Printenprinz
lieber selbst.« Er machte eine Pause und deutete dem herbeigeeilten Kellner, dass er und Böhnke zu speisen gedachten.
»Soll ich wetten, Herr Böhnke, dass Sie einem Rumpsteak nicht abgeneigt sind?«
Die Wette hatte er gewonnen. Wie er darauf gekommen sei, wollte er Böhnke nicht verraten. Der Kommissar gab sich lieber sofort geschlagen. »Aber medium, bitte«, sagte er nur.
»Vorab noch eine Frage, Herr Böhnke. Sie haben Zeit?«, erkundigte sich Schlemmer, als sie wieder alleine waren.
»Ohne Ende.«
»Das ist gut, denn ich will nach dem Essen mit Ihnen eine kleine Fahrt machen.«
»Wohin?«
»Lassen Sie sich überraschen. Aber ich verspreche Ihnen, dass die Fahrt in Huppenbroich enden wird.«
Dankend nahm Schlemmer die Speisen entgegen und griff zu Messer und Gabel. »Lassen Sie es sich schmecken, Herr Böhnke!«
Wie selbstverständlich genossen sie schweigend die Mahlzeit. Erst nach dem Abräumen des Bestecks setzte Schlemmer das Gespräch fort und kam zum Thema. »Von Hamacher wissen Sie bereits, wie Landmann und Krathmakers zueinander stehen. Darauf brauche ich deshalb nicht mehr einzugehen, oder?«
Böhnke nickte.
»Also, vor ungefähr eineinhalb bis zwei Jahren wurde über Krathmakers an mich ein Verkaufsangebot gerichtet. Für eine geradezu wahnwitzig horrende Summe wollte ein Konzern mein Unternehmen übernehmen. Ich habe abgelehnt, zum einen aus sentimentalen Gründen, zum anderen aus Skepsis gegenüber dem Lebensmittelmulti. Dem ging es in erster Linie darum, in den deutschen Markt einen Fuß über eine deutsche Adresse zu setzen.« Schlemmer lächelte sinnierend vor sich hin. »Aus der ursprünglichen Rivalität und sogar feindlichen Haltung ist bei den Verhandlungen dann eine durchaus kollegiale Beziehung geworden. Sie ist in einer strategischen Partnerschaft gemündet.«
»Was heißt das?«, unterbrach Böhnke.
»Das bedeutet, dass wir gegenseitig Firmenanteile tauschten und nunmehr in bestimmten Branchen zusammenarbeiten, ohne uns Konkurrenz zu machen, und ohne dem anderen in die jeweilige Firmenstrategie hineinzupfuschen. Sie können es auch Streuung des wirtschaftlichen Risikos nennen oder Renditeanlage.« Das habe den Multi allerdings nicht daran gehindert oder hindern können, sich nach einem neuen Opfer in Deutschland umzuschauen. »Man wollte unbedingt einen Standort in Deutschland mit einem renommierten Namen.«
»Und stieß dabei auf von Sybar«, folgerte Böhnke. »Warum?«
»Aus mehreren Gründen. Zum einen weil die Finanzierung nicht ganz sicher ist. Wer weiß, was tatsächlich passiert, wenn Heinrich nicht mehr da ist. Zum zweiten ist das Produkt Printe passend für das Portfolio des Konzerns. Printen hat er noch nicht in seiner Produktpalette. Und drittes liegt das Unternehmen in Aachen und damit nicht allzu weit entfernt von der europäischen Zentrale des Multis.«
»Die sich in Maastricht befindet«, schob Böhnke dazwischen.
»Richtig. Und jetzt kommen Krathmakers und Landmann ins Spiel. Krathmakers makelt und vermittelt für den Konzern. Landmann hat einen gewissen, nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Printenbäckerei.«
Worauf lief das hinaus, fragte sich Böhnke.
»Krathmakers und Landmann heckten Pläne aus, wie sie von Sybars Unternehmen in den Konzern integrieren könnten.« Schlemmer räusperte sich. »Bevor Sie mich fragen, warum und woher ich das alles weiß, verrate ich es Ihnen: vom Konzernchef höchstpersönlich. Aber dazu später mehr. Landmann hatte jedenfalls herausbekommen, dass die Printenfabrik planungsrechtlich nicht einwandfrei war. Sein Freund Krathmakers hat daraufhin im Aachener Rathaus dafür gesorgt, dass von Sybar Probleme bekam. Sogar eine Schließung drohte. Da die beiden durchaus auch an die Möglichkeit dachten, von Sybar könne den Betrieb verlagern, wobei Landmann von Peter von Sybars Vorliebe für Köln wusste, hat Krathmakers kurzerhand versucht, das einzige derzeit in Köln infrage kommende Grundstück kaufen zu wollen. Er stand sogar kurz davor, dafür eine Option ins Grundbuch eingetragen zu bekommen. Ganz ohne Geld für die Entscheidungsträger in den Rathäusern ging es dabei wohl nicht ab. Aber auch dazu werden Sie später noch etwas hören.« Schlemmer betrachtete den staunenden Böhnke, der Mühe hatte, das Gehörte zu verarbeiten. »Womit beide nicht gerechnet hatten, war der Plan von Peter, Karnevalsprinz in Köln zu werden. Dank seiner Beziehungen zum Kölner Oberbürgermeister ist es ihm gelungen, das
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