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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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wahrscheinlich nicht: seine Kokserei in diversen Nachtklubs im benachbarten Vaals. Seine Lieferungen hatte er bis vor ein paar Monaten immer bar bezahlen können. Doch dann hatte er wegen seines steigenden Konsums bei anziehenden Preisen Schulden machen müssen, die er noch halbwegs im Griff hatte, weil er weniger Geld beim Roulette einsetzte und seine Besuche bei den Prostituierten seltener wurden. Zur Not musste sein Elternhaus im Frankenberger Viertel herhalten, wenn er die Schulden nicht in den Griff bekäme.
    Dann war wie ein Glücksbote mit dem Füllhorn Krathmakers bei ihm erschienen. Der Mann, der sich als Makler ausgab, bot ihm eine atemberaubende Summe, wenn er es schaffen würde, von Sybars Betrieb zu verdrängen. Als der Mann auch noch ankündigte, er habe bereits einen Käufer für das Grundstück, nachdem es die Stadt Aachen eventuell von von Sybar erworben hätte, hatte Weinberg sämtliche Bedenken und Skrupel über Bord geworfen.
    Weinbergs Freude über den Tod des Printenprinzen hatte nicht lange gewährt. Krathmakers stand zwar weiter zu seinem Wort und die eingefädelte Sache hätte sich noch zu seinen Gunsten entwickeln können, wäre da nicht der Eifelbauer aufgetaucht. Der alte Schnüffler schien nicht nur die Interessen von von Sybar zu vertreten, er schien auch nachzuforschen, welche Rolle er, Weinberg, spielte. Mit Landmann käme er klar. Der Nachfolger von Sybars an der Unternehmensspitze hatte bereits signalisiert, er würde wegen der baurechtlichen Problematik und aus Expansionsgründen verkaufen, aber einen Firmenteil in Aachen belassen, was dem Renommee des Unternehmens diente. Und wenn es dann noch tatsächlich gelang, ein anderes Unternehmen auf von Sybars Firmengelände zu etablieren, hätte er sogar zu einer Aufwertung des Wirtschaftsstandortes Aachen beigetragen.
    Doch wirkte Böhnke wie ein zerstörerischer Torpedo, der diesen Plan zunichtemachen wollte. Es ging nicht anders, entschied Weinberg für sich. Böhnke musste weg – so wie von Sybar.
    Der Griff zum Telefon und das Wählen einer Nummer waren eins.

18.
    Typisch Böhnke!, schimpfte er mit sich, während er das Geschenk für Lieselotte wieder auspackte. Er hatte Zweifel bekommen, ob die Schneekugel vielleicht doch das Passende war. Vor allem, wenn das Spielzeug noch nicht einmal in Deutschland, sondern in Asien hergestellt worden war. Er erkannte es sofort am Hinweiszettel, auf dem im holprigen Deutsch davor gewarnt wurde, die Flüssigkeit zu trinken, in denen die weißen Flocken tanzten. ›Getränk beeinträchtigt nicht nur Verdauung, kann übel auswirken, weil krank bis Tod. Kein Kind trinken.‹ Der Warnhinweis hatte wirklich eine vernünftige Übersetzung nötig; wenn er Zeit hätte, würde er sich um eine bessere Formulierung kümmern. Irgendwann würde er sich um die vielen Papiere kümmern, die ihm Bekannte zwecks ›Übersetzung‹ hatten zukommen lassen.
    Böhnke wickelte die Schneekugel nun doch wieder in das Geschenkpapier und fluchte, weil es an zwei Stellen einriss. Nicht schön, aber selten, brummte er.
    Überrascht stellte er fest, dass mit der eintretenden Dunkelheit fast wolkenbruchartig Schneefall eingesetzt hatte. Ab nach Hause!, befahl er sich, bevor die Straße bedeckt und seine Einfahrt in Huppenbroich zugeschneit war.
    So schnell wie das winterliche Gewitter gekommen war, so schnell war es auch wieder vorbei. Es hinterließ seine weiß-matschige Spur auf der Straße und gab ein wenig Helligkeit. Böhnke war in Imgenbroich links nach Simmerath abgebogen. Als er den Ort und damit das von vielen Kunden angefahrene Gewerbegebiet hinter sich gelassen hatte, war er fast alleine auf der Straße. Er beschleunigte, spürte aber sofort, dass die Reifen des Kleinwagens rutschten und verringerte den Druck aufs Gaspedal. Im Halbdunkel sah er die Behelfsbrücke, die die Straße überspannte, vor sich auftauchen.
    Stand jemand darauf? Oder bildete er es sich ein? Konnte es sein?
    Böhnke ging unwillkürlich vom Gas, sah im gleichen Moment schemenhaft etwas von oben auf sich zufliegen und spürte den Rammstoß, mit dem sein Wagen abrupt zum Stillstand kam. Der Airbag im Lenkrad nahm ihm die Sicht. Sein Atem raste. Was war passiert?
    Mit geschlossenen Augen lehnte er sich gegen die Nackenstütze. Er bemerkte, wie die Tür an der Fahrerseite aufgerissen wurde.
    »Wie geht es Ihnen?«, hörte er eine besorgte Stimme.
    Langsam wandte Böhnke den Kopf zur Seite. Beruhigend nickte er dem fremden Gesicht zu. »Ich glaube,

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