Prinzessin auf Probe?
zeugungsunfähig.“
2. KAPITEL
Lilah hatte schon so manchen Schock in ihrem Leben verkraften müssen, sei es als Staatsanwältin oder hier in der Krankenhausverwaltung. Die Tatsache, dass Dr. Carlos Medina seine königlichen Wurzeln verheimlicht hatte, war zum Beispiel etwas gewesen, was sie völlig geschockt hatte. Doch das, was er eben von sich gegeben hatte, übertraf alles.
Sie umklammerte die Kante des Schreibtisches, um nicht vollkommen aus dem Gleichgewicht zu geraten. Während sie Carlos musterte, fragte sie sich, was einen von Natur aus ehrenwerten Mann dazu bringen konnte, das eigene Kind zu verleugnen.
Ihre Hand kribbelte noch immer von der Ohrfeige, die sie ihm gegeben hatte, als er sie vorhin eine Lügnerin genannt hatte. Es ärgerte sie, dass sie die Kontrolle verloren hatte … auch schon bei dem Kuss. Kein Mann sollte solch eine Wirkung auf sie haben. Sie hatte lange und hart darum gekämpft, nicht so zu werden wie ihre Mutter. Und doch hatte schon eine einzige Berührung von Carlos’ Lippen genügt, und sie war schwach geworden.
„Du bist zeugungsunfähig?“, wiederholte sie, weil sie glaubte, sich verhört zu haben. Sie musste sich verhört haben, denn sie trug den Beweis seiner Zeugungsfähigkeit in sich. Entweder täuschte er sich, oder er war ein kaltblütiger Lügner.
„Das habe ich gesagt, ja.“ Er verlagerte sein Gewicht auf einen Fuß, eine Bewegung, die, oberflächlich betrachtet, zufällig aussah. Aber da Lilah ihn seit Jahren kannte, wusste sie, dass er damit sein verletztes Bein und den schmerzenden Rücken entlastete, etwas, was er unweigerlich tat, wenn er unter Stress stand.
Carlos wurde als einer der Halbgötter in Weiß angesehen, ein Chirurg, dem man zutraute, Wunder zu vollbringen. Ihr war aufgefallen, dass die meisten Menschen nur diesen Erfolg und seine Intelligenz wahrnahmen – einmal ganz davon abgesehen, dass sie sich von seinem guten Aussehen blenden ließen. Die Wenigsten blickten hinter die Fassade und entdeckten den Druck, den er auf sich ausübte. Mit dem Verlagern des Gewichts von einem Fuß auf den anderen und der Gewohnheit, den Rücken abzustützen, indem er sich gegen etwas lehnte, versuchte er, sich zu entlasten, ohne dass es anderen auffiel.
Doch daran durfte sie jetzt nicht denken. Für sie stand zu viel auf dem Spiel, als dass sie seiner Anziehungskraft nachgeben durfte.
„Warum hast du damals nichts gesagt?“, fragte sie skeptisch.
„Ich hielt die Information für nicht sonderlich relevant, da das Thema Fortpflanzung nicht zur Debatte stand.“ Sein süffisanter Tonfall reizte sie noch mehr.
„Aber du hast Kondome benutzt … auch wenn das eine im Whirlpool geplatzt ist.“
Allein der Gedanke an den Abend, als sie beide so sehr die Kontrolle verloren hatten, brachte sie wieder aus dem Gleichgewicht.
„Bei sicherem Sex geht es um mehr als um Schwangerschaftsverhütung.“
Natürlich wusste sie das. Sie war in helle Aufregung geraten, als das Kondom gerissen war, auch wenn Carlos ihr sofort versichert hatte, er sei gesund. Doch nie hatte sie das Schluchzen ihrer Mutter hinter der verschlossenen Schlafzimmertür vergessen können. Lilah war noch ein Kind gewesen, doch alt genug, um das Wesentliche des Streits ihrer Eltern zu verstehen.
Wieder einmal hatte ihr Vater eine Affäre gehabt, eine folgenschwere, denn er hatte seine Frau mit einer Krankheit angesteckt. Diese war heilbar gewesen, zum Glück, doch Lilah war entsetzt gewesen, wie schnell ihre Mutter ihm die Untreue vergeben hatte. Wieder und wieder.
Statt die Gedanken an ihre Mutter zu verdrängen, ließ Lilah sie zu, als Motivation, jetzt standhaft zu bleiben. „Dies ist dein Kind. Ich will kein Geld von dir, und ich habe auch nicht das geringste Interesse an diesem ganzen königlichen Kram. Ich möchte nur, dass mein Kind weiß, wer sein Vater ist.“
„Es ist nicht mein Baby“, erklärte er voller Überzeugung.
Lilah machte es wütend, dass er es weiterhin abstritt.
„Nur weil du als Teenager mal einen Reitunfall hattest?“ Sie war keine Ärztin, aber irgendwie klang seine Begründung nicht wirklich überzeugend, auch wenn seine Stimme absolut ernst war und seine aristokratische Miene so entschlossen wirkte.
„Das Trauma des Unfalls, zusammen mit einer Infektion nach der Operation, hat mich zeugungsunfähig gemacht. Ich bin Arzt, falls du das vergessen haben solltest. Dein Kind muss von jemand anderem sein.“
Ein Schatten huschte über sein Gesicht. Verärgerung,
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