Prinz der Nacht
Schlaf drangen, erwachte sie.
»Diesen Zarek mag ich, der ist richtig nett.«
Sie erkannte Simis Stimme und blinzelte. Dann bewegte sie sich und spürte etwas unter ihrer Hand, Zareks Schnitzereien. Ihre Finger zeichneten die Konturen nach. Bis sie merkte, was die Figuren darstellten, dauerte es nicht lange - sechs Charaktere aus dem »Kleinen Prinzen«, diesen selbst, das Schaf, den Elefanten, die Rose, den Fuchs und die Schlange. Lauter exquisite Kunstwerke, mit sorgsamer herausgearbeiteten Einzelheiten als bei den anderen, die sie
»gesehen« hatte.
»Sogar einen Dosenöffner hat er mir gebracht, damit ich meine Fänge nicht benutzen muss«, fuhr Simi fort. »Dieses Metall würde meinen Zähnen schaden. Mmmm !« Genüsslich schmatzte sie. »Schweinefleisch mit Bohneneis, meine Lieblingsspeise.«
»Wo ist Zarek?«, fragte Astrid und richtete sich auf.
»Keine Ahnung. Ich bin erst vor ein paar Minuten erwacht. Da fand ich dieses leckere Essen.«
»Zarek?«, rief Astrid. Keine Antwort. Typisch für ihn. »Ist er oben in der Hütte, Simi?«
»Das weiß ich nicht.«
»Würdest du bitte nachsehen?«
»Zarek ! «, schrie der Dämon.
»Hör mal, das kann ich auch.«
»Okay«, seufzte Simi irritiert, »aber lass meine Bohnen nicht auftauen. Übrigens, Akri hat gesagt, ich soll dich beschützen. Deine Befehle muss ich nicht befolgen. Außerdem ist Zarek ein großer Dark Hunter, der auf sich selbst aufpassen kann.«
Astrid spürte, wie der Dämon verschwand. Nach ein paar Minuten kam er zurück.
»Da oben ist er nicht.«
Astrids Puls beschleunigte sich. War er weggefahren, um Vorräte zu kaufen? »Hat er eine Nachricht hinterlassen?«
»Nein.«
Zarek trat die Tür des ersten Apollitenhauses auf, das er erreichte.
Schon seit einigen Jahrzehnten existierte diese kleine Gemeinde am Rand von Fairbanks. Er hatte die Bewohner nie besucht. Die Regeln der Dark Hunter verboten ihnen, Apolliten zu behelligen, solange sie sich nicht in Daimons verwandelten, die Menschenblut tranken. Wenn sie unter sich blieben und niemandem schadeten, bis sie mit siebenundzwanzig Jahren starben, genossen sie den gleichen Schutz wie die Menschen. Deshalb war Zarek - laut Simi -
verbannt worden. Artemis und die Götter betrachteten den Mord an einem Apolliten als schweres Verbrechen.
In diesem Moment hätte er das Gesetz nur zu gern gebrochen, auch alle anderen, um Astrid zu retten.
Sobald die Tür aufflog, begannen die Frauen zu schreien, rannten in Deckung, und die Männer stürmten ihm entgegen. Zarek nutzte seine telekinetischen Kräfte und presste sie an die Wände. »Macht keinen Unsinn«, fauchte er,
»denn ich habe keine Lust, mich mit euch herumzuschlagen. Ich suche Thanatos.«
»Hier ist er nicht«, antwortete einer der Männer.
»Das dachte ich mir. Könnt ihr ihm eine Nachricht bringen?«
»Nein.«
»Sicher wird er uns töten ! «, ertönte eine Kinderstimme im Hintergrund des Hauses, der angstvolle Klang ermahnte Zarek zur Mäßigung.
Er ließ die Apolliten, die er an die Wand gedrückt hatte, frei. »Sagt Thanatos, wenn er mich treffen will, dass ich außerhalb der Stadt in Bear ' s Hollow warte. Wenn er in einer Stunde nicht aufkreuzt, komme ich hierher zurück und töte alle, die ich als Daimons erkenne«, fügte er hinzu und ging hinaus.
Nach ein paar Schritten blieb er stehen und hörte, wie sie die Tür verriegelten. Dann berieten sie sich im Flüsterton, bis sie entschieden, wer Thanatos verständigen sollte.
Zufrieden stieg Zarek auf sein Schneemobil und fuhr zum Treffpunkt. Dort zog er Spawns Handy hervor und rief Jess an. Beim dritten Läuten meldete sich der Cowboy. »Hallo, bist du das, Eskimo?«
»Ja. Hör zu, ich habe Astrid in meiner Hütte zurückgelassen ... «
» Was hast du? Bist du ... ?«
»Klar, ich bin verrückt. Aber da ist sie vorerst in Sicherheit. Geh in drei Stunden zu ihr, das müsste mir genug Zeit geben.«
»Wofür?«
»Kümmer dich nicht drum. Geh in meine Hüte und hol Astrid raus. Übrigens, sie versteckt sich zusammen mit einer Frau. Sei nett zu der Kleinen, sie gehört Ash.«
»Was für eine Kleine?«
»Das wirst du schon sehen.«
»In drei Stunden?«, wiederholte der Cowboy.
»Ja.«
Nach einer kurzen Pause fragte Jess: »Und du, Eskimo?«
»Was soll mit mir sein?«
»Du machst doch keine Dummheiten?«
»Nein, sondern was sehr Schlaues«, erwiderte Zarek und drückte die Aus-Taste. Er verstaute das Handy in seinem Rucksack. Dann nahm er sein Feuerzeug und die
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