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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der die Angreifer tote, halb verfaulte Kampfdrachen zerteilt und die verdorbenen Fleischstücke über die Stadtmauern geschleudert hatten, um dort nicht nur bestialischen Gestank, sondern auch Krankheiten zu verbreiten. Angeblich hatte der Geruch der toten Artgenossen die Drachen in den Pferchen der Verteidiger halb wahnsinnig werden lassen, sodass der später nur noch als „Die Namenlose Stadt“ bezeichnete Ort letztlich durch die eigenen Kriegsdrachen zerstört worden war.
    Auf den dahinziehenden Luftschiffen sah Ganjon das Zeichen der ineinander greifenden Kreise. Sowohl Drachenier als auch Tajimäer hingen überwiegend denselben Glauben an, und es war für Ganjon schwer verständlich, wieso man gegeneinander in den Krieg zog, wenn man doch einen gemeinsamen Gott als höchstes Wesen ansah.
    Der Zug der Luftschiffe folgte dem Verlauf der Küste Richtung Sukara.
    „Ich frage mich, ob wir überhaupt noch etwas ausrichten können“, sagte Andong.
    „Wir haben einen Eid geschworen“, erinnerte ihn Ganjon.
     
     
    Befehle gellten über die Zinnen der Burg von Sukara. Die Stadttore waren geschlossen worden, und man bereitete sich auf das Unvermeidliche vor.
    Rajin befand sich auf dem Mittelturm der Burg, zusammen mit Fürst Payu und Meister Liisho. Der Prinz hatte den Lederharnisch eines einfachen Kriegers angelegt. Im Gürtel trug er einen kurzen Drachenstab und über dem Rücken gegürtet eines jener Matana-Schwerter, mit denen er bisher vergeblich versucht hatte, einen Block aus Drachenbasalt zu spalten.
    Liisho war ebenfalls mit Schwert und Drachenstab bewaffnet, nur dass sein Drachenstab deutlich länger war als eine Elle. Fürst Payu trug seine fürstliche Rüstung, die wie Silber glänzte und auf der Brustplatte mit dem verschlungenen Wappen seiner Familie verziert war.
    Rajin trat an den Mauerrand und blickte zum Horizont. Schon vor Stunden verharrten dort die ersten Luftschiffe am Himmel. Statt sich auf geradem Weg weiter der Stadt Sukara und der Mündung des Südflusses zu nähern, blieben sie in sicherer Entfernung.
    „Sie warten erst ab, bis sie genug ihrer Kräfte gesammelt haben“, vermutete Fürst Payu. Er blickte durch ein mit Edelsteinen besetztes Fernglas und sah immer mehr Luftschiffe des Feindes am Himmel auftauchen. „Sie lassen die ersten Erkundungstrupps der Dreiarmigen an Strickleitern herab!“, meldete er nach einer Weile, dann reichte er das Fernglas Prinz Rajin. „Seht Euch an, Herr, wer in Kürze versuchen wird, unserer Stadt den Untergang zu bringen.“
    Rajin hob das Glas an sein linkes Auge. Deutlich konnte er erkennen, wie aus mehreren kleineren Luftschiffen Strickleitern herabgelassen wurden, an denen die Dreiarmigen zum Boden kletterten. Ihre Gestalt erinnerte nur entfernt an die von Menschen. Rajin schätzte, dass sie im Durchschnitt größer waren als ein Seemannenkrieger. Auf einer Seite wuchs ihnen ein enorm kräftiger Arm aus der Schulter, auf der anderen hatten sie zwei vergleichsweise schmächtige Gliedmaßen, die aber immer noch dicker waren als der Oberschenkel so manches Menschenkriegers. Ihre Haut ähnelte dem Schuppenpanzer eines Drachen und galt als ebenso widerstandsfähig. Die Dreiarmigen trugen nichts weiter als einfache Tuniken – und auch das nur, weil sich insbesondere die zur Schamhaftigkeit neigenden Bewohner Tajimas und Drachenias an ihrem unverhüllten Anblick gestört hätten. Kleidung benötigten die Dreiarmigen eigentlich nicht, weder gegen Kälte noch um sich im Kampf vor Verletzungen zu schützen.
    Ein gutes Dutzend dieser dreiarmigen Krieger war inzwischen abgesetzt worden. Die meisten von ihnen waren mit Axt, Schwert und Schild bewaffnet. Im Kampf hielten sie die oft monströs große zweischneidige Axt in der Hand des starken Arms und Schwert und Schild in den Händen des etwas schwächeren Armpaares auf der anderen Seite.
    In geduckter Haltung arbeiteten sie sich voran und nahmen dabei Deckung im Gelände. Sie schienen den Auftrag zu haben, das Gebiet bis zu den Mauern der Stadt aufzuklären.
    Immer mehr Luftschiffe sammelten sich am Horizont und hoben sich als dunkle Schatten gegen die Abendsonne ab.
    „Wahrscheinlich werden sie bis zum Einbruch der Nacht warten“, vermutete Rajin.
    Schließlich teilten sich die Luftschiffe der Tajimäer auf; sie begannen die Stadt von allen Seiten einzukreisen. Ankerleinen wurden ausgeworfen, um die Luftschiffe zu fixieren. Einige kleinere Schiffe strebten flussaufwärts – vermutlich um die Brücken über

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