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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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bedrückende Einsamkeit.
    »Fahrt doch zur Hölle! «, schrie er. »Keinen von euch brauche ich, gar nichts brauche ich !« Nun wandte er sich von der Tür ab, sank inmitten des kalten Sturms auf die Knie, das Haar und die Wimpern weiß gefroren, die Haut bläulich verfärbt. Die Augen geschlossen, als könnte er das Gelächter nicht mehr ertragen, wisperte er: »Nichts und niemanden brauche ich.«
    Plötzlich änderte sich der Traum, die Hütte verwandelte sich in das Haus, das Astrid vorübergehend in Alaska bewohnte. In diesem Traum gab es keine Dark Hunter, keinen Blizzard, nur eine friedliche Nacht.
    »Astrid.« Wie ein leises Gebet hauchte er ihren Namen. »Wie gern wäre ich bei dir.« Aus seinem Mund klang ihr Name wie eine Melodie.
    Er saß im Schnee und blickte zum dunklen Himmel empor, wo Millionen Sterne zwischen den Wolken funkelten.

    Mit leiser Stimme zitierte er wieder einen Satz aus dem »Kleinen Prinzen«. »>Ich frage mich, ob die Sterne leuchten, damit jeder eines Tages den seinen wiederfinden kann.«< Nun schlang er die muskulösen Arme um seine angezogenen Beine. »Meinen Stern habe ich gefunden - eine bildschöne Frau. Voller Anmut und Güte. Mein Gelächter in langen Winternächten. Sie ist mutig und stark. Kühn und so verführerisch. Anders als alle Frauen im Universum. Aber ich darf sie nicht berühren. Das wage ich nicht.«
    Während sie seinen poetischen Worten lauschte, vermochte sie kaum zu atmen. Nie zuvor war ihr so eindringlich bewusst geworden, dass ihr Name auf Griechisch »Stern« bedeutete.
    Aber Zarek hatte es erkannt. Konnte ein Mörder auf so wundervolle Gedanken kommen?
    »Astrid oder Aphrodite«, fügte er hinzu, »sie ist meine Circe. Aber statt einen Mann in ein Tier zu verwandeln, hat sie dem Tier eine menschliche Seele verliehen.« Plötzlich geriet er in Wut, wirbelte mit einer Fußspitze den Schnee auf und lachte bitter. »Welch ein Idiot ich bin! Warum sehne ich mich nach einem Stern, der mir niemals gehören wird?«
    Wehmütig schaute er wieder zum Himmel hinauf. »Alle Sterne glänzen außerhalb der menschlichen Reichweite. Und ich bin nicht einmal ein Mensch.« Den Kopf in seinen Armen vergraben, begann er zu weinen.
    Diesen Anblick ertrug Astrid nicht länger. Sie wollte den Traum verlassen. Aber ohne M' Adocs Hilfe konnte sie nicht erwachen. Also beobachtete sie Zarek weiterhin. Wie ein Messer schnitt sein Kummer in ihr Herz. In der Realität war er so stark, ein eiserner Amboss, der jedem Schlag standhielt. Und er schlug um sich, weil er niemanden in seiner Nähe dulden mochte. Nur in seinen Träumen sah sie sein wahres Wesen, seine Verletzlichkeit, und sie verstand den Mann, der sich keinem anderen zu offenbaren wagte und seine empfindsame Seele verbarg, denn die Verachtung der Menschen hatte sie zu tief verwundet.
    Astrid wollte seine Qual lindern und ihn in eine Welt führen, wo er sich nicht wie ein unerwünschter Außenseiter fühlen würde. Ja, sie musste ihm zeigen, wie es war, wenn man seine Hand ausstreckte und nicht zurückgestoßen wurde.
    In ihrer jahrhundertelangen Tätigkeit als Richterin war ihr kein einziger Angeklagter begegnet, der so intensive Gefühle bei ihr geweckt hätte. Zarek berührte einen Teil von ihr, dessen Existenz sie erst jetzt wahrnahm. Vor allem bewegte er ihr Herz, obwohl sie befürchtet hatte, es würde nicht mehr funktionieren. Nun schlug es für ihn.
    Noch länger konnte sie nicht mit ansehen, wie er in seiner Einsamkeit litt. Entschlossen beamte sie sich in ihre Hütte und öffnete die Tür ...
    Sein Puls beschleunigte sich, als er aufschaute und ein Gesicht sah, das dem Himmel zu entstammen schien. Nein, viel besser - es übertraf alle himmlischen Wunder. In diesem Traum hatte ihm noch niemand eine Tür geöffnet.
    Nur Astrid ... Sie stand auf der Schwelle, die hellblauen Augen nicht mehr blind, sondern voller Güte. »Komm herein, Zarek, lass dich wärmen.«
    Ehe er sich anders besinnen konnte, sprang er auf und ergriff ihre ausgestreckte Hand. In der Wirklichkeit hätte er es nie getan. Das wagte er nur im Traum. Ihre warme Haut schien ihn zu verbrennen. Wortlos zog sie ihn in ihre Arme. Er begann zu zittern, überwältigt von den ungewohnten Empfindungen, die ihr Busen an seiner Brust erregte, ihr Atem auf seiner halb erfrorenen Haut.
    So fühlte sich also eine Umarmung an. Heiß. Tröstlich. Exquisit. In seinem menschlichen Leben hatte er nichts dergleichen genossen. Nun konnte er nichts weiter tun, als die Augen zu

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