war.
"Raschid stört sich aber nicht an diese Aufteilung", erklärte Zahra ihr. "Wenn er nicht geschäftlich verhindert ist, ißt er mit uns. Zu meines Vaters Zeiten aßen die Männer nie mit den Frauen zusammen, aber Onkel Raschid bestand darauf , daß Nadia und ich eine moderne Erziehung erhielten."
"Wie großzügig von ihm",
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