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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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ich bin in Ordnung«, sagte er langsam.
    Der Mann war ihm behilflich, als er aus dem Auto kletterte. Hinter seinem Wagen hatte sich ein Stau gebildet. Viele Scheinwerfer gaben ein grelles Licht, das die Stelle hell erleuchtete. Böhnke war es unangenehm, dass ihn der Fremde am Arm stützte, als er vor sein Fahrzeug trat. Was er sah, ließ ihn erschrecken. Ein massiver Betonklotz hatte die Vorderfront von Lieselottes Wagen zerstört. Einige kleine Teile hatten sich von dem schweren Brocken gelöst. Auf ihnen, ebenso wie auf dem unförmigen Klotz, erkannte er an einigen Stellen schwarze Farbe.
    »Da hat jemand einen Felsbrocken auf die Straße geworfen«, hörte er hinter sich eine erschrockene Stimme. »So ein Arschloch.«
    »Hat den jemand gesehen?«, fragte ein anderer Autofahrer.
    Das Schweigen sagte genug. Der Werfer war offensichtlich unerkannt geblieben.
    »Der Mann hätte tot bleiben können«, meinte der nächste in der Gruppe untätiger Schaulustiger. »Einen Meter weiter und er wäre tot gewesen. Der wär durchs Dach gegangen.«
    Böhnke sparte sich eine Bemerkung. Er dankte leise, als ihm der fremde Helfer erklärte, er habe die Polizei benachrichtigt.
    Da war wohl ein neues Fahrzeug fällig, dachte er sich. Besser ein neues Auto als ein neuer Lebensgefährte für Lieselotte. Noch einmal betrachte er das Wurfgeschoss. Nach der Größe und dem daraus zu vermutenden Gewicht zu urteilen, hatte einer allein den Klotz nicht über das Brückengeländer hieven können. Oder es musste ein Gewichtheber gewesen sein …
    Weiter kam er nicht. Urplötzlich drehte sich alles in ihm und um ihn herum, ihm wurde schwarz vor Augen, er merkte noch, dass er zusammensackte. Mit dem Hinterkopf fiel er auf den nassen Asphalt. Sofort spürte er im Mund einen mandelbitteren Geschmack. Eine wohlige Wärme umgab ihn. Sie war angenehm, ließ ihn seine Umgebung vergessen. Er sah Lieselottes strahlendes Gesicht vor sich. Dann fiel der Vorhang.

    Der Schock über den Anschlag lähmte Hamacher nur wenige Tage. Er nahm eine Trotzhaltung ein. Jetzt erst recht!, sagte er sich. In der Aachener Zeitung hatte er von dem Attentat auf Böhnke gelesen. Die Tageszeitung hatte ihre komplette dritte Seite dem Unglück gewidmet.
    Die Faktenlage war ziemlich übersichtlich: Ein Betonklotz war von einer Brücke auf die Straße geworfen worden und hatte das Fahrzeug getroffen, in dem Böhnke unterwegs gewesen war. Der Betroffene war mit einem Rettungswagen ins Simmerather Krankenhaus gebracht worden. Damit waren die gesicherten Fakten erzählt. Alles weitere war Spekulation, beginnend beim Gesundheitszustand von Böhnke, der zum Andruck dieser Ausgabe noch um sein Leben kämpfe. Tatsächliche und angebliche Augenzeugen schilderten das Geschehen, ohne aufklärend wirken zu können. Die Polizei behalf sich mit einem Aufruf an die Bevölkerung, in dem sie um Mithilfe bei der Suche nach dem oder den Unbekannten bat. Weder zum Sachverhalt noch zu den Ermittlungen wollte sie zunächst Auskünfte geben.
    Nach dem Mordanschlag auf von Sybar war es zu einem erneuten Verbrechen nach der gleichen Methode gekommen, was prompt die Frage aufwarf, ob hier ein Serientäter am Werke war. Dieser Theorie widersprach Schulze-Meyerdieck energisch. Der Täter, der den Klotz auf von Sybars Porsche geworfen hatte, befände sich in Polizeigewahrsam. Er handelte es sich um einen Nachahmungstäter, behauptete er.
    Der Kommissar und die Journalisten ließen es dabei bewenden, was Hamacher verwunderte. Für ihn stellten sich die Fragen, die auch beim Anschlag auf von Sybar aufgetaucht waren: Hatte es einen gezielten Wurf auf Böhnke gegeben oder war dieser nur ein Zufallsopfer geworden? Er würde im PP seine Fühler ausstrecken müssen, um Antworten zu finden.
    Wichtiger war aber das Wohlergehen von Böhnke. Niemand konnte, wollte oder durfte ihm sagen, wie es seinem ehemaligen Chef ging. Lieselotte Kleinereich hatte sich in ihrer Apotheke beurlaubt und war nirgends auffindbar. Der Anwalt Grundler ließ sich am Telefon verleugnen oder wollte, wie seine Sekretärin resolut erklärte, sich zu dieser Frage zunächst nicht äußern. Er würde sich melden, wenn er es für angemessen hielte. Und das Krankenhaus in Simmerath verwies auf den Datenschutz, als es seine Frage zurückwies.
    Lediglich eine Bemerkung einer etwas zu forschen Telefonistin ließ Hamacher grübeln. Er hatte um die Bestätigung gebeten, ob Böhnke denn überhaupt noch lebe. Kurz, knapp und etwas zu schnell hatte sie

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