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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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„Aber falls sich kein Grund zur Sorge ergibt, bin ich einverstanden.“
    So setzten sie sich ans Feuer.
    Ganjon machte den Vorschlag, nicht die mitgeführten Vorräte anzubrechen, sondern auf die Rückkehr der Späher zu warten. „Ich bin mir sicher, dass sie uns eine schmackhafte Jagdbeute mitbringen“, sagte er. „Einen völlig ausgestorbenen Eindruck machen diese Wälder jedenfalls nicht. Da wird es gewiss irgendein Getier geben, dass sich leicht erjagen und zubereiten lässt!“
    „Wenn Eure Männer nicht vor Hunger zu meutern beginnen, bin ich gern bereit zu warten“, gab Rajin zurück. Er selbst hatte kaum Appetit.
    Nun, da er zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch aus Sukara Zeit hatte, ein wenig nachzudenken, kehrten die bedrückenden Erinnerungen zurück, die ihn schon so lange quälten. Er dachte an Nya und den ungeborenen Sohn, den sie unter dem Herzen trug. Er seufzte schwer, denn ein Gefühl der Hilflosigkeit wollte von ihm Besitz ergreifen.
    Er hörte Ganjon, der mit einem Ninja scherzte, den er Sekinji nannte, eine Bezeichnung für ein achtbeiniges Nagetier, das für seine Fressgier und Unersättlichkeit berüchtigt war. Mitunter kam es in manchen drachenischen Städten zu wahren Sekinji-Plagen, und manche Eltern glaubten, dass sich diese Parasiten nicht weiter fortpflanzten, wenn man das eigene Kind nach ihnen benannte.
    Ob diese Strategie bei der Nagetierbekämpfung je Erfolg gehabt hatte, war zweifelhaft. Aber Tatsache war, dass es nach jeder Sekinji-Plage eine Flut von Neugeborenen beiderlei Geschlechts gab, die diesen Namen trugen, inklusive einiger fantasievoller Variationen, und sich später im Leben deswegen jede Menge Spott gefallen lassen mussten. Aber der Ninja Sekinji schien daran gewöhnt zu sein und wusste mit beißender Ironie zu antworten.
    Für den Prinzen bildeten die Worte der Männer bald nur noch einen undeutlichen Singsang, während er wieder in die Welt seiner Erinnerungen versank. Er fasste sich mit der Hand an die Brust, wo er unter dem Wams das magische Pergament trug. Es stellte die einzige Verbindung zu den Seelen seiner Lieben dar.
    Liisho schien zu ahnen, was dem Prinzen durch den Kopf ging. „Man sollte sich nicht an Hoffnungen klammern, die kaum zu erfüllen sind, Rajin.“
    „Du hast die Worte des Magiers Abrynos gehört“, entgegnete Rajin.
    Der Weise nickte. „Gewiss habe ich sie gehört, und es mag sein, dass sich Großmeister Komrodor noch als guter Verbündeter gegen Katagi erweist. Zumindest besteht die Hoffnung. Und ich glaube sogar, dass du mit Hilfe des Großmeisters von der Kraft der Leuchtenden Steine profitieren kannst. Aber was den letzten Teil seiner Versprechungen betrifft, schien mir selbst Abrynos nicht so recht überzeugt davon, dass es möglich ist, Nya und ihren Sohn zurückzuholen.“
    „Ich habe Kojan II. auf dem magischen Pergament gesehen …“
    „Aber gewiss – nur wie willst du wissen, ob dieser Magier dich nicht nur hat sehen lassen, was du sehen wolltest?“
    „Ich bin stark genug, das zu unterscheiden.“
    „Die Illusionskunst der Magier sollte niemand unterschätzen. Und davon abgesehen hat er vielleicht gar kein eigenes Trugbild geschaffen, sondern lediglich dasjenige, das du dir selbst gemacht hast, so verstärkt, dass du es für die Wahrheit gehalten hast. Gegen Illusionen aus unserer eigenen Seele sind wir alle machtlos. Da mag man über so viel innere Kraft verfügen und so lange von den Weisesten der Weisen geschult worden sein, wie man will, es würde nicht reichen.“
    „Sprichst du aus eigener Erfahrung oder aus der anderer?“, fragte Rajin.
    „Ich habe mehr erlebt als jeder andere Mensch, der zurzeit in den fünf Reichen wandelt. Ich habe selbst die übliche Lebensspanne eines Magiers schon längst überschritten und vieles gesehen, was niemand sonst gesehen hat. Warum sollte ich auf die Erfahrungen anderer angewiesen sein, um mir ein Urteil zu bilden, Rajin?“
    Die Blicke der beiden Männer begegneten sich. Rajin gefiel es nicht, dass seine Seele und sein Leben für den Weisen offenbar ein offenes Buch waren. Von klein auf hatte er Rajin mit seinen Gedanken begleitet, und manchmal – so wie während des Drachenflugs von Sukara bis hierher – tat er es noch. Aber umgekehrt, so stellte Rajin fest, gab es Abschnitte aus Liishos eigener Vergangenheit und Bereiche seines Wesens, die er vor dem Prinzen zurückhielt. Dinge, über die er nicht reden wollte, wie zum Beispiel über seine eigenen Erlebnisse im Land der

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