Printenprinz
geantwortet: »Noch.«
Die Bemerkung bekräftigte seinen Entschluss: Jetzt erst recht! Hamacher hatte Böhnke am Tag nach dem Attentat besuchen und ihm seine ersten Erkenntnisse mitteilen wollen. Den Besuch konnte er sich abschminken, und ob er Böhnke je würde berichten können, das stand in den Sternen.
Schneller als erwartet, hatte Hamacher die ersten, kleineren Probleme geklärt. Auf die grünen Jungs aus der Soers war Verlass. Ihre Hilfsbereitschaft war sogar noch außerhalb des kurzen Dienstwegs. Sie war schlichtweg unzulässig. Aber sie halfen ihm, nachdem er versprochen hatte, ihnen etwaige polizeirelevante Ergebnisse mitzuteilen.
Keinerlei Probleme machte die Feststellung des Fahrzeughalters für den Pkw, mit dem Landmann und der Fremde auf das Firmengelände gefahren waren. Die Limousine war auf einen amerikanischen Konzern angemeldet, der in Maastricht eine Niederlassung hatte. Als Halteranschrift war die Adresse in Baesweiler angegeben, unter der Krathmakers seinen Anrufbeantworter betrieb. Kurzerhand war Hamacher in den Norden der Städteregion Aachen gefahren und hatte in Baesweiler nachgeforscht. Bereitwillig bestätigten ihm Nachbarn, dass es sich bei dem Mann neben Landmann auf dem Bild vom Firmengelände um Krathmakers handelte.
Merkwürdige Verbindung, hatte er sich gedacht. Landmann kennt Krathmakers, der einen auf einen amerikanischen Konzern in Deutschland zugelassen Wagen fährt. Was aber machte der vermeintliche Makler Krathmakers, von dem es außer Briefkasten und Anrufbeantworter, einem Bild und einem von ihm gefahrenen Wagen keinerlei Spuren gab? Bei der Polizei war der Mensch nicht aufgefallen, weder national, noch international, wie Hamacher im PP erfuhr. Einen festen Wohnsitz schien er in der Region nicht zu besitzen. Woher er gekommen war, wo er sich üblicherweise aufhielt, darüber konnten seine ehemaligen Kollegen ihm noch keine Auskunft geben. Sie würden aber, das hatten sie ihm zugesagt, alle Quellen anzapfen, um mehr Informationen über diesen ominösen Kerl zu erhalten. Bei der Polizei selbst, bei den Einwohnermeldeämtern, den Finanzbehörden, den Krankenkassen und den Rentenversicherungsanstalten würde man möglichst diskret auf Infojagd über den mysteriösen Makler gehen.
Noch musste Hamacher seine ersten Ergebnisse für sich behalten. Er hockte vor dem Telefon und wartete auf Anrufe, er selbst hatte sein Möglichstes für den Moment getan. Er zauderte. Sollte er noch einmal in Simmerath anrufen? Um erneut im Krankenhaus die nichtssagende und zugleich beunruhigende Antwort zu erhalten: ›Noch lebt der Patient Böhnke.‹
Wieder griff Hamacher zur Zeitung und las erneut die Berichterstattung über den Anschlag. Was war tatsächlich geschehen? Vor allem traute er einem nicht über den Weg: Schulze-Meyerdieck. Es musste nicht unbedingt stimmen, wenn SM von einem Nachahmer sprach. Dann wäre der inhaftierte und vermeintliche Attentäter, der von Sybar auf dem Gewissen haben sollte, gar nicht der Täter. Dann musste es einen Unbekannten geben, den SM in trügerischer Sicherheit wiegte, während er ihn längst jagte. Denn so blauäugig und schlafmützig, wie die Polizei gelegentlich gerne dargestellt wurde, war SM garantiert nicht. Er war nur eben in seinen Methoden bisweilen nicht durchschaubar.
Hamacher wollte nicht zu sehr auf seine früheren Kollegen einwirken. Wenn er von ihnen nahm, musste er ihnen auch geben. Aber er hatte nichts, er hatte allenfalls eine Zusammenarbeit mit Böhnke aufzuweisen, von der nicht einmal sicher war, ob sie überhaupt fortgesetzt würde. Eventuell müsste er im Sinne des Alten weitermachen, ohne genau zu wissen, was Böhnke alles bezweckte.
Nicht minder betroffen als Hamacher war Grundler, der sich überraschend bei dem Wachmann meldete. »Immerhin vertrete ich Sie ja in einer Kündigungsangelegenheit«, meinte er zur Gesprächseröffnung, »da ist es doch angebracht, sich mit dem Mandanten auszutauschen.«
»Meine Kündigung ist mir momentan scheißegal«, erwiderte Hamacher. »Ich will wissen, was mit meinem alten Chef los ist. Die Situation macht mich rasend. Niemand sagt was und ich weiß nicht, wie es Böhnke geht.«
Grundler hustete ins Telefon. »Da geht es mir nicht anders.« Aber er setzte auf Zuversicht. »Solange wir gar nichts aus dem Krankenhaus hören, gehe ich davon aus, dass es Hoffnung gibt.«
»Super«, knurrte Hamacher lustlos. »Wenn Ihnen das genügt. Ich bin damit nicht zufrieden. Und ich bin es leid, immer
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