Prinz der Nacht
wieder zum Angriff über, schmerzhaft verdrehte er Zareks Schwertarm. Doch das war harmlos, verglichen mit der Wunde in seinem linken Unterarm.
Wütend fluchte er, konnte das Schwert nicht mehr festhalten, und Thanatos warf ihn zu Boden. Zarek landete auf dem Bauch.
Ein Knie auf seinen Rücken gepresst, packte der Daimon ihn an den Haaren und zerrte seinen Kopf hoch. Vergeblich versuchte Zarek ihn abzuschütteln. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis er enthauptet wurde. Die Klinge des Dolchs ritzte seine Kehle auf, und er hielt den Atem an, wagte sich nicht zu rühren, denn die geringste Bewegung konnte den Schnitt vertiefen.
Während sich die Schneide in seinen Hals grub, flammte grelles Licht auf, und Thanatos flog davon. Zarek sank in den Schnee, das Gesicht nach unten.
»Nein, nein, nein! «, rief Simi und erschien in menschlicher Gestalt an seiner Seite. »Akri hat gesagt, du darfst Zarek nicht töten. Böser Thanatos !«
»Wer zum Teufel bist du?«
»Kümmer dich nicht drum.« Sie kniete neben Zarek nieder, um die Wunden am Hals und am Arm zu inspizieren.
»Oh, nur ganz leichte Kratzer. Tut mir leid. Wir dachten, du kommst zurück. Dann machte Astrid sich Sorgen und bat mich, dich zu suchen. Allzu gut siehst du nicht aus. Früher warst du hübscher.«
Als Thanatos sich heranpirschte, stand Zarek mühsam auf und half Simi auf die Beine. »Verschwinde, bevor du verletzt wirst.«
»Das kann er nicht - niemand kann das«, schnaubte sie verächtlich.
Mit erhobenem Dolch sprang der Tagestöter zu ihr.
»Schau mal, Zarek.« Sie ließ sich in die Brust stechen, und Thanatos stieß die Klinge bis zum Heft in ihren Körper.
Dann riss er den Dolch heraus. Mit weit geöffneten Augen schnappte sie nach Luft.
Zunächst dachte Zarek, sie würde eine Show abziehen, bis sie nach hinten taumelte.
Die Augen voller Tränen, starrte sie ihn ungläubig an. »Das dürfte nicht so wehtun«, jammerte sie wie ein kleines Kind, »weil ich unbesiegbar bin. Das hat Akri gesagt ... «
Aus ihren Lippen quoll Blut. Bei diesem Anblick brach ihm fast das Herz. Mit einem kräftigen Fußtritt stieß er Thanatos aus dem Weg und hob Simi hoch. Obwohl sein linker Arm schmerzhaft zitterte, trug er sie zu seinem Schneemobil.
Abwartend blieb Thanatos stehen. Als die bei den davonfuhren, grinste er triumphierend. »So ist ' s recht, Zarek, gehen Sie wieder zu Ihrer Frau! Zeigen Sie mir ihr Versteck !«
Wie ein Erdbeben durchfuhr der Schock Artemis' Schläfen, irgendjemand stieß einen Schrei voller Hass und Zorn hervor. Erschrocken hoben ihre Dienerinnen die Köpfe, die Gesichter kreidebleich.
Die Göttin saß auf ihrem Thron. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie glauben ... Die Tür zu ihren Privatgemächern zerbarst, Splitter flogen durch den Raum, als würde ein Tornado hereinbrausen. Schreiend rannten die Frauen zu einer anderen Tür, die ins Freie führte, und suchten Schutz vor dem unerwarteten Wirbelsturm.
Auch Artemis wollte fliehen. Aber ihre Angst lähmte sie. Diesen Wesenszug ihres Gefährten sah sie nur selten. Sie fürchtete Acheron viel zu sehr, um ihn so weit zu treiben. Von langem schwarzem Haar umflattert, schwebte er aus ihrem Schlafzimmer, die Augen blutrot, erfüllt von den lodernden Flammen, die seine übernatürliche Macht erzeugte.
Zwischen seinen Lippen glänzten überdimensionale Fänge.
Nichts anderes im Universum entsetzte sie so sehr wie Acheron. Sobald er in diesen Zustand geriet, konnte er sie mit einem flüchtigen Gedanken töten. Mühsam bezwang sie ihre Panik. Wenn er sich nicht beruhigte, würden die anderen Götter seine Gegenwart spüren, und dann würde die Hölle losbrechen. Insbesondere für sie. Sie nutzte ihre Fähigkeiten, um seine zu maskieren, und hoffte, sie könnte seine Kräfte als ihre eigenen tarnen. Wenn sie Glück hatte, würden die anderen Götter annehmen, sie bekäme einfach nur einen Wutanfall. »Acheron?«
Mit einer unsichtbaren Barriere hielt er sie zurück und verfluchte sie auf Atlantäisch. Sie spürte seinen Schmerz, doch sie wusste nicht, warum er litt. Vom Sturm seiner Wut erfasst, wirbelte alles in ihrem Tempel umher. Nur sie und er standen still.
Artemis ? Ich habe ein Problem.
Als Astrids Stimme in ihrem Kopf erklang, zuckte sie zusammen. Nicht jetzt, Astrid, ich habe zu tun.
Lass mich raten. Ist Acheron verärgert?
»Über bloßen Ärger bin ich längst hinaus, Astrid.« Seine Stimme klang leise, tief und unheimlich, und die
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