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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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schreibende Zunft in Aachen, dass von Sybars Tod zu einer Zeit geschah, als die Rotationsmaschinen für die gestrige Ausgabe schon liefen. Die mangelnde Aktualität könnte allenfalls durch eine intensive Hintergrundberichterstattung wettgemacht werden, aber dieses Mal hatte der Mechanismus nicht gegriffen. Der einzig neue, für Böhnke aber unwesentliche Aspekt war die auf ihn deplatziert wirkende Frage, ob es in der Session in Köln ein neues Dreigestirn geben werde.
    »Ich bin so schlau als wie zuvor«, bekannte auch Lieselotte kauend. »Mich hätte schon interessiert, ob von Sybar eventuell Feinde hatte, die es auf ihn abgesehen haben.«
    »Du hast zu viele Krimis gelesen«, knurrte Böhnke. »Es ist doch nicht einmal klar, ob der Klotz überhaupt ihm galt.« Außerdem, aber das behielt er für sich, würde die Polizei allein schon aus ermittlungstaktischen Gründen mögliche Feinde nicht nennen oder auf sie hinweisen.
    Lieselotte runzelte missbilligend die Stirn. »Du bist mir schon ein schöner Commissario.«
    »Ein Kommissar im Ruhestand, meine Liebe.«
    Sie winkte ab und eilte vom Frühstückstisch in der Küche ins Wohnzimmer, wo das Telefon klingelte. Samstag kurz nach acht, das war keine gute Zeit für einen Anruf.
    Als Lieselotte zurückkehrte, waren die Runzeln auf ihrer Stirn noch tiefer geworden. Jetzt erinnerte ihr Gesichtsausdruck Böhnke mehr an ihre 55 Lebensjahre als ihr ansonsten entspannter Gesichtsausdruck.
    »Was ist?«, fragte er bekümmert.
    »Unser Wochenende im vertrauten Kreis ist vorbei. Jedenfalls der Samstag. Ich muss in die Apotheke. Meine Vertretung hat sich gerade krankgemeldet.« Im Stehen trank sie den letzten Schluck Tee aus ihrer Tasse. »Ich mache mich gleich auf den Weg.«
    Sie stand schon vor dem Kleiderschrank, um Jeans gegen Rock zu tauschen, als sie Böhnke zurief: »Du kannst ja mitkommen und mal bei von Sybar vorbeischauen. Du hast doch den Schlüssel …«
    Sie spielte ihm voll in die Karten, da brauchte er nicht einmal Verrenkungen und Umwege zu machen, um seine Absicht umzusetzen.
    »Wenn du meinst, mache ich das für dich«, heuchelte er. »Damit du endlich deine Ruhe findest mit der Theorie, da stecke mehr hinter als ein zufälliges Attentat.«

    Argwöhnisch beäugte Liselotte ihren Beifahrer, der sich mit zufriedener Miene von ihr nach Aachen mitnehmen ließ. »Kann es sein, dass du ohnehin zu von Sybar wolltest?«, fragte sie.
    Wie sie nur darauf kommen könne, entgegnete Böhnke, innerlich schmunzelnd über die Irritation seiner Liebsten. Er hätte ja ohnehin nichts ohne sie im Hühnerstall tun können, fuhr er gelassen fort. »Oder kannst du dir einen Hausputz von mir vorstellen, der vor deinen kritischen Augen Gnade findet? Also fahr ich lieber mit dir und suche nach Hinweisen, die dir in der Causa von Sybar letzte Gewissheit geben.«
    Sie schwieg nachdenklich. Sie traute ihm nicht. Der war doch froh, dass er loslegen konnte, mutmaßte sie, ohne von Böhnke eine Bestätigung zu bekommen. Er blieb ebenfalls stumm und beobachtete, wie sie sich dem Werksgelände von von Sybar im Gewerbegebiet in Eilendorf näherte und vor der Firmeneingang stehen blieb.
    »Hast du eigentlich den Scheck dabei?«, schmunzelte sie, als sie ihn aussteigen ließ.
    »Scherzkeks«, entgegnete er. »Den nicht, aber meine beiden Türöffner.« Er deutete auf den Generalschlüssel und den Begleitzettel, den von Sybar neben dem Blankoscheck eingetütet hatte. Darauf hatte ihm der Printenkönig handschriftlich, und von Grundler bestätigt, die Erlaubnis erteilt, sich zu jeder Zeit an jeder Stelle auf dem Gelände einschließlich seines eigenen Büros aufzuhalten. Zugleich wies das Schreiben darauf hin, dass Böhnke rechtmäßig im Besitz des Schlüssels sei.
    »Na, denn«, meinte Lieselotte und verabschiedete sich mit einer Kusshand.
    Interessiert blickte Böhnke sich um. Es war ruhig und leer auf der Straße in Industriegebiet. In den meisten der modernen Betriebe wurde heute nicht gearbeitet. Zur Straße hin gab es größtenteils Bürogebäude. Die Produktionshallen und Lagerstätten lagen meistens daneben oder dahinter. Das Printenwerk machte da eine Ausnahme. Umzäunt von einem hohen, stabilen Metallgitter erstreckte sich ein großer Parkplatz, hinter dem sich die Verwaltung und daneben die Printenbäckerei befanden. An einer Rampe vor dem Produktionsbereich stand ein Lastwagen, auf dem in großen schwarzen Buchstaben auf der gelben Plane über der Ladefläche der Slogan ›Printen von

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