Princess Band 47
samtweicher Stimme. "In unserem Land gibt es keine Feindschaft zwischen Mann und Frau."
"Aber zwischen Tauben und Falken", erwiderte Felicia. "Und Sie sind einer... ein Tyrann, der versucht, unsere Liebe zu zerstören."
"Und Sie sind die Taube?" Er machte sich offensichtlich über sie lustig. "Finden Sie nicht, daß Geier eine bessere Bezeichnung wäre?"
Felicia entschied, daß es keinen Sinn hatte, mit ihm zu streiten. Der Onkel, den sie sich vorgestellt hatte, war schlimm gewesen, aber die Realität war schlimmer. Sie, die noch nie in ihrem Leben einen Menschen gehaßt hatte, empfand gegen diesen Mann eine Abneigung, die fast an Haß grenzte.
Mittlerweile war es ganz dunkel geworden, der Himmel war übersät von funkelnden Sternen. Wenn nur Faisal bei mir wäre, dachte Felicia unglücklich. Nie zuvor hatte sie sich so nach der Wärme seiner Liebe gesehnt.
"Sie brauchen nicht die Bescheidene zu spielen, Miss Gordon", fuhr Raschid kühl fort. "Ich habe schon erfahren, wie Sie wirklich sind. Ein Bekannter von mir hat Sie gesehen, wie Sie sich mit meinem Neffen auf dem Tanzboden herumgetrieben haben." Seine eisige Bemerkung jagte Felicia einen Schauer über den Rücken. "Daß Faisal Sie nicht ausgezogen hat, war offensichtlich alles. Und Sie haben nicht den geringsten Versuch gemacht, sich zu wehren. Glauben Sie wirklich, daß ein Moslem ein solches Verhalten bei einer Frau toleriert, oder benehmen Sie sich so ungeniert, weil Sie Faisal bereits die Privilegien eines Ehemanns eingeräumt haben?"
Das Blut schoß Felicia jäh in die Wangen. Was erlaubte er sich? "Ein feiner Freund, den Sie da haben! Ich nehme an, Sie sprechen von diesem abscheulichen Mann, der mich von oben bis unten gemustert hat, als wäre ich ein Stück Ware, das zu kaufen ist."
"Vielleicht vermutete er das wirklich", kam die gleichgültige Antwort. "Es ist lange her, seit ich zuletzt in London war, aber meine Freunde wundern sich immer wieder, wie billig die Frauen sich dort verkaufen. Wir hatten einmal große Hochachtung vor den Engländern, aber wer kann schon Respekt vor einem Volk haben, dessen Frauen sich so billig hergeben?"
Wenn er weiter so daherredete, würde ihr noch schlecht werden, dachte Felicia verzweifelt. "Faisal und ich haben getanzt... das ist alles."
"Tanzt man bei Ihnen immer so eng aneinandergepreßt?"
Am liebsten hätte Felicia ihn gebeten anzuhalten, damit sie aussteigen könnte, aber sie riß sich zusammen und antwortete kühl: "Faisal achtet mich."
Für einen Augenblick schien es Raschid die Sprache zu verschlagen, dann entgegnete er betont langsam: "Wirklich? Dann ist er dümmer, als ich dachte."
"Warum haben Sie mich eigentlich eingeladen, wenn Sie von meinem unmoralischen Lebenswandel überzeugt sind? Haben Sie keine Angst, daß ich einen schlechten Einfluß auf Faisals Schwester ausüben könnte?"
Raschid schien lange zu überlegen, bevor er eine Antwort gab. "Ich habe Vertrauen in meine Nichte und weiß, daß sie sich nicht von Ihnen beeinflussen läßt. Und was die Gründe betrifft, aus denen ich Sie habe herkommen lassen... Sie sind doch eine intelligente Frau, Miss Gordon. Was glauben Sie wohl, warum?"
"Ich glaube, Sie wollten in Wirklichkeit gar nicht, daß ich komme. Sie hätten mich am liebsten nie kennengelernt, stimmt's?"
"Sehr klug", bestätigte Raschid. "Aber da Sie nun einmal hier sind, möchte ich eins klarstellen: Sie werden hier nur geduldet. Meine Schwester weiß lediglich, daß Sie eine Freundin von Faisal sind - weiter nichts, und mehr wird sie auch nicht erfahren."
"Bis ich bewiesen habe, daß ich es wert bin, ihren Sohn zu heiraten", unterbrach Felicia ihn. "Es ist mir egal, was Sie von mir denken, wenn es Faisal glücklich macht, will ich das Spiel mitmachen. Er kann in drei Jahren auch ohne Ihre Zustimmung heiraten."
"Sie sind entschlossener, als ich annahm, zweifellos aus gutem Grund." Raschids Stimme klang verärgert. "Was haben Sie schon in England zu erwarten? Ein mittelmäßiges Leben und vielleicht, wenn Sie Glück haben, das Haus Ihrer Tante..."
"Messen Sie eigentlich alles nur nach finanziellen Aspekten?" unterbrach Felicia ihn bitter. "Wenn ich finanzielle Sicherheit suchte, hätte ich längst heiraten können."
"Aber Sie haben lieber gewartet, bis sich Ihnen eine bessere Gelegenheit bot. Wie klug von Ihnen!"
Felicia ließ sich in den Sitz zurücksinken. Sie verschwendete nur ihre Zeit. Er wollte nur das Schlechte in ihr sehen, alles andere zählte nicht. Sie
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