Prinz der Nacht
verletzt werden. Davor möchte ich dich bewahren.«
Während er Zarek ins Gästezimmer trug, blieb sie am Boden sitzen. Gewiss, seine Warnung ist berechtigt. Von Miles betört und geblendet, hatte sie sein wahres Wesen nicht erkannt. Aber er war arrogant und eitel gewesen, im Gegensatz zu Zarek. Jener Dark Hunter hatte vorgegeben, für andere zu sorgen, und in Wirklichkeit nur seinen eigenen Vorteil gesucht.
Und Zarek? Niemand interessierte ihn, am allerwenigsten er selbst. Um das zu beweisen, gab es nur eine einzige Möglichkeit.
Sie stand auf und goss ein Glas Saft für Sasha ein.
»Was wirst dujetzt mit ihm machen?«, fragte er, als er ihr ein paar Minuten später in die Küche folgte.
»Erst einmal lasse ich ihn schlafen«, erwiderte sie ausweichend.
Wenn er wüsste, was sie plante, würde er ausflippen. Und sie hatte keine Lust, mit einem wütenden Wolfsmann zu streiten. Sie reichte ihm das Glas, das er kommentarlos entgegennahm. Dann hörte sie, wie er den Kühlschrank öffnete, nach etwas Essbarem suchte, und sie ging zur Theke. Während er mit Zarek beschäftigt gewesen war, hatte sie eine kleine Dosis Lotus-Serum in Sashas Drink geschüttet.
Bei ihm dauerte es etwas länger, bis er den Einfluss der Droge spürte. Wegen ihres besonderen Stoffwechsels ließen sich die Katagaria nicht so leicht betäuben.
»Bitte, Astrid, sag mir, du hast es nicht getan ... «, murmelte er etwas später, als das Serum zu wirken begann. Kurz danach hörte sie ein schwaches elektrisches Knistern, das eine Verwandlung seiner Gestalt ankündigte. Sie tastete sich an der Theke entlang, bis sie ihn berühren konnte. Jetzt war er wieder ein Wolf, und er schlief tief und fest.
Sie ging durch das Haus, um festzustellen, ob alle Lampen und der Herd ausgeschaltet waren und dass in allen Räumen eine angenehme Temperatur herrschte.
In ihrem Zimmer holte sie das Idios-Serum hervor. Mit dem Fläschchen in der Hand betrat sie Zareks Zimmer, nahm einen Schluck und legte sich an seiner Seite ins Bett. Wenn sie schlief, würde sie mehr über diesen Mann erfahren, die Geheimnisse seines Herzens ergründen ...
Durch die kühle Nachtluft von New Orleans drang gedämpfte Musik, als Zarek im French Quarter stehen blieb, in der Nähe des alten Ursulinenklosters.
Mehrere Touristen versammelten sich um einen Fremdenführer, der wie Anne Rices Vampir Lestat kostümiert war.
Im Hintergrund stand ein zweiter »Vampir« in einem langen schwarzen Umhang, mit imitierten Fängen, und beobachtete ihn.
Fasziniert hörten die Touristen zu, während der Fremdenführer einen berühmten Mordfall schilderte. Auf den Eingangsstufen dieses Klosters waren zwei Leichen gefunden worden, völlig blutleer. Einer alten Legende zufolge hatten in diesem Gebäude Vampire gehaust. In manchen Nächten schlichen sie immer noch heraus, um in New Orleans ihr Unwesen zu treiben.
Diese absurde Geschichte entlockte Zarek ein verächtliches Seufzen, und der Fremdenführer, der sich für einen dreihundert Jahre alten Vampir namens Andre ausgegeben hatte, schaute zu ihm hinüber. »He !«, rief er den Touristen zu und zeigte auf Zarek. »Da ist ein echter Vampir ! «
Neugierig wandten sich die Leute zu Zarek, der ihnen einen unheilvollen Blick zuwarf. Ehe er sich eines Besseren besinnen konnte, fletschte er seine Fänge und zischte. Schreiend rannten die Touristen davon, ebenso wie die bei den Fremdenführer.
Wäre ihm das Gelächter nicht so fremd gewesen, hätte er angesichts dieser überstürzten Flucht gelacht. Doch er konnte den Aufruhr, den er verursacht hatte, nur mit zynisch verzerrten Lippen quittieren.
»Unglaublich, was du soeben getan hast!«
Er spähte über seine Schulter und entdeckte Acheron. Wie ein dunkles Gespenst stand der Atlantäer in den Schatten, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, mit langem violettem Haar. Lässig zuckte Zarek die Achseln. »Hätten sie nachgedacht, statt wegzulaufen, würden sie glauben, es gehört zur Show.«
»Das würden die Fremdenführer niemals vermuten.«
»Oh, die halten das für einen albernen Streich. Das behaupten die Menschen immer wieder, um unsere Existenz zu erklären.«
Acheron seufzte tief auf. »So sehr hatte ich gehofft, du würdest deinen Aufenthalt in New Orleans nutzen, um Artemis zu beweisen, dass du wieder unter Menschen gehen kannst.«
»Ja, natürlich.« Zarek verdrehte die Augen. »Warum bewirfst du mich nicht mit Scheiße und sagst, es wäre nur Schlamm?« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich
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