Printenprinz
Sorge«, beruhigte ihn Clement, während er ihm die Hand schüttelte. »Wenn Sie nach Hause fahren, sind Sie garantiert schlauer. Einiges wissen Sie ja schon von meinem Freund Schlemmer«, meinte er, während er Böhnke zu einer Sitzecke mit mächtigen Ledersesseln führte. Er lächelte in Richtung des Schokoladenfabrikanten, der ihnen ebenso wie Krathmakers in den Sitzbereich gefolgt war.
Schlemmer hatte ungeniert nach einer Havanna gegriffen, die in einem Humidor auf einem Beistelltisch gelagert waren.
»Bedienen Sie sich«, bot Clement an, aber Böhnke winkte ab. Ihm reichte das Mineralwasser, das ihm Krathmakers aufgetischt hatte.
Es kam ihm wie eine Plauderstunde vor, die er miterleben sollte. Gelassen, ruhig und auch mit sich selbst im Klaren sprachen die Männer mit ihm. Offensichtlich hatten Clement und Schlemmer keine Geheimnisse voreinander, jedenfalls keine im Zusammenhang mit von Sybar.
»Um Ihnen von vornherein reinen Wein einzuschenken, das Thema von Sybar ist durch«, sagte Clement gelassen. Man habe zwar mit allen zulässigen Tricks und Kniffen versucht, sich die Firma einzuverleiben, aber jetzt habe man alle Bemühungen eingestellt. »Mit Blut an den Fingern möchte ich nicht leben. Ich lasse mir meinen guten Ruf nicht kaputt machen.«
Clement hörte sich aufrichtig an. Böhnke indes fiel es schwer, die Aussage für bare Münze zu nehmen, vor allem weil Clement von ›zulässigen Tricks und Kniffen‹ gesprochen hatte. Sein und Schein, sein Lieblingsthema, standen für ihn bei Clement zur Diskussion.
»Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Sie uns Skepsis entgegenbringen«, meinte Clement höflich. »Aber eine solche kriminelle Methode, die den Tod eines Unternehmers zur Folge hat, gehört nicht zu unserer Geschäftspraxis.«
War das sein Ernst? Böhnke runzelte kritisch die Stirn.
Beschwichtigend hob Clement die Hände. »Ich verspreche Ihnen, Sie bekommen von mir und von Krathmakers alle Informationen, die Sie haben wollen und die Sie brauchen können, um das Attentat auf von Sybar aufzuklären.«
»Und vielleicht den Anschlag auf Sie«, setzte Schlemmer hinzu.
»Und ich verrate Ihnen auch, worauf wir ein wenig spekulieren«, fuhr Clement fort. »Wenn Sie oder die Polizei herausfinden, wer Peter von Sybar ermordet hat, und wenn erwiesen ist, dass sein Tod nicht mit unserer Übernahmeabsicht zu tun hat, hoffe ich, mit den Firmeninhabern später vielleicht doch noch einmal ins Geschäft zu kommen. Aber erst dann, wenn sich alle Wogen geglättet haben. Jetzt jedenfalls ist das Thema vom Tisch.«
»Und wenn Sie mit Heinrich von Sybar sprechen können«, platzte Böhnke heraus.
Seine Bemerkung stieß auf großes Erstaunen. Ob er mehr über den Verbleib des Seniorchefs wisse? Wie er darauf käme?
Böhnke winkte ab. »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich meine ja nur. Irgendwann wird Heinrich von Sybar ja wohl wieder auf der Bildfläche erscheinen, denke ich mal, und dann in seiner Printenfabrik mitreden wollen nach der jetzt eingetretenen Entwicklung. Da kommt er auf seine alten Tage noch einmal ins Schwitzen.« Er räusperte sich und griff nach dem Wasserglas. Er musste ein Kratzen aus dem Hals bekommen. Langsam sammelte er sich wieder. »Wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie mir sagen, dass Sie nichts mit den Anschlag auf Peter von Sybar zu tun haben.«
»Nein«, unterbrach ihn Clement überraschend brüsk. »Sie sollen erkennen, dass noch nicht einmal der Gedanke aufkommen darf, wir hätten in irgendeiner Weise einen Vorteil dadurch. Wir sind absolut sauber!«
»Und da habe ich meine Zweifel, wenn ich an Sie, Herr Krathmakers, denke.« Böhnke drückte aufs Tempo und schaute den jungen Mann an, der bislang schweigend das Geschehen verfolgt hatte. Das fehlte noch, dass er sich von diesen kapitalistischen Saubermännern einvernehmen ließ.
»Wieso?«, fragte Clement höflich und gab Krathmakers, der zu einer Gegenrede ansetzen wollte, zu verstehen, er solle schweigen.
»Das Verhalten von Krathmakers ist, gelinde gesagt, ziemlich merkwürdig. Er ist nie zu erreichen, gibt eine Büroanschrift in Baesweiler an, hinter der sich nur ein Briefkasten verbirgt, wohnt selbst in Herzogenrath und hat bei allen möglichen Verbindungen mitgewirkt.«
Clement unterbrach ihn mit einer höflichen, bestimmten Handbewegung. »Bevor Sie Anschuldigungen machen, die Sie selbstverständlich gerne ansprechen können, lassen Sie mich etwas Generelles sagen. Krathmakers ist für meinen Konzern schon seit
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