Prinz der Nacht
den anderen Räumen schliefen der Gastgeber und die Mitglieder seiner Familie, die aus Daimons und Apolliten bestand, und warteten auf den Sonnenuntergang. Sobald der Abend dämmern würde, konnten sie ungefährdet ausgehen.
Nachdem der Tagestöter in der letzten Nacht Zareks Spur verloren hatte, war er erneut auf die Suche gegangen.
Schließlich gab er von seiner Erschöpfung übermannt auf. Die Daimons brachten ihn in dieses Haus, wo er sich ausruhen sollte. Aber obwohl er sich immer noch müde fühlte, fand er keinen Schlaf, weil ihn seine üblichen Albträume quälten. Er spürte den Ruf der Orakel, die ihn in seinen Käfig im Tartarus zurückschicken wollten. Doch er verweigerte ihnen den Gehorsam.
Neunhundert Jahre lang hatte er auf seine Rache gewartet. Als Artemis ihn erschuf, versprach sie ihm, er würde Zarek von Moesia töten. Dann hatte sie sich aus unerfindlichen Gründen anders besonnen. Was sie vorausgesagt hatte, geschah nicht. Statt in Reichtum und Luxus zu leben, musste er in einer winzigen Zelle dahinvegetieren, einsam und unbeachtet.
»Niemand darf wissen, dass du lebst«, erklärte sie ihm. »Zumindest nicht, bis ich dich brauche.«
Also hatte er gewartet, Jahr um Jahr, Jahrhundert um Jahrhundert. Immer wieder rief er nach der Göttin und flehte, sie möge ihn freilassen oder töten. Kein einziges Mal antwortete sie. Er hatte gelernt, dass es schlimmere Dinge gab als die kurze Lebensspanne, die seine apollitischen Verwandten fürchteten. Die Unsterblichkeit in einem dunklen Loch war viel grausiger.
Nein, dorthin würde er nicht zurückkehren. Niemand durfte ihn je wieder einsperren. Eher würde er den ganzen Olymp niederreißen.
Vor lauter Angst, ihre Dark Hunter könnten Amok laufen, hatte Artemis nicht gründlich genug nachgedacht. Deshalb gab es niemanden, der ihn aufzuhalten vermochte.
Das Fragment einer Erinnerung flackerte durch sein Gehirn, und er sah sich selbst als Apollit. Das Bild veränderte sich. Jetzt beobachtete er, wie seine Frau von Zarek ermordet wurde. Wütend schrie er auf. Nein, es wäre zu barmherzig, diesen Dark Hunter zu töten. Er soll leiden, so wie ich gelitten habe, die grässlichsten Schmerzen empfinden.
Zum ersten Mal seit Jahrhunderten lächelte er. Ja. Letzte Nacht hatte Zarek eine Frau beschützt, auf dem Schneemobil an sich gedrückt .
Seine Frau. Thanatos stieg aus dem Bett und schlüpfte in seinen Mantel. Obwohl er
. .
erschöpft war, wollte er nicht mehr versuchen einzuschlafen. Stattdessen würde er den Dark Hunter aufspüren - und dessen Frau.
Sie sollte sterben. Und Zarek würde weiterleben. So wie Thanatos.
In ewigen Qualen würde er den Verlust seiner Liebsten beklagen.
Zarek betrachtete Astrid, die in seinen Armen eingeschlafen war, während sie geredet hatten.
Geredet. Nie hatte er geglaubt, er würde einmal mit jemandem reden. Aber es gab viele Dinge, die er niemals zu erleben erwartet hatte.
Sogar im Schlaf sah sie müde aus. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. Er hauchte einen Kuss auf ihre Lippen, dann ließ er sie ganz vorsichtig los, um sie nicht zu stören, stand auf und wanderte umher.
Etwas abseits lag Simi am Boden. Auch sie schlief tief und fest, einen Arm unter dem Kopf, die andere Hand unter dem Kinn. Sie erinnerte ihn an ein kleines Mädchen. Kein Wunder, dass Ash sie liebte. Sie ist seine Kraft. So wie Astrid meine ist. Jetzt war er für beide verantwortlich. Unter dem Eindruck dieser Last breitete er eine Decke über den kleinen Dämon.
Da lächelte Simi im Schlaf und wisperte: »Danke, Akri. «
Sehnsüchtig musterte er seinen Parka, auf dem Astrid lag. Auch sie deckte er zu. Er nahm ein paar kleine Gegenstände aus seiner Hosentasche, die er in seiner Hütte gesammelt hatte, als er nach oben gegangen war, um eine Mahlzeit für Simi zu holen.
Diese Sachen deponierte er neben Astrid und legte ihre Hand darauf, damit sie seine Geschenke »sah«, wenn sie erwachte. Zärtlich strich er über ihre Wange und ihr Haar. Sie war sein Leben, er stellte sich vor, wie leidenschaftlich
sie ihn umarmt hatte, wie glücklich sie aussah, wenn sie ihren Höhepunkt erreichte, wie ihre Stimme klang, wenn sie seinen Namen aussprach. So schmerzlich würde er sie vermissen. Und deshalb musste er sie retten.
Mit allen Waffen gerüstet, die er tragen konnte, kletterte er durch die Falltür in den dichten Wald hinauf und erschauerte in der Kälte. Entschlossen machte er sich auf die Suche nach Thanatos.
Als seltsame Laute in Astrids
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