Prinz Rajin - Der Verdammte
die Erfahrung auf diesem Gebiet haben. Unsere Feinde sind so übermächtig, dass wir unsere Kräfte zurückhalten müssen. Ein Angriff wäre der Untergang!“
„Ich habe keineswegs vor, blind in mein Unglück zu rennen“, entgegnete Rajin.
Die Sonne stand schon tief, als die ersten balkengroßen Brandpfeile auf die Stadt zuflogen, abgeschossen von den riesigen Springalds der Flugschiffe, und durch die Hausdächer schlugen. Offenbar kannten sich die Angreifer zumindest so gut in Sukara aus, dass sie recht genau wussten, wo sich die Drachenpferche befanden. Das war auch nicht verwunderlich, denn bis vor kurzem hatten noch recht regelmäßig Handelsluftschiffe Sukara angeflogen, um ihre Ladung dort umzuschlagen und zum Weitertransport ins Landesinnere Drachenias in die Gondeln von Lastdrachen umzuladen. Um zu erfahren, wo die Drachenpferche waren, hatte man nur einige der tajimäischen Händler aus Diria oder Kajar befragen müssen, die diese Route regelmäßig flogen. Selbst jetzt lagen noch zwei kleinere Lastschiffe an einem Ankermast; die hatte man im Ostviertel von Sukara eigens errichtet, damit die eintreffenden Luftschiffe ihre Ankerleinen daran festmachen konnten.
Von dem Angriff der Tajimäer waren die Händler, denen diese Schiffe gehörten, ebenso betroffen wie die Bürger Sukaras. Eines der Schiffe wurde von einer der baumsteindicken Brandlanzen durchschlagen und fing Feuer. Die Flammen griffen auf das unmittelbar daneben ankernde zweite Luftschiff über. Die Halteseile glichen innerhalb kürzester Zeit Zündschnüren, wie sie in Feuerheim zu verschiedenen Zwecken in Gebrauch waren. Wenig später stiegen die beiden Schiffe brennend und unkontrolliert empor. Das Feuer verschlang sie mitsamt ihrer halb gelöschten Ladung. Brennende Träger sprangen in ihrer Verzweiflung in die Tiefe. Ihre Schreie mischten sich mit dem Brüllen der Drachen in den Pferchen, wobei der größte Lärm gar nicht von den verhältnismäßig wenigen Kriegsdrachen ausging, deren Pferche innerhalb der Burg lagen, sondern von den größeren und eigentlich viel friedlicheren Lastdrachen.
Ein wahrer Hagel von Katapultgeschossen unterschiedlichster Art prasselte auf die Stadt und den Hafen nieder. Die Dschunken von Küstenhändlern und Fischern fingen in großer Zahl Feuer. Um die etwas höher gelegene Burg zu erreichen, die von der eigentlichen Stadt wie von einem breiten schützenden Saum umgeben wurde, reichte die Schussweite der meisten Katapulte jedoch nicht aus. Dennoch traf der Pfeil eines Springald einen der Haupttürme, krachte durch ein Fenster ins Innere, und bald schon schlugen Flammen aus den Fensteröffnungen und Scharten des Turms. Im Burghof schöpfte daraufhin eine Schar aufgescheuchter Drachenier Wasser aus dem Brunnen, um es zum Brandherd zu bringen. Daran, eine Eimerkette zu bilden, dachte niemand in der Panik.
Beinahe ebenso gefährlich wie die riesigen Pfeile der Springalds waren Hunderte von Drachenzwicker, die auf die Stadt herabregneten. Als einer der Transportdrachenpferche im Ostviertel nach mehreren Treffern sowohl durch brennende Drachenzwicker als auch durch Springald-Pfeile schließlich in hellen Flammen stand und selbst das Wasser der Drachentränken nicht ausreichte, um das Feuer zu löschen, brachen die ersten Transportdrachen aus ihren Pferchen aus. Wilden, in Panik geratenen Bestien gleich trampelten sie durch die Straßen. Jeder Brandherd, dem sie begegneten, verstärkte ihre Furcht. Manche von ihnen stießen aus ihren aufgerissenen Mäulern Feuerlohen aus und verschlimmerten damit die Lage noch, sowohl für sich selbst als auch für die Stadt.
Es war ein kleiner Vorgeschmack dessen, was die Welt erwartete, wenn die Herrschaft über die Drachen tatsächlich eines Tages völlig verloren ging …
Fürst Payu ließ unterdessen die Garde der Drachenreiter von Sukara im inneren Burghof antreten.
„Dies ist Prinz Rajin Ko Barajan, der letzte Spross des Kaiserhauses“, rief der Fürst mit donnernder Stimme. „Er ist der rechtmäßige Kaiser des Drachenlandes. Mir gegenüber hat er seine Herkunft eindeutig bewiesen, und da ihr auf mich eingeschworen seid und mir vertraut, solltet ihr auch ihm vertrauen.“
Ein Raunen ging durch die Reihen der Drachenreiter.
Rajin trat vor. „Manches musste bisher im Geheimen bleiben und durfte nur einer kleinen Zahl von Personen auf Burg Sukara bekannt werde. Doch die Notlage der Stadt und der Burg erfordert es nun, dass diese Vorsicht aufgegeben
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