Prinzessin auf Probe?
seine Beweggründe.
Da er unter falschem Namen eingestellt worden war, hatte sie nur darauf bestanden, dass er bewies, dass all seine medizinischen Zulassungen in Ordnung waren.
Letztlich war sie vor allem eine logisch denkende und pragmatische Frau.
Wie kam also eine solch vernünftige Frau dazu, in die Männerumkleide zu spazieren und ihn unter der Dusche zur Rede zu stellen? Dass er sich in dem Moment gewünscht hatte, er könnte sie zu sich unter den Wasserstrahl ziehen und ihr die Kleider vom Leib reißen, bis sie genauso nackt und erregt war wie er, tat ja nichts zur Sache.
Er schloss die Bürotür, und damit waren sie allein in seinem kleinen, spärlich möblierten Reich mit den dunklen Ledermöbeln, den Büchern und dem Gemälde von seinem Bruder.
Um den Druck in seinem schmerzenden Rücken etwas zu mildern, lehnte er sich gegen die Wand und schaute Lilah an. Sie hielt sich noch immer aufrecht, doch ihr Gesicht war blass. Sehr blass.
Zu sehr Arzt, um das zu ignorieren, bekam Carlos ein schlechtes Gewissen. Ganz offensichtlich stand sie unter großem Stress. Anders war ihr ungestümer Auftritt in der Dusche nicht zu erklären. Normalerweise legte sie ihren Fall ruhig dar und schlug dann gnadenlos und mit einer Präzision zu, die ihr eine brillante Karriere versprach. Das hätte er erkennen müssen. Idiotischerweise war er davon ausgegangen, dass ihr Auftritt etwas mit ihrer gemeinsamen Nacht vor drei Monaten zu tun hatte.
Carlos musterte ihre grünen Augen, entdeckte die dunklen Schatten darunter. „Gibt es schlechte Neuigkeiten wegen der Finanzierung des neuen Rehabilitationsgebäudes?“
„Es geht nicht um die Arbeit …“ Sie zögerte und biss sich auf die vollen Lippen, die wie geschaffen waren zum Küssen.
Die Sorge um sie vertrieb einen Teil seiner Verärgerung. Er stieß sich von der Wand ab und ging auf sie zu, angezogen nicht nur von den Erinnerungen an ihre Freundschaft, sondern auch von ihrem Parfum. Es war ein dezenter Duft, da es im Krankenhaus strikte Vorschriften gab, die stark riechende Parfums, Seifen und Cremes verboten. Doch es war der einzigartige Duft, den er nur mit Lilah in Verbindung brachte, und bei dem sein Puls jedes Mal stieg.
Lilah ließ ihn nicht aus den Augen, als er humpelnd näher kam, jeder Schritt eine Qual nach all den Stunden, die er im OP gestanden hatte. Doch er hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich über diesen offensichtlichen Makel Gedanken zu machen. Es gab im Leben so viel Wichtigeres. Er wusste, er konnte froh sein, überhaupt laufen zu können.
Er blieb vor ihr stehen. „Was ist denn so wichtig, dass du eine Szene machst, die noch die nächsten vier Wochen für Gesprächsstoff in der Cafeteria sorgen wird?“
„Es geht darum, was nach der Spendengala passiert ist.“
Carlos schluckte. Mit wenigen Worten hatte sie das Tor zu den Erinnerungen geöffnet. An jenem Abend waren sie hierher in sein Büro getaumelt und hatten die Nacht schließlich in seinem Haus verbracht. Die Erinnerungen waren zu lebhaft und folgten zu schnell auf Lilahs forschen Auftritt in der Dusche. Zum Glück hatte sie ihm so schnell das Handtuch gegeben, denn er war verdammt kurz davor gewesen, ihr ganz offensichtlich zu zeigen, wie sehr sie ihn noch immer berührte. Ihr den Rücken zuzukehren, um nach seinem Shampoo zu greifen, hatte ihm immerhin ein paar Sekunden gelassen, um seine Libido wieder unter Kontrolle zu bringen.
Es war leichtsinnig genug von ihm gewesen, der Versuchung nachzugeben, mit Lilah zu schlafen. Seitdem hatte er sich jeden Tag damit gequält, diese Nacht noch einmal zu durchleben, wohl wissend, dass es ganz leicht war, erneut der Versuchung zu erliegen. Als Lilah ihn unter der Dusche so eingehend gemustert hatte, war ihr Blick ihm fast wie ein Streicheln vorgekommen, und es war ihm, genau wie jetzt, schwergefallen, sich an all die Gründe zu erinnern, warum er die Finger von ihr lassen sollte.
Jetzt gelang es ihm definitiv auch nicht, denn er strich mit dem Finger über die einzelne Locke, die ihr Ohr umspielte. Ihre weiche Haut, das seidige Haar, all das zog ihn magisch an und ließ ihn seine guten Vorsätze vergessen.
Lilah riss ihre wunderschönen Augen auf, eine Sekunde, bevor er ihr die Hand in den Nacken legte und noch näher an sie herantrat. Genüsslich registrierte er, dass sie ihre herrlichen Kurven an ihn schmiegte. Die Rundung ihrer Brüste, die wohlgeformten Hüften, Lilah zu spüren weckte nicht nur sein Verlangen, sondern wieder
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