Princess Band 47
ich diese verdammten Fotos an die Wände gepinnt habe, hatte ich total vergessen, glaube mir. Als du nicht aus dem Schlafzimmer zurückgekommen bist, bin ich hergelaufen, um dich zu suchen, da sah ich die Tasse und den Kaffee am Boden und die Fotos an den Wänden! Ich bekam eine irrsinnige Angst!" Er nahm ihren Kopf in beide Hände und hob ihn dicht vor sein Gesicht, Lisa spürte das leichte Zittern in seinen Fingern und sah den dunklen Ernst in seinen Augen. "Ich hätte es nicht ertragen, dich noch einmal zu verlieren", bekannte Steve heiser, "ohne dich bin ich tot."
Ja, dachte Lisa, genau das habe ich draußen am leeren Strand empfunden. Sie und Steve brauchten einander, um lebendig zu sein, um das auszuleben, was sich hinter ihren Masken verbarg. Nicht nur sie, auch Steve hatte sich unter einer Maske versteckt, nur hatte sie das bisher nicht erkannt.
Die Familientradition der Crawfords hatte von Steve den Erfolgsmenschen verlangt, der Macht und Reichtum geerbt und gelernt hatte, sie zu bewahren. Aber darunter steckte ein unbekannter Steve. Wie er aussah, wußte sie noch nicht, sie spürte nur instinktiv, daß irgend etwas in ihr zu ihm hinstrebte und eine Antwort bekam.
"Wir müssen wieder lernen, miteinander zu leben", sagte Steve.
Lisa erschauerte unter einer ungekannten Empfindung von Glückseligkeit.
Er spürte das Zittern in ihrem Körper und forschte mit ängstlichem Blick in ihrem Gesicht. "Lisa!" flüsterte er.
Sie umschlang mit ihren Armen seinen Nacken, ihr Mund kam ganz nah an sein Gesicht. Und er küßte sie mit verzehrender Leidenschaft, während seine Hände jede Faser ihres Körpers zum Leben erweckten.
Er nahm sie auf die Arme und trug sie aufs Bett, und es folgte ein Sinnenrausch ekstatischer Sehnsüchte, in die sich eine ungekannte Zärtlichkeit einnistete, die in ihrer körperlichen Liebe zueinander neu war.
Es war dieses Bett gewesen, das Steve benutzt hatte, um Lisas Selbstachtung zu vernichten, jetzt benutzte er es, um sie vergessen zu machen, was er ihr angetan hatte.
Später, als sie nebeneinander auf dem Bett lagen, Lisa mit dem Kopf an seiner Schulter, redeten sie schläfrig miteinander. Der kühle Nachtwind wehte ins geöffnete Fenster.
"Eigentlich hätte ich gern ein Baby", murmelte Lisa gegen Steves warme Haut.
"Keine Karriere?" fragte Steve.
"Nein", bekannte Lisa freimütig, "ich habe Anna beneidet, weißt du? Sie hatte alles, was man sich wünschen kann. Evan, die beiden Söhne und dann das Baby."
"Ist das dein Ernst? Du mußt nicht deine Karriere aufgeben, Lisa, nicht meinetwegen."
"Meine sogenannte Karriere war eigentlich ein Mißverständnis. Ich bin in sie hineingestolpert, ich habe sie eigentlich nie richtig gewollt." Lisa lächelte nachdenklich. "Ich glaube, irgendwie hatte ich nie die Chance, ich selbst zu sein."
Steve gab nur einen kleinen Seufzer von sich. Lisa beugte sich über ihn, um sein Gesicht auszuforschen.
"Bist du anderer Meinung?" fragte sie unsicher.
Er lächelte sie listig an. "Überhaupt nicht. Ich wollte nur, daß du unbeeinflußt deine Entschlüsse faßt. Ich leugne jedoch nicht, daß ich glücklich bin. Ich möchte dich zu Hause haben, Lisa. Ich möchte eine Frau und Kinder, eine richtige Familie. Ferien machen wir dann hier in Florida. Und ich bringe den Kindern Schwimmen und Surfen bei. Und Angeln."
Lisa hörte seine Worte mit angehaltenem Atem. Was hatte sie nur in Steve hineininterpretiert? Sie hatte sich täuschen lassen von dem äußeren Bild des erfolgreichen Geschäftsmannes, der durch Herkunft und Neigung die teuren Freuden des Lebens genoß.
Aber stimmte das überhaupt? Jetzt erkannte sie, was sie längst hätte erkennen können. Steve war ein vitaler, unkomplizierter Mann, der sich an Dingen freute, für die man nicht viel Geld brauchte. Zurückblickend fiel ihr auf, daß ihm sein Heim immer wichtiger gewesen war als die Restaurants und Nachtklubs, in denen sie verkehrt hatten, daß er Partys wie ein Pflichtpensum absolvierte und stets darauf gedrängt hatte, so früh wie möglich nach Hause zu fahren. Das hatte er nicht nur wegen der körperlichen Wonnen ge tan.
Es hatte ihn auch gefreut, ihr beim Kochen zuzusehen, den Tisch zu decken und ein Essen zu zweit zu zelebrieren. Er hatte Spaß daran, mit ihr im offenen Wagen durch die Nacht zu fahren und den Wind in seinen Haaren zu spüren, oder faul mit ihr in der Sonne zu liegen und um die Wette zu schwimmen.
Hätte sie nur scharf genug hingesehen, hätte sie
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